• Unterbrechung

    20 de agosto de 2024, Alemanha ⋅ ☁️ 25 °C

    DAY 55 A JOURNEY ALONG THE COASTLINE OF EUROPE (DISTANCE 120 km / 8.885 km/Ø161,54 km)

    Kapellenhöhe, Landsitz am Steinhuder Meer, 31556 Wölpinghausen

    UNTERBRECHUNG BIS CA. 10.10.2024

    Ich bin so satt, ich mag kein Blatt. Und dazu den ersten Wein seit drei Wochen, Kuchen zum Kaffee und Garten mit lieben Menschen. So langsam kühlt der Ventilator die stickige Luft im Bus runter, sodass wir gut schlafen werden können.

    Einen Teil unseres Lebens verbringen wir in Sackgassen, und das hier ist ein lichtes, helles Exemplar mit dem Haus meiner Freunde gegenüber, und dem romantischen Licht von Laternen. Nach hinten heraus gehen wir morgen früh spazieren, nach vorne der Verkehr einer Durchgangsstrasse, der nachts weniger wird.

    Wir haben unsere Küstentour unterbrochen, werden in den nächsten Wochen privater unterwegs sein. Familie, Termine, Freunde. Darüber hinaus geht unsere Lebensreise natürlich weiter, wir sind offen für Begegnungen. Aus den abendlichen Storys wirst du sehen, wo wir ab Anfang September reisen, dann sind die Travel Tracker auf FindPenguins und Polarsteps auch wieder angeschaltet.

    Es wird nicht mehr täglich Geschichten geben, sondern eher situativ, denn unser Lebensmittelpunkt wird privater sein. Aber ich werde schon regelmäßig Bilder in Status/Storys posten.

    Heute haben wir lange auf dem Parkplatz eines Friedhofs nördlich von Nienburg an der Weser im Schatten gestanden. Der so ruhige Ort des langen Friedens war heute Mittelpunkt des Rasenmähers, der um die Gräber herum für Ordnung gesorgt hat.

    Vor 45 Jahren war ich auf einem alten Friedhof nahe dem Ort Telavag, auf der Insel Sotra in der Bucht vor Bergen in Norwegen so gelegen, dass Sonnenuntergänge nur von dem quälenden Wolkenstreifen über Wasser verhindert werden konnte. Der nächste Ort im Westen ist Lerwick auf den Shetland-Inseln.

    "Wie das versteckte norwegische Küstendorf Telavag zum Symbol des Widerstands gegen die Nazi-Okkupation wurde

    Der Kampf gegen die Nazi-Okkupation während des Zweiten Weltkriegs kannte in Norwegen viele Formen. Eine davon war der heimliche Schiffsverkehr zwischen der norwegischen Westküste und den britischen Shetlandinseln. Ein Dorf musste dafür bitter bezahlen..."

    https://www.nzz.ch/international/norwegen-die-t…

    Ich empfehle diesen Artikel insgesamt zu lesen, er war mir vorher nicht bekannt, wirft auf meine Geschichte aber ein ganz neues Licht. 1980 konnte man Telavåg auch nur per Fähre erreichen, es gab einen Campingplatz mit Hütten. In einer Nacht voller Regen ist mein Zelt komplett abgesoffen, sodass ich in einer Hütte versucht habe, meine Sachen zu trocknen. Ich hatte lediglich noch eine trockene Unterhose und eine Fischsuppe in ner Tüte, gekauft in Norwegen, hergestellt in der Schweiz.

    Davon wollte ich gar nicht erzählen, sondern von dem Friedhof mit den umgestürzten Steinen im hohen Gras und Unkraut. Ein dunkler Ort mit dem Hauch eines Lichts der Ewigkeit, der trotz all der Verwüstung, deren Umstand mir damals nicht klar war, ein unglaublich friedvoller Ort war.

    Niemand hat mich übrigens je in Norwegen spüren lassen, dass ich ein Deutscher bin. Aber acht Jahre vorher ist mir und meinem amerikanischen Freund Andy ein Mann in Kopenhagen aus einer Bar nachgelaufen, um uns zur Rede zu stellen. Wie könnt ihr Freunde sein, wo eure Väter noch vor wenigen Jahren gegeneinander gekämpft haben.

    Nie mehr Krieg. Und heute mäht der Gärtner den Rasen. Selbst im Tod muss Ordnung sein. Brauchen das tatsächlich die Lebenden. Wäre nicht ein buntes Blumenmeer dort viel angebrachter. Am Parkplatz unterhalb vom Landsitz buddelt Hilde eine Maus aus, die mehr oder weniger zwischen ihren Beinen abhaut, während Hilde wild hechelnd an der Leine zerrt.

    Lass sie doch leben, sie war so clever, abhauen zu können, doch dann läuft sie in einem Bogen fast geradezu auf Hilde wieder zu, die ich grad noch zurückhalten kann. Perfektes Timing.

    Im Bus ist die Luft angenehm, es ist eine Stunde vor Mitternacht. Ich bin dankbar für die zurückliegende Reise, und freue mich auf die nächsten Ereignisse, die ich gerne mit dir teilen werde.
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