• Tag 18 Te Araroa

    11 novembre, Nouvelle-Zélande ⋅ ⛅ 16 °C

    Ich beschreibe den 11.11.25. War gestern Abend zu müde 🥱 Und da ich heute einen Ruhetag einlege, habe ich viel Zeit.
    Fakten:
    31 km in 10,5 h
    1325 hm
    Bin jetzt bei Kilometer 413 😃
    Ich war schon um 4.30 Uhr wach. Vielleicht weil ich aufgeregt war wegen der Strandüberquerung bei Ebbe. Wo um 6.00 Uhr der niedrigste Gezeitenstand ist. Dann wollte ich noch gerne mit Benita telefonieren, weil sie Geburtstag hatte 💕
    Von daher dachte ich warum weiter schlafen. Die Campkatze war auch schon wach und maunzte. Sie fand es super das ich wach war und sie kraulen konnte 😉
    Ich fand es super eine Katze da zu haben die ICH kraulen konnte. Also voll die Win-win Situation für uns beide ☺️
    Ich brachte zunächst alles in die Küche um mich dort zu sortieren und mir mein Frühstück zu machen. Ich wollte die anderen auch nicht stören. Die anderen waren das kanadische Ehepaar, Nathan aus GB und Jorgen aus Norwegen.
    Alles klappte sehr gut und auch der Video Call mit Benita funktionierte 🥰
    So zog ich los in die ersten Sonnenstrahlen des Tages 🌞
    Es war ein fantastisches Licht. Ich liebe es so sehr. Die morgendliche Goldene Stunde. Es schoss ein Foto nach dem anderen. Zum Glück ist die Zeit aus dem Blickwinkel gesehen, vorüber wo der Film in der Kamera nur 36 Fotos zustande kommen ließ 😅
    Alsbald kam der Ebbeabschnitt. Es war ein bisschen wie eine Wattwanderung. Aber toll, spannend. Ich musste immer wieder Ausschau halten nach den Wegweisern, die in Form von dünnen Stangen mit orangefarbenen Dreiecken irgendwo im Watt steckten. Dabei war es mitunter mal was matschig und mal was nass. Da ich durch kleine Flussarme durchmusste. Egal, ich fand das alles toll!
    Irgendwann sah ich die anderen. Sie hatten mich eingeholt. Genau am Ende wo es besonders matschig war, da ich den falschen Weg eingeschlagen und den Steg übersehen hatte 🙈🤣
    Es war auf jeden Fall witzig. Nathan kam barfuß an. Seine Wanderboots hingen am Rucksack und seine Crocs hatte er in der Hand. Seine Füße waren rabenschwarz, weshalb er sie erstmal mit seinem Trinkwasser abwaschen musste. Jorgen hingegen ist anscheinend über das Wasser und den Sand/Matsch geflogen. Alles war SAUBER 🤷‍♀️🫣😂
    Keine Ahnung wie er das geschafft hatte.
    Vanessa und Alex sahen aus wie ich, nasse und dreckige Schuhe. Wir alle hatten unseren Spaß.
    Es ging dann an Weiden mit Kühen und Stieren und Pferden vorbei, es folgte eine kurze Schotterstraße die einen ordentlichen Anstieg hatte. Das war mal nur ein kleiner Vorgeschmack auf das was noch kommen sollte… dennoch es war grandios. Jegliche Anstiege lohnen sich meistens, weil eine spektakuläre Aussicht folgt. So war es auch diesmal. Es tat so gut mal in die Ferne blicken zu können. Das Meer zu sehen, die verschiedenen Buchten und Berge. Phantastisch 🤩
    Es ging dann auf einen Wanderweg der noch höher hinauf verlief. Mit noch anderen Fernblicke, zum Beispiel auf das was wir noch vor uns hatten. Strandabschnitte und eine Bergkette 😅
    Es sei denn man hatte als Ziel einen Campingplatz vor der Bergbesteigung, so wie Jorgen.
    Mein Ziel war das Cabin bei Eric, also stand alles noch vor mir. Ich war auf jeden Fall glücklich. Das Wetter war super. Jedes Foto ein Postkartenmotiv.
