• Lutum

    18 novembre 2024, Allemagne ⋅ ☀️ 6 °C

    3.066 TAGE AUF UNSERER
    LEBENSREISE IM BLAUEN BUS (Fahrtstrecke 109 km/ Gesamt 371.227 km / Ø121,07 km)

    Wohnmobilstellplatz
    48727 Billerbeck
    Deutschland

    Die ganze Nacht hat es geregnet, aber am Morgen klart der Tag wieder auf. Sonne Wolken Mix mit blauem Himmel über den Türmen des Doms, Vogelflug von Ast zu Ast, eine fette Taube landet an einer Pfütze.

    Heute habe ich Hilde wieder ihr sonstiges Futter unter die Diät gemischt, damit sich ihr Körper langsam umstellen kann. Die Kartoffeln, die Silke am Mittwoch für sie gekocht hat, gehen bald zur Neige. Jedes Mal schäle ich ein paar und denke dankbar an diese große Unterstützung. Ich lerne weiterhin viel von meinen Mitmenschen, was letztendlich immer positiv für mich ist, auch wenn manche Ereignisse negativ besetzt sind.

    Gestern habe ich mich entschieden, noch eine Nacht in Billerbeck zu stehen, sodass wir den Nachmittag zu einem Ausflug nutzen konnten. Die niederländische Grenze ist unweit, warum also nicht mal eben zu den Nachbarn reinschnüffeln.

    Kleine Straßen führen oft zu besonderen Plätzen, gerade das Unbekannte bringt mir die schönen Erfahrungen, die Reiseroute ergibt sich aus einem Mix von Navigation und Inspiration. So habe ich auch nur noch den Bahnhof von Lutum und die einsamen Wege von Ratum namentlich in Erinnerung.

    Es gibt Orte wie Vreden und Gescher, die wir streifen. Winterswijk berühren wir nur peripher, das ist sozusagen der Endpunkt unseres Grenzganges. Den östlichen Punkt des Gelderlandes haben wir umkreist, ohne ihn zu berühren, die niederländische Bezeichnung hat mich fasziniert.

    Und so lese ich,
    Meest Oostelijke Punt Provincie Gelderland,
    und sehe dabei einen Menschen mit einem runden, gelben Käse unterm Arm, der mich einlädt, sein Land kennenzulernen. Nicht heute, denn dunkle Wolken hängen schwer über den Wiesen und begleiten uns den Weg zurück.

    Wind ist aufgekommen und ein dramatischer Sonnenuntergang spiegelt sich in den Fenstern eines Gasthofes an der Straße. Ein letzter Spaziergang vor der Nacht, die den Regen bringt. Wir werden uns vom Ort verabschieden, über dem eine schwermütige Stimmung liegt.

    Die einstmals gelben Blätter verrotten zwischen Kälte und Regen zu einer dunklen Masse, was sicherlich gewollt ist, dem Auge gegenüber aber traurig wirkt. In den Campern am Platz sind alle Fenster verhängt, sodass es den Eindruck macht, es sei keiner zuhause. Tatsächlich habe ich seit fünf Tagen knapp ein dutzend Worte mit einem Nachbarn gewechselt. Selbst auf einen Gruß hin gibt es keine Reaktion.

    Es macht mich traurig zu sehen, wie zurückgezogen etliche Menschen leben wollen, nur leben können, während um sie herum die Sonne tanzt, uns zum Lachen bringen will. Es gibt diesen eindrucksvollen Song von Counting Crows "Round here", den ich seit einigen Tagen in einer Coverversion von Noah Gundersen höre.

    Ein junger Mann, so alt wie meine Kinder, dem ich durchaus die Verzweiflung ansehe, wenn er geradezu seine Gefühle öffnet und herausschreit, we are tired of life, we are tired of something. It's only in my head, catch me when I'm falling, I'm innocent.

    https://youtu.be/kCLWf_DVDmA?si=Ofb9ZiLLed0j32dJ
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