• Russbrua

    Jul 29–30, 2024 in Norway ⋅ ☁️ 11 °C

    DAY 32 TOUR DE EUROPE (Fahrtstrecke 98 km)

    Vinstra - Sjoa - Heidal - Kreuzung 257/51 wir erreichen unsere Reiseroute vom 5.7.24 bei Randsverk, fahren auf ihr zurück - Russbrua - Gjendesheim - Parkplatz an der Russbrua (Brücke) neben einem wilden Nebenfluss des Sjoa

    Zwanzig Kilometer Gudbrandsdalen, und ich bin satt an Bildern und Eindrücken. Eine beeindruckende, morgendliche Stille trotz des beständigen Rauschen des breiten Flusses, der wilden Sprünge von fallendem Wasser aus den Bergen, dem bewegten Bild der Blätter im sanften Wind.

    Vielleicht ist es die Abwesenheit von Menschen an einem Sonntagmorgen, vielleicht ist es auch nur in meinem Kopf. Das Wasser des Flusses hat die Farbe eines seltsamen Grün, mit einem Stich Grau, einem Hauch Türkis. Der Fluß ist sehr breit und der Wasserstand sehr hoch, bringt der Lågen doch seine Masse einen langen Weg aus den Bergen.

    "Der Gudbrandsdalen - Lågen im Fylke Innlandet ist einer der beiden Abflüsse des Sees Lesjaskogsvatnet. Er durchströmt das Gudbrandstal und bildet den See Losna und fließt, nachdem er die Nebenflüsse Otta, Vinstra und andere aufgenommen hat, bei Lillehammer in den See Mjøsa. Dessen Abfluss, die Vorma, ergießt sich nach einer Gesamtlänge beider Flüsse von 322 Kilometern in die Glomma." (Wikipedia)

    Die Glomma mündet letztendlich in den Oslofjord. Für uns quert in einer Schlucht die Sjoa unter der hohen Brücke den Weg, bevor sie im gleichnamigen Ort in den Lågen springt. Zumindest stelle ich mir das vor, so wild wie sie unter und später neben uns bergab hüpft, während wir an ihr entlang bergauf fahren.

    Rafting ist der beliebte Sport auf stark bewegten Wassern, Schwierigkeitsgrade bis 6, aber meistens 3/4. Wir haben einen Spaziergang oberhalb des Flusses gemacht, sind zu ihm runtergegangen, weil sich Hilde in einem kleinen Becken erfrischen wollte.

    Hier steigen die Wildwasserkanuten in den Fluss und können die seichte Strömung am Rande nutzen, bevor sie den Tanz auf den Wellen kämpfen wollen. Die Rafter kommen von rechts und queren nach links unter der Brücke hindurch. Das Tempo sieht schon von meiner Seite hoch aus, wie muss es erst im Boot wirken.

    Heidal mit Kirche und Gasthaus, denen man die alte Zeit ansieht, als das Tal noch einem beschaulichen Wandel frönte. Heute ist viel Reiseverkehr, die Kirche hat Sommerferien, wie es am Tor des Friedhofs angezeigt ist.

    "Der Fluss Sjoa ist ein wasserreicher Wildfluss im norwegischen Innlandet. Er beginnt seinen Lauf am Ostende des Gjendesees bei Gjendesheim im Nationalpark Jotunheimen und fließt von dort aus in nordöstlicher Richtung. Er durchquert dabei das landschaftlich schöne Hochtal Sjoadalen, bevor er später in den Lågen mündet."

    Wir fahren nur einen Teil seiner fast hundert Kilometer Länge, kommen aber an der Kreuzung bei Randsverk unseren eigenen Spuren in die Quere. Vor drei Wochen sind wir von jenem Gjendesheim über die 51 nach Vågåmo gereist, heute nehmen wir ein Stück des Weges zurück.

    An einem der Zuflüsse des Sjoa machen wir eine lange Pause. Das Tal ist eng, durch das sich das Wasser eiligst unter der Russbrua hindurchquetscht, sodass es eine permanente, lauter Geräuschquelle bleibt, die in meine Träume dringt.

    Denn nach einem kurzen Abstecher sind wir hierher zurückgekommen, haben den uneingeschränkten Blick auf die Sonne des Abends und des Morgens, den Lauf des Flusses und der Weite des Wiesen bis hin zu den bewaldeten Hügeln, die nach oben hin in Moos und Heidekraut übergehen. Weiter hinten wird der Fels kahl und kleine Schneefelder überstehen den Sommer.

    Die Temperatur sinkt auf 5°C ab in der Nacht, das fühlt sich eiskalt an. Als ich um ein Uhr aufwache, sehe ich die Lichter eines einsamen Urlaubers durch die Nacht hüpfen. Wohin wird die wilde Reise wohl gehen, mit Pkw und Wohnwagen. Das Ziel muss ungleich schöner sein, wenn man die Landschaft hier schon so einfach verpassen möchte.

    Die Sonne ist schnell hoch am Himmel, kündigt einen weiteren heißen Tag an, der keineswegs mit den Hitzewellen am Mittelmeer konkurrieren könnte. Aber 18 Grad in Norwegens Höhe und Trockenheit sind ne Menge, sodass wir Schatten suchen müssen im Nationalpark Jotunheimen. Und vielleicht das nächste Plätzchen ohne einen wild rauschenden Bach.
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