    Beim Abstieg des ersten Berges hin zum Strand hatte ich dann leider eine nicht so schlaue Idee. Ich steckte meine Hut zwischen Rücken und Rucksack. Frohen Mutes hüpfte ich die Stufen hinunter und fast am Ende, bemerkte ich das der Hut weg war 🙈🙈 schon wieder hatte ich etwas verloren. Verärgert über mich selber begab ich mich zurück. Hinauf. Nathan kam mir irgendwann entgegen, doch er hatte meinen Hut nicht gesehen 🤷‍♀️ letztendlich bin ich den Berg fast wieder komplett rauf. Jorgen kam dann und sagte er hätte auch nix gesehen. Wir gingen dann beide wieder runter und ich war schon was niedergeschlagen. Ohne Kopfbedeckung würde es kein Zuckerschlecken werden… wir schauten links und rechts. Nichts. Und dabei handelt es sich ja schließlich nicht um einen kleinen Gegenstand. Zum Glück fand Jorgen ihn. Fast ganz unten.
    Ich war überglücklich und schwor nie wieder etwas so blödes zu machen 🙃
    Gut. Nun kam ein längere Strandabschnitt. Ähnlich wie die 90Mile Beach. Nur noch schöner! Das Meer warf türkisfarbene Wellen an den Strand. Die Sonne schien und es zogen Wolken über den Himmel. Perfekt für schöne Fotos.
    Ich war für einen Moment versucht, eine Runde schwimmen zu gehen, doch der Blick auf die Gebirgskette, bremste mich. Zum Glück 😅
    Die Letzten Kilometer am Strand wurden dann noch anstrengend, weil der Sand so weich war….
    Am Ende füllte ich meine Trinkflasche die ich vorne in der Halterung habe, neu auf und machte mich bereit für den Aufstieg.
    Ach ja, vorher hatte ich noch kurz mit eric telefoniert und wir sind so verblieben, dass ich zwei Nächte bei ihm bleibe. Da das Wetter so regnerisch und die Etappe sehr anstrengend werden würde. Was ich zu dem Zeitpunkt allerdings noch nicht wusste 🙈 Es war ziemlich warm, vielleicht 22 grad. Und meine mitgeführte Flüssigkeit war zur Hälfte weg. Ich nehme wenn möglich immer Sowas wie gatorate mit. Es schmeckt mir gut und besitzt noch ein paar elektrolyte. Ich machte keine wirkliche Pause, sondern begann den Anstieg. Es ging steil bergauf. Der Ausblick wieder grandios. Als es in den Wald (Dschungel Gefühl) hineinging, war natürlich erstmal Schluss mit der Weitsicht. Ab und an konnte ich das Meer durch die Sträucher blitzen sehen. Der Weg wurde unwegsamer, schmal, wurzelig. Dennoch sehr schön. Es waren tatsächlich auch mal andere Wanderer unterwegs. Normale, mit kleinen Tagesrucksäcken, worum ich sie doch sehr beneidete 🤓
    Im Schneckentempo kroch ich hinauf. Im Hinterkopf hatte ich noch den Tipp von Erik mit der super Aussicht. Und tatsächlich fand ich den kleinen Pfad welcher zu einer felsigen Anhöhe führte. Auch dort waren andere Touristen. Ich versteckte meinen Rucksack im Gebüsch, und kletterte die Felsen hinauf. Eine junge Frau tat es mir nach. Ich bin ja nicht schwindelfrei, meistere die Kraxelei aber dennoch gut. Fast oben angekommen sehe ich noch Nathan der auch gerade am Spot angekommen ist. Witzig 😄
