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  • Day 15

    Don't feed the Monkeys!

    April 18, 2015 in Thailand ⋅ ⛅ 30 °C

    Letztes Jahr um diese Zeit kraxelten wir durch die Nationalparks im Westen der USA: Bryce Canyon National Park, Zion, Monument Valley, Grand Canyon und noch viel mehr. Dort gab es überall Schilder mit der Aufschrift „Don’t feed the Squirrels!“ und auf den Shuttelbussen, die Nationalparkbesucher durch die herrliche Landschaft karrten, prangerten furchteinflößende – überlebensgroße – Aufkleber von zerfetzten menschlichen Händen, die mehr schlecht als recht mit Dutzenden von Stichen zusammengeflickt waren. Genug um uns einen Heiden-Respekt vor diesen Squirrels einzujagen. Die Eichhörnchen dort waren nämlich nicht klein, rot und unglaublich putzig, sondern eher eine Mischung aus Bisamratte und überdimensionierten Meerschweinchen mit einem unstillbaren Fressbedürfnis. Leider gibt es immer wieder impertinente Idioten, die es dennoch unglaublich erquicklich finden, sich mit diesen ach so putzigen, reißzähnigen Raubtieren ihr Butterbrot zu teilen. Deswegen und auch nur deswegen sind diese Viecher auch so verdammt zudringlich. Und auch nur deshalb werden die richtig sauer, wenn man eben nicht sein Butterbrot mit ihnen teilt.

    Solche Tiere gibt es auch auf Koh Lanta. Nur sind die etwas größer, geschickter, intelligenter und springen von Baum zu Baum. Wer die Äffchenkatze kennt weiß ja bereits, dass Tiere, die man als Äffchen betiteln kann, alles andere als harmlos sind. Hier auf Koh Lanta gibt es sogar ein Idioten-Äquivalent, das seine Chips mit den Affen teilen möchte. Allerdings nur einen Chip. Die Affen sind aber nicht blöd und wissen, dass es eine ganze Tüte voller Chips gibt und nicht nur diesen einen lächerlichen in der Hand der Riesenaffens mit dem dämlichen Hut da. Don’t feed the Monkeys. Diese Schilder sollten mit dem Nachsatz: „Otherwise those Monkeys will klammern on your Bein and never let it los.“ erweitert werden. Allerdings habe ich das Gefühl, dass dennoch sämtliche Idioten-Äquivalente dieser Welt sich nicht davon abhalten lassen, die Affen zu füttern.

    Trotz diverser sich anbahnender Affenübergriffe, die wir allesamt beherzt mit einer leeren Wasserflasche als Waffe abwehren konnten, blicken wir heute auf einen sehr sehr schönen gestrigen Ausflug zurück. Mit dem Moped fuhren wir dieses Mal in den Süden der Insel, gen Nationalpark. Wir starteten auf Beach-Level, doch nach wenigen hundert Metern begannen satte Steigungen, an denen sich unser Moped beinahe die Zahnräder ausbiss. Knatternd schoben wir uns mit Tempo Zwanzig über die Bergkuppen, dann ging es auch schon wieder bergab. Irgendwann scheinen die Steigungen und Gefälle der Straße auch der öffentlichen Straßenbeschilderungsbebörde derart beindruckend geworden zu sein, dass jemand Schilder mit den Steigunswerten aufgestellt hatte. 16% Steigung nach oben, dann wieder 13% nach unten, ui, jetzt wieder 16% hoch. Ich schaffte es, etwa zehn Minuten lang mitzurechnen, auf welchem Niveau wir uns befanden, zog es aber dann stattdessen vor mittels mentaler Kontrolle die Bremsen des Mopeds auf den Fahrten bergab zu unterstützen. Sicher ist sicher. Schließlich gelangten wir zu einer Fee-Stelle, drückten dort 420 Bath ab und erhielten zwei Eintrittskarten, einen Parkschein für das Moped und eine Kopie einer mit unzähligen Ausrufezeichen gespickten Umgebungskarte. Nationalpark! hieß es da und Toilets!, Showers!, Beach View! und Viewpoint! Ein derart überschwänglicher Gebrauch von Ausrufezeichen kann nur eins bedeuten: Eine etwaige Geisteskrankheit des Kartographen oder die schiere überwältigende Ausstrahlung des genannten Nationalparkinventars. Wir hofften auf Zweites. Sollte doch keine Geisteskrankheit im Spiel gewesen sein, hat der überschwängliche Kartenzeichner auch nur ein bisschen übertrieben. Zwar ließen die Toiletten und Duschen nichts Spektakuläres erahnen, aber wenn man unter enormen Blasendruck leidet nimmt man sicherlich auch gern eine beausrufezeichnete Toilette in Anspruch. Und so, wie uns der Schweiß in wenigen Minuten fließen sollte, hatte auch die Dusche ihr Exclamations-Zeichen verdient.

