Satellite
Show on map
  • Day 63

    Grenzgänger

    February 9 in Spain ⋅ ☁️ 15 °C

    Es ist schon ein schwieriges Unterfangen von einem Land ins Andere zu gehen. Das Erste, was mir auffällt, ist die Polizeipräsenz. Das Zweite, der unbändige Regen, wobei vielleicht das eine mit dem anderen in einem kausalen Zusammenhang steht. Sozusagen als würde der Regen durch die Anwesenheit der Polizeifahrzeuge geradezu herausgefordert werden, sich mal so richtig auszutoben.

    Unter den Augen der Justiz macht der Drogendeal doch erst richtig Spaß. Sagt man doch, habe ich gehört. Ich bin ja da völlig raus, aber was einem die Möwen so erzählen, wenn sie völlig entspannt an uns vorbei schlendern. Schluss mit lustig. Wir stehen nahe dem Fluss Odiel, der von Huelva in den Atlantik fließt, und haben eben gefrühstückt, nachdem wir die Nacht auf einem Parkplatz hinter der Polizei in Garbiléon geschlafen haben. Im Angesicht der Laternen und der Polizeifahrzeuge war die Nacht still.

    Morgens spazieren wir in einer zerrütteten Gegend unter Storchennestertürmen mit Bodenunkrautbewuchs und verknitterten Regenmantelschulkindern. Stehen im Stau, fahren stockend im strömenden Verkehr südwärts. Wohl wissend, dass die Assoziation von Regen und Süden sich irgendwie aufheben. Ein Strandspaziergang mit uns sei in diesen Regenfällen nicht gerade prickelnd, meint Gisela aus Huelva, und verschiebt unser Treffen um weitere zwei Jahre.

    Ich kann sie verstehen. Angesichts der Tatsache, dass ich den Frühling im März in Deutschland begrüßen möchte, ist Spanien tatsächlich nur auf Begegnungen mit netten Menschen ausgerichtet, denn stilvoll reisen wie in Portugal wird man angesichts der Menschencampermengen vermutlich sowieso nicht können.

    Und so verabschiede ich mich am gestrigen Morgen am Stausee von Lea just in dem Moment, in dem es anfängt zu regnen. Nördlich von Silves, wo wir am Tag vorher noch Linda und Pär von @reiselinda getroffen haben, was nach einigen Jahren, in denen wir uns nicht begegnet sind, ein schönes Vergnügen ist, biegen wir in Richtung Såo Marcos da Serra ab.

    Eine kleine Straße durch eine bergige Waldlandschaft, auf der nur Einheimische unterwegs sind, die rechte Gegend für mich. Die M 524 will mich gar nicht loslassen, aber als ich Sines auf der Karte erblicke, weiß ich, dass wir zu weit nach Westen unterwegs sind. Zum Glück blockiert der verzweigte Stausee von Santa Clara, zu dem doch Lea unterwegs sein wollte, unseren Weg, sodass ich einige Dutzend Kilometer zurückfahren muss.

    Almovidar. Mértola mit seiner Burg hinter Mandelbäumen. Der Nationalpark "Do Vale Do Guadinana", dem Sinn nach 'vom Tal zum Grenzfluss', beherbergt eine größere Anzahl von Luchsen, sodass ein Schild vor dessen Überquerung der Landstraße warnt, als habe der Luchs keine anderen Sorgen.

    "Nuno Banza, Präsident des Instituts für Natur- und Waldschutz (ICNF), betonte, dass die Auswilderung dieser Luchse 'zum ersten Mal das Gebiet in Portugal ausweitet' und 'ein sehr wichtiges Zeichen' dafür ist, dass die Strategie zur Einführung der Tiere in die Freiheit richtig ist...

    'Wenn es uns gelingt, lokale Partnerschaften mit Bürgern, Landwirten, Jägern, Gemeinden und Bewohnern dieses Gebiets, in dem der Luchs vorkommt, zu bilden, können wir die Voraussetzungen dafür schaffen, dass das, was in der Vergangenheit dazu geführt hat, dass der Luchs verschwunden ist, gewildert wurde oder sein Lebensraum zerstört wurde, dieses Mal nicht passiert", sagte er.

    Nuno Banza kündigte an, dass das Ziel des Projekts zur Wiederansiedlung des iberischen Luchses darin bestehe, das Ökosystem wieder ins Gleichgewicht zu bringen ...und eine Tiergemeinschaft zu schaffen, die aus genetischer Sicht nachhaltig und lebensfähig ist.

    'Was wir anstreben, ist eine gesunde und nachhaltige Gemeinschaft, die sich ausbreiten kann und die die wahre Funktion des Luchses übernimmt, der schließlich die anfälligsten und kränksten Kaninchen jagt und eine ökologische Regulierungsfunktion für das System übernimmt', schloss er.

    https://www.theportugalnews.com/de/nachrichten/…

    Oberhalb des Flusses verabschieden wir uns ein wenig wehmütig von Portugal und begrüßen die gute spanische Asphaltstrasse, sodass Hilde nicht mehr durchgeschüttelt wird. Dafür kommt der Regen, der sich zwischen uns und die langweile Landschaft schiebt, als möchte er uns die portugiesischen Träume noch länger in der Erinnerung halten.

    Zudem kommt ein blaugelbes Schild in Sicht. Der Braunschweiger Jung, der ich nie war, denkt sofort an Fußball, und erkennt im zweiten Blick die Muschel für den südlichsten Jakobsweg, Via de la Plata, der eigentlich in Sevilla startet, aber in der Zwischenzeit finden sich sicherlich auch Einstiegsmöglichkeiten von Unterwegs. Überhaupt ist Spanien und Portugal durchzogen von Muschelwegen, ob Jakob, Josef oder Jeremia. Allerdings dürfte es bei dem aktuellen Wetter auch nicht grade vergnüglich sein, die einsamen Wege zu beschreiten, die vermutlich gerade wegschwimmen.

    Der Regen lässt gerade nach, ich geh kurz mit Hilde raus, und schick die Geschichte auf Reisen zu dir und dir und dir. Auch wenn wir uns nicht kennen, haben wir eine Verbindung, wenn du sie gelesen hast.
    Read more