    Auf jeden Fall war der Rundumblick spektakulär und atemberaubend schön 🤩 Und sehr hoch. Wir hatten zu dritt nun nicht so viele Möglichkeiten uns zu positionieren. Waren aber hin und weg von der Aussicht. Die Aussicht mochten leider auch hunderte wenn nicht sogar Tausende von Sandflies 🙈 oder es lag an dem schwülen Wetter und der Windstille. Also für einen längeren Aufenthalt zu nervig und lästig. Nachdem alle hundert oder vielleicht sogar tausend Fotos gemacht hatten, kletterten wir wieder hinab. Ich für meinen Teil, wäre dann abholbereit gewesen und vom Gefühl her müde genug nun aufzuhören. Nathan brachte mich auf den Boden der Tatsachen zurück und sagte: nee nee wir müssen noch über den restlichen Bergrücken und zeigte mir was noch vor uns lag 😬🫣
    Er voller jugendlicher Tatdrang zog dann von Dannen. Funfact zu Nathan: Er hat sein Lieblingskuscheltier Fluffy dabei. Ein kleine Plüscheule, die mittlerweile nicht mehr ganz so fluffig ist. Und, die ihm einmal schon kurz verloren gegangen ist 😬
    Ich setzte mich in Bewegung. Meine Euphorie des Tages war dann etwas gesunken, nützte aber alles Nix. Ich musste weiter gehen. Und das nicht nur ein Stündchen. Nee schätzungsweise vier Stunden 🫣 Ich dachte: immer nur in der Vorwärtsbewegung bleiben! Schritt für Schritt schlich ich vorwärts. Hoch wurde es noch langsamer. Vielleicht hätte ich besser doch zwischendurch mal eine Pause machen sollen und was Essen. Doch mir war so warm und ich wollte nur trinken. Diese Gefühle kenne ich wiederum nur zu gut, von manch einem Ultramarathon. Und ich wusste, das ich es egal wie schaffen würde. Immer wenn ich dachte: DAS war jetzt der letzte Anstieg, kam wieder ein Berg. Als hätte sich die Landschaft gegen mich entschieden 🙈
    Aber er kam, der Abstieg, in Form von Hunderten, wenn nicht sogar tausenden Treppenstufen. Matraartig zottelte ich hinab und freute mich als ich die Wiese sah. Jippie es war fast geschafft.
    Ich schrieb wie vereinbart Erik dass ich in einer Stunde da wäre. Er wies mich glücklicherweise noch darauf hin dass beim Carpark ein Wasserspender wäre. Als hätte er gewusst, das ich eben dieses nicht mehr viel hätte. Wie eine aus der Wüste kommende, fast verdurstende Wanderin füllte ich meine Flasche um sie direkt wieder leer zu trinken. Ja, beim Durstgefühl ist mit mir nicht zu spaßen 😆🫣🙈
    Aufgefüllt wie ein Kamel begab ich mich auf die letzten Kilometer über die Straße. Es sah wunderhübsch alles aus. Hier eine zauberhafte Bucht, da Kuhle Kühe am grasen. Das Meer auf der linken Seite und die ersten Häuser tauchten auf. Aber nicht nur die, auch zwei bekannte Wanderer: das neue Liebespaar Adrianne und Ivan 😆
    Wir begrüßten uns herzlich und gingen etwas zusammen. Ich mit konkreten Ziel und die anderen beiden mit offenen Ziel….
    Glücklich es geschafft zu haben, erreicht ich den Briefkasten mit den Zahlen 2426 oder war es 2624. Egal, ich hatte es geschafft! Es war im Prinzip ein richtig toller Wandertag, nur besser wäre es gewesen ihn auf zwei Tage aufzuteilen. Naja, hinterher ist man bekanntlich immer schlauer 😉
    Es folgte jedoch ein Happy End! Spoiler: es folgt ein weitere langer und emotionaler Bericht vom Abend 😆😆😆
    Erik:
    Ich wurde herzlich von ihm empfangen und er entschuldigte sich direkt das er so lange braucht um sich fortzubewegen, doch er hätte Schmerzen im unteren Rücken (Blokade? Hexenschuss?). Auf jeden Fall zuckte er bei jeder Bewegung vor Schmerzen zusammen.