    Wir machten uns nämlich auf, den Nature Trail zu bewandern. 1,7 Kilometer sollten wohl kein Problem sein, das Baby schlief selig im Tragetuch und der Weg lag im Schatten. Irgendwie begann der Trail zwar mit Stufen, die für Riesen ersonnen schienen, aber wir ließen uns nicht abschrecken. Gleich am Anfang und nach nur etwa 50 Monsterstufen, die erste Tropfen über unsere Nacken fliesen ließen, bot sich uns eine traumhafte Aussicht auf das kristallklare Meer. Übelst hübsch. Von hier aus sieht man eine ganz kleine Insel mit einem kleinen Leuchtturm darauf. Was machte uns noch auf diesem großartigen Pfad erwarten, wenn man schon am Anfang mit solchen Schmankerln belohnt wurde? Also schleppten wir uns weiter die abwechselnd unwahrscheinlich niedrigen und übermenschlich hohen Stufen empor. Immer gen Himmel unterwegs. Ohmann, da muss der Ausblick nachher aber der Wahnsinn sein. Quer durch den Urwald ging es, irgendwann begann der Schweiß über meine Augenlider zu fließen, (Ich schwöre, das ist mir noch nie in meinem Leben passiert. Eigentlich halten die Augenbrauen den Schweiß von solchem Scheiß ab.) auf Hinweistafeln konnten wir so einiges über den Urwald und seine Bewohner erfahren, aber so langsam fragten wir uns, warum das hier eigentlich Nature Trail heißt. Nur, weil man in der Natur unterwegs war? Eher fühlte es sich so an, dass dieser Trail durch die Natur zurückerobert wurde. Bäume brachen zwischen den Steinplatten hervor (Mein Gott, welche arme Sau hat eigentlich diese fetten Steinplatten den Abhang herauf geschleppt?), dicke Luftwurzelt überspannten den Weg und schwere Äste legten sich als Hindernisse vor unsere Füße. Auch wurde uns bewusst, dass wir nichts gegen unsere Natur tun konnten: Der Schweiß lief nur so unsere Körper herunter. David konnte sich mit der Hand übers Gesicht fahren und beim Ausschütteln der Hand prasselte es wir ein Regenguss auf umliegende Stauden. Irgendwann, eine Stunde war vergangen, der Mini-Mann hatte es sich inzwischen auf meinem Arm gemütlich gemacht und versuchte abwechselnd nach herunterhängenden Blättern zu greifen und versuchte dazwischen nonverbale Kommunikation mit dem älteren deutschen Ehepaar zu betreiben, das wahlweise vor oder hinter uns lief und unser Tempo hielt (Oder wir ihres? Beschämend!), irgendwann jedenfalls sahen wir Licht am Ende des Dschungeltunnels. Was mochte das sein? Gefühlt befanden wir uns nicht 1,7km vom Startpunkt entfernt, sondern 1,7km über den Meeresspiegel taumelnd. Allerdings beschlich uns der Verdacht, auf eine Straße zuzuhalten. Blinzend im Sonnenlicht angelangt erkannten wir: Das Häuschen, an dem wir unseren Eintritt bezahlt hatten. Moooment! Nach Passieren dieses Häuschen waren wir (angeblich nur 200m) eine elendig steile Straße bergabgefahren, um zum Parkplatz zu gelangen. Wir bedankten uns beim Universum und staksten mit zittrigen Knien die 20% Steigung hinab, das Baby glücklich auf Davids Schulter wankend. Special Workout für 420 Bath, HotYoga kann einpacken!

    War trotzdem schön, ein anschließendes Päuschen unter einem großen Pavillon mit erneuter Affenbelagerung machte uns fit für den Rückweg. Unterwegs dann noch Pad Thai an einem Straßenstand. (Im Übrigen ist es nicht schlimm, Pad Thai zu haben, wenn man es sich an einem authentic Straßenbüdchen holt. Das ist quasi Erweiterung des kulinarischen Horizonts.) Auch am Abend blieben wir dem local food treu. An einem weiteren Straßenbüdchen gönnten wir uns Noodle Soup und gegrilltes Hühnchenbein, welches ohne große Zurückhaltung mit einem fetten Hackebeil in mundgerechte Stücken zerteilt wurde. Das Baby indes konnte einer schielenden Siamkatze dabei zusehen, wie sie einen Mülleimer plünderte. Alle glücklich, alle satt, auch die Katze.

    (Fotos rümpeln noch auf der Gopro oder auf Davids Teil der Festplatte herum, werden aber nachgeliefert... ;) )
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