• Friends on the Road

    7 februari 2024, Portugal ⋅ ☁️ 13 °C

    Ein dunkler Platz, den ich gerade mit laufendem Motor um halb sechs erhellt habe, weil die Energie sonst nicht mehr für eine Kanne heißen Kaffee gereicht hätte. Ich bin eh wach und die anderen stehen weit genug entfernt, um durchaus weiterschlafen zu können.

    Seit Wochen kämpfe ich wieder um ein früheres Aufstehen, die gewünschte Disziplin aus den Wochen um den Jahreswechsel hat sich in der portugiesischen Westküste leider verflüchtigt. Obwohl es mir ja gut dabei geht, so früh aufzustehen, sozusagen dem Tag aus der Stille der Nacht heraus zu begegnen.

    Denn faktisch ist mein Leben so bunt, dass ich die Nacht brauche, um mich auszuruhen, und die frühen Morgenstunden, um vieles zu verarbeiten, was in meinem Kopf ist. Auf unserer Fahrt die Küste entlang, kommen wir ein zweites Mal nach Lagos. Vor zwei Jahren in der Altstadt hatte ich das Gefühl der Enge von alten Häusern und schmalen Straßen, dem Gedränge der Spaziergänger und der geöffneten Bars, Cafés und Restaurant.

    Vom Meer her sind es eher die weißen, mehrstöckigen Häuser mit Balkonen zur Sonne ausgerichtet. Am Praia do Porto Mós blühen die Mandelbäume, der Parkplatz ist gut gefüllt, Stadtleben am Meer. Hier irgendwo im Hintergrund wohnt Anja, wenn sie in ihrer Lieblingsstadt ist, hier wollten wir uns eigentlich in einer Woche treffen, aber mir fällt das Bleiben genauso schwer, wie das Planen unserer Zukunft.

    Ob ich im nächsten Jahr wiederkommen werde, oder sich plötzlich doch eine griechische Tür öffnet, von der ich dachte, sie sei endgültig zugefallen. Wir durchqueren Lagos, eine bunte Stadt mit vielen Bildern, überqueren die weiße Brücke über den Fluß Arade zwischen Portimão und Parchal, versuche an die Strände der Felsen, Höhlen und Torbogen zu kommen.

    Mit meiner zweijährigen Tochter auf dem Arm war das vor 33 Jahren ein kleines Abenteuer, mit einem Boot und einigen netten Menschen dort hindurch zu fahren. Sicher hätte ich gerne einen Blick hinunter geworfen, aber geschlossene Tore und Menschenansammlungen schrecken mich einfach ab. Dabei haben wir ja noch einen beschaulichen Wintertag, und selbst auf dem durchaus ansehnlichen Parkplatz, wo wir bei Caramujeira übernachten, sind nicht mal ein Dutzend Fahrzeuge.

    Aber wir haben den schönsten Platz unter blühenden Mandelbäumen, die noch vereinzelte Früchte des vergangenen Jahres tragen. Und eine wirkliche nette Nachbarschaft mit @Martina.Vasickova aus Tschechien, die in Tarifa arbeitet, und in ihrem Kia durch Portugal cruist. Kaffee kochen und in der offenen Heckklappe sitzen, abends dort einen Becher Rioja trinken, ihr Lieblingswein. Ein paar Holzkisten mit dem Notwendigsten, was Hilde sehr interessiert, obwohl sie nicht mal eben drin rumschnüffeln darf.

    Auf dem Dach eine Box mit Bekleidung und Sonstigem, hinten eine Matraze ausgerollt. Es bedarf nur wenig, um zufrieden zu leben. In meinem Denken schließen wir Freundschaft, für andere Menschen mag das ein viel zu wertvoller Begriff sein, dem eine möglichst lange enge Gemeinschaft zugrunde liegen muss. Aber diese Zeitspanne gibt es nicht unterwegs, und möglicherweise erst im Rückblick über die Jahre können wir feststellen, was sich aus so einer besonderen Begegnung ergeben hat.

    Wir umarmen uns zum Abschied, am Abend sehe ich an ihren Bildern, welchen spektakulären Platz sie an der Steilküste gefunden hat, wo sie hinabgestiegen ist zum Wasser und Felsen. Wir sind stattdessen ins Inland unterwegs, wollen uns an einem Stausee oberhalb von Silves mit Tobi und Melly von @wildnaturedesire treffen, mit denen uns eine besondere Geschichte verbindet.

    Wir nutzen die Gelegenheit, um in dem kleinen Minimercado nochmal unterwegs einzukaufen. Wasser und Ziegenkäse, Erdbeermarmelade und Thunfischpaste für Hilde, eine Flasche Portwein für den Fall, dass wir Georg in Andalusien begegnen.

    Silves liegt im Land der Störche und des Weines, mit einer alten Burgmauer auf dem Berg und einer durchaus beschaulichen Altstadt, während im Tal die großen Geschäfte lagern, die Schulkinder gerade Feierabend haben, auf die Busse sich verteilen, die sie übers Land bringen.

    Nicht weit von der Stadt entfernt, aber doch in eine andere Welt tauchen wir ein, als wir über schmale Wege, durch kleine Dörfer mit viel Gemüse und Blumen hinauffahren, um an einem weitläufigen Gelände anzukommen, in dessen Tiefen sich Reste von Wasser in den Wolken spiegeln. Diese immense Wasserknappheit zu sehen und gleichzeitig daran zu denken, wie im Alentejo die Korkeichenwiesen in Seen verwandelt waren, ist schon erschreckend, weil keine große Entfernung zwischen beiden Orten liegt. Im Vergleich sind wir von dort etwa soweit entfernt wie Frankfurt von Freiburg ist, trotzdem ist es hier eben deutlich trockener, es kommt selten zu langen Regenschauern, und trotz der Wolken und dem wenigen Wind haben wir einen angenehmen Sonnentag.

    @wildnaturdesire haben wir bei Nürnberg vor viereinhalb Jahren getroffen. Wir hatten gerade @hippie.trail besucht, bei denen @into.the.box zu Besuch waren. Drei grüne Kurzhauber, die in unterschiedlichen Reisephasen sich getroffen haben, und von mir auf einem kleinen Video verewigt wurden, dessen Link ich hier beifüge.

    https://www.facebook.com/share/p/owMoGf3RmZK2jzjE/

    Nur Tobi und Melly sind immer noch unterwegs. Damals haben wir sie kurz vor ihrem Aufbruch in die Welt des Reiselebens kennengelernt. Und heute treffen wir uns erstmals wieder. Wie man so schön sagt, als wäre es gestern gewesen. Nur Tobi's Haut ist sonnengebräunt, und ich meine fast, dass Melly's Haare länger und einen Ton heller sind. Aber das mag auch der mangelnden Erinnerung geschuldet sein.

    Außer uns steht noch Lea mit ihrer Hündin Luna auf dem Platz, sowie eine Belgierin, die in meinem Alter ist, aber durchaus vital wirkt, was ziemlich ungewöhnlich ist, mich aber sehr freut. Links in der Ecke parkt noch ein belgischen Pärchen, sodass sich heute morgen ein buntes Bild unterschiedlicher Farben ergibt, mit den grünen Pinien im Rund und den grauen Wolken, aus denen sich ein Hauch Licht geformt hat. Windstille.
    Läs mer