    Er erklärte mir alles und gab mir was kühles zu trinken. Nee, ich durfte mir das aussuchen. Dann kam die Frage ob ich hungrig wäre. Oh ja , sehr! Das formulierte ich aber cooler 😎 Er backte zwei Brötchenhälften auf und bestrich sie mit frischer Avocado 🥑 aus Nachbars Garten 😃 dann kochte er mir noch ein Ei. Während dieses Aktion gingen wir nach draußen wo er mir das Kajak zeigte, welches ich gerne benutzen durfte. Normalerweise fährt er mit seinen Gästen zusammen raus (er wohnt an einer Privatbucht, mit ein paar anderen Nachbarn). Wir kehrten zunächst wieder zum Ei zurück und dem folgenden Brötchen. Währenddessen erzählten wir sehr viel und kamen vom Hölzchen aufs Stöckchen. Da er aus den Niederlanden kommt, sprach er kein deutsch. Nein, aber sein Englisch konnte ich sehr gut verstehen 🤓 und er meinte meins wäre auch gut (ich glaube er wollte nur nett sein 😂). Wie dem auch sei, er war sehr bemüht das ich mich wohl fühle. Und das tat ich. Es war wie im Paradies. Oder im Märchen. Alle Wünsche werden einem erfüllt, selbst welche die ich gar nicht hatte 😄 wie zb zum Duschen meine Wunschmusik ins Bad zu bekommen 😆über den dort befindlichen Lautsprecher.
    Er mag es sehr den TA Walker zu betüddeln und er konnte so einige Anekdoten erzählen. Die zu wiederholen, das würde nun wirklich zu weit gehen.
    Vor dem duschen bin ich dann tatsächlich noch ne Runde mit dem Kajak gefahren. Zuvor musste ich das schwere Gefährt ins Wasser ziehen. Es war erst auf Rädern aufgebockt, doch ich habe durch ungeschicktes Lenken die Räder verloren. Erik hatte das schon geahnt und kam nach mir schauen und er sagte es wäre ok wenn ich das Boot so ins Wasser ziehen würde. Gesagt. Getan. War wie gesagt etwas anstrengend.
    Im Kajak sitzend paddelte ich etwas in der Bucht herum. Ich wollte ja nun nicht viele km zurück legen (hatte ich ja schon ), sondern genoss die Stille und das plätschern. Die Vogelgeräusche. Es war einfach nur herrlich mich so treiben zu lassen. Sogar die Sonne lugte ein wenig hervor.
    Das Abendessen wartete zur verabredeten Zeit weshalb ich bald wieder zurück paddelte. Und das Bötchen ja wieder zu seiner Parkbucht ziehen musste 🙈🙈
    Erik hatte mir eine sehr leckere Pizza gemacht, die ich beim Sonnenuntergang auf dem Balkon aß.
    Das alles klingt wahrscheinlich alles etwas romantisch. Das war es aber nicht. Ich erkläre es:
    Erik lebt seit fünf Jahren hier. Er hat Familienangehörige in Aukland und viele vielfältigen Freunde u.a Maouris. Dessen Kultur und die damit verbundenen Werte und Vorstellungen hat er übernommen.
    Was bedeutet Reichtum?
    Für die meisten bedeutet Reich sein, viel zu besitzen, viel haben zu wollen.
    Für die Maoris bedeutet Reichtum, viel zu GEBEN. Materiell und / oder auf emotionaler Ebene. Und das ist der Grund warum er so viel gibt, und möchte das sich jeder Gast mehr als wohl fühlt.
    Ich finde den Gedanken sehr schön und er entspricht auch meinen Wertvorstellungen. Wir unterhielten uns noch länger, bis er mit der nächsten Überraschung kam.
    Er schenkte mir eine Feder von einem Kiwi Vogel 💫 Das ist was ganz besonderes und ich war tief berührt. Er meinte er hätte gewartet bis die richtige Person auftaucht. Und das war dann ich.
    Ich glaube dies war resultierend daraus als ich von meiner Arbeit mit den älteren Menschen erzählt hatte. Er selbst hat seine Mutter gepflegt bis diese starb.
    Glückselig, ging ich dann in mein kleines Höuschen (cabin) und telefonierte noch mit Benita und Kay. Das ist auch der Grund weshalb der Eintrag erst jetzt kommt. Ich war zu müde und ich wusste er wird sehr lang werden 🤣
    Es war einfach ein außergewöhnlicher Tag, den ich so schnell nicht vergessen werde. Vielleicht auch nie 💫
    En savoir plus