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- Day 118–119
- June 25, 2025 at 12:07 PM - June 26, 2025
- 1 night
- ☁️ 13 °C
- Altitude: 13 m
NorwayBalsfjord69°16’45” N 18°43’0” E
Moen

Als ich vom Mittagsschlaf aufwache, ist der Himmel voller Wolken, und ein kühler Wind fegt über die Bucht, wo wir einen letzten Spaziergang machen. Dann kommt ein Tunnel über tausend Meter. Einröhrig. Schmal und dunkel. Merke, dass ich kein Licht angeschaltet habe, aber bei Lastwagengegenverkehr muss man rechts in eine Nische und warten. Das ist nicht angenehm.
Danach ist die Straße schlecht, der Belag aufgeplatzt und voller Unebenheiten. Die Wolken sind dunkler, es mehren sich Häuser rechts und links der Straße, also zum Wasser und zum Berg hin. Ihre bauliche Qualität lässt nach, um sie herum gibt es mehr Unruhe.
Wir nähern uns einer größeren Stadt. Finnsnes. Nördlich von ihr geht die Brücke über den Fjord nach Senja. Weiter südlich, nicht fern des Tunnels, liegt eine viereckige Kirche oben auf dem Berg, neben einem alten Friedhof mit einem guten Wasserhahn hinter einer stark befahrenen Ameisenstrasse. Wir parken weit genug entfernt, ich wasche meinen Eimer Wäsche aus, wringe aus den einzelnen Teilen die letzten Tropfen, beim Bettlaken mit Hilfe der Fahrertür, damit ich sie im Bus zum Trocknen legen kann. Ein bisschen Sonne wäre allerdings nicht schlecht.
Ein Blick über die Boote im Hafen von Finnsnes, ein Blick unter der Brücke entlang, dann fahren wir nordwärts Richtung Tennskjær, immer in Blickrichtung nach links zu Senja. Die Häuser werden weniger, die Wiesen überm Wasser voller Löwenzahn, dann kommt unwirtliches Land, norwegischer Dschungel.
Vereinzelt noch Häuser versteckt zwischen den Bäumen, die Straße biegt vom Meer weg und führt uns nach Sørvika, in einen Erholungspark am Meer. Oder besser oberhalb vom Meer, das wir rauschen hören, während wir durch den einsamen Park spazieren, Wind aufkommt, und Wolken sich über uns zusammenballen.
Für einen Spaziergang gut, für eine Nacht zu düster, zu einsam. Einsam ist auch Aglapsvik in einer Bucht am Meer mit einem kleinen Sandstrand. Die Häuser meist unterhalb eines Hangs, von dem wir später nochmals runterschauen, während über uns ein einsames Haus auf dem Hügel sitzt.
Eine schöne Straße voller Blicke führt ins Tal nach Tennskjær, würden wir um drei Ecken gucken können, hätten wir Tromsø im Blick. Luftlinie keine fünfzig Kilometer, mit dem Auto aber fast zweihundert Kilometer entfernt durch die tief eingeschnittenen Fjorde. Für uns noch weiter, weil wir noch eine weitere Halbinsel voller kleiner Orte mitnehmen werden.
Das Rossfjordvatnet queren wir über eine Brücke in Straumen, nehmen dann die kleine, holprige Straße nach Tårnelv, die unterhalb des Fjords den Fluß überquert und auf die 856 stößt, die oberhalb durch eine Baustelle komplett gesperrt war.
Über die 855 am Finnfjordvatnet vorbei kommen wir nach Karlstad, und südlich davon auf den Parkplatz in Moen, nahe der E6, Luftlinie zwanzig Kilometer von unserer Bucht entfernt, aber mit gefahrenen 135 km. Hier ist ein kleiner Rastplatz, zu dem mich Hilde auf den Spaziergang am Abend zieht, wo wir 2017 ein junges, russisches Paar getroffen haben, dass durchs teure Norwegen getrampt ist. Damals gab es unproblematisch ein Neunzigtagevisum im kleinen Grenzverkehr, heute wird der Übergang strengstens überwacht. Sie kamen aus Murmansk, wo er einen Articspot für westliche Europäer aufgebaut hatte, leider haben sich unsere Wege verflüchtigt, und jetzt gäbe es eh kaum noch eine Möglichkeit, mal eben vorbeizuschauen.
Die Grenze in Jakobselv wäre der Endpunkt meiner norwegischen Küstenreise, bei der mir noch einige Teile im Westen und Süden fehlen. Allerdings ist er für diese Reise zu weit entfernt, wobei es ja schon interessant ist, wie nördlich wir gekommen sind, nach jenem inneren Zusammenbruch in Gjøvik, der mich tatsächlich sehr befreit hat.
Wir stehen neben einem Abfallcontainer für Pappe, nicht weit entfernt von einer Entsorgungsstation für Wohnmobile, auf einem Parkplatz neben dem Bürgersteig und der Seitenstrasse. Dann kommt eine Leitplanke, eine Wiese am Hang, und der Fluß, über den eine Brücke führt, hinter der acht schneebedeckte Gipfel herüberschauen. Ein gewöhnlicher Anblick unserer Reise, über der wieder eine graue Wolkendecke sich wölbt.
Hilde hat lange geschlafen, aber gleich gehen wir spazieren. Dann frühstücken wir vielleicht noch, bevor wir zu einer Kirche fahren in der Nähe, wo wir ein ruhigeren Vormittag verbringen können. Gedacht. Es gibt eine Festivität in der Kirche und nach der schwarzen Bekleidung zu urteilen, wird sie nicht lustig sein. Also fahren wir noch zwanzig Kilometer weiter zum Aursfjord, nahe einem glucksenden Fluß, an einer ruhigen Straße.
In zwei Tagen jährt sich unser Abfahrtstag 2016 zum neunten Mal, danach sind wir im zehnten Jahr unserer Reise im blauen Bus.
Parkplatz (frei)
Google Maps Code
4JR3+FFV Moen, NorwegenRead more