Satellit
Visa på kartan
  • Dag 65

    Regen

    11 februari, Spanien ⋅ 🌧 15 °C

    Sternklare Nacht. Als nun der Morgen graut, beginnt es zu regnen. Ich liebe diese verschiedenen Stimmungen unterwegs, und als ich mich gestern im Bus ausgestreckt habe, und irgendwie jeden Knochen gespürt habe, alle Bänder und Sehnen sich schmerzhaft gedehnt habe, da habe ich gedacht, ich weiß wieso. Aber die drei Spaziergänge am Nachmittag haben sich auch wirklich gelohnt.

    Endlich wieder am Meer, über Sand gelaufen, Wellen und Sonne, wenige Menschen, aber mit einer unglaublich glücklichen Hilde, die so vergnügt war, wie es sich für Hunde einfach gehört.

    Dass ich zwischendurch meinen Schlüssel verloren habe, dass wir in drei Tagen siebenhundert Kilometer gefahren sind, nur um herauszufinden, was wir die nächsten zehn Tage machen wollen, das gehört zu den Irrwegen im Leben.

    Wichtig ist nur, dass wir Menschen nicht das wirkliche Leben aus den Augen verlieren. Oder wie Andrew Bennett sagt, "Die längste Reise, die du in deinem Leben antrittst, ist die von deinem Verstand zurück zum Herzen."

    Recht zeitnah in meinen Stunden ungenauer Entscheidungen, also besser gesagt, in meiner ungewollten Findung meiner Selbst, habe ich einen Text auf FindPenguins geschrieben, den ich hier zitieren möchte.

    'Es gibt Tage, an denen das Beste ist, wenn sie endlich vorüber sind, und wenn niemand da ist, der einem für die blöden Entscheidungen Vorwürfe machen kann. Das eigene Zermürben ist schon Strafe genug, da muss nicht noch jemand kommen und den Finger erst in Salz tauchen und dann in die blutige Wunde reiben.

    Alleine reisen hat auch was Gutes!

    Wir waren mit Georg verabredet, sein Camper springt nicht an. Wir fahren ihm entgegen. Er schreibt eine Nachricht, ich lösche sie versehentlich, bevor ich sie lese. Als er endlich anruft, bin ich kurz vor seinem Abfahrtsort, und er außerhalb von Sevilla.

    Mierda. Wie man in Spanisch sagt. Und obwohl ich nein denke, sage ich ja und fahre zurück. Wir treffen uns irgendwo bei Aldi.

    Wenn ich eins wirklich schlimm finde auf Reisen, dann ist es dieses Aldilidlbauhausobigewusel. Es gibt auch riesige Supermärkte im jeweiligen Land, die vermutlich den gleichen Konzernen gehören, sodass ich nur dort kaufe, wenn ich jemandem was mitbringen soll. Aber dieses Gewohnheitstier Mensch macht mich ganz krank. Da weiß ich, wo was steht! Als wenn Reisen nicht gerade das Gegenteil sein könnte, nämlich beim Einkaufen auch auf Entdeckungstour zu gehen.

    Und so stehen wir am Ende des Tages auf einem dermaßen vollen Parkplatz mit lauter Campern, die die bekannten Landeskennzeichen tragen. Und mir erzählt einer mit
    4 Hunden, dass er nie wild campt, weil er vor 5 Jahren überfallen wurde. Also zumindest hat er überlebt und sieht ganz unversehrt aus, wenn man mal von diesem Merkmal absieht, das oft genug davon erzählt, was alles schlecht ist auf Reisen.

    Ja, dann bleib doch zuhause, aber da ist vermutlich auch alles ganz furchtbar. Der Regen hat alles aufgeweicht, der trockene Boden war nicht auf das ungestüme Nass vorbereitet, doch das Leben geht weiter, wenngleich die Flüsse über die Ufer treten, im Schweinsgalopp talwärts alles mitreißen, Wiesen und Wälder untergehen. Aber das hat das Land gebraucht, tönt es von Ferne.

    Nein, ich habe keine schlechte Laune, aber manchmal eine andere Meinung.'

    Und natürlich lasse ich mir auch mal von Aldi das ganze Ziegen- und Schafsortiment von Georg mitbringen, der nochmal Hundefutter in Spanien kauft, weil die Dose vierzig Cent günstiger ist. Wohin kommt der Mensch, wenn er nicht flexibel ist. Ins Gefängnis, sagt Monopoly, und hat gar nicht mal so unrecht, weil es ja viele Formen gibt.

    Nun reisen wir also zusammen. Er und sein Bonito fahren nachhause. Und wir nehmen einen ähnlichen Weg, ganz unerwartet, aber was wir in uns tragen, wissen wir oft solange nicht, bis es zum Vorschein kommt.

    Und ja, ich freue mich.
    Läs mer