• Nord Norwegen Tour End

    5–6 lug, Norvegia ⋅ ☀️ 9 °C

    Nachdem was ich in den Träumen der letzten Nächte erlebt habe, muss ich viel verarbeiten, denke ich heute morgen beim Aufwachen, während die Sonne die umliegenden Berge mit ihren Schneefahnen in helles Licht taucht, und der blaue Bus noch im kühlen Schatten steht, der Fjord einem Spiegel gleicht.

    Um sechs Uhr morgens schlafen hier noch die meisten Camper, die letzten sind erst um Mitternacht angekommen. Wir nehmen Abschied vom Norden Norwegens, der mir jetzt leichter fällt, als noch vor ein paar Tagen. Aber die Ereignisse haben uns voran getrieben. Denn es ging, bis auf wenige Ausnahmen, nur zurück.

    Von den Vesterålen kannst du per Schiff nach Senja reisen oder auf die Lofoten. Per Straße bleibt nur die Rückfahrt übrig, an der ich ein bisschen variieren kann, und dieses Mal die südliche Variante nehme. Erstmal von Åse aus südlich den Bergen entgegen, die mir vorher im Rücken waren.

    Auf einem kleinen Stellplatz am glitzernden Wasser treffe ich einen Mann, der früher in Sortland gearbeitet hat, und jetzt jeden Sommer in die Buchten der Umgebung zum Angeln und Leben fährt. Auf Buckellachse wartet er, und morgens kämen manchmal Schweinswale in seine Bucht.

    An Sortland auf der anderen Seite der Brücke fahren wir vorbei, und lassen Sigerfjord links liegen, während unsere Route nach Lødingen langfristig von einer Baustelle begleitet wird. Zig Kilometer geht das so, und als rechts die 837 abbiegt, nehmen wir die einfach.

    Eine Sackgasse von knapp fünfzig Kilometer zwischen Bergen und Meer, auf der es nur so von schönen Aussichten boomt. Vielleicht hätten wir auch an dem ein oder anderen Platz übernachten können, aber mich zieht die Fortsetzung der Baustellenodyssee an, die gegen Abend im strömenden Regen ststtfindet.

    Bis wir endlich die Brücke bei Steinsland wieder über den Fjord queren, und der blaue Bus plötzlich Stop ruft. Wir sind wieder in Lille Skånland, und am Vormittag bei Hoylandet, dem nordischen Autoreparaturhändler mit einer Filiale in Evenskjær. Der freundliche Mechaniker füllt die Bremsflüssigkeit auf, die aus irgendeinem nicht guten Grund das fast geschlossene System verlassen hat. Er schaut nach möglichen Fehlerquellen und wünscht uns eine gute Reise.

    In Narvik kaufe ich noch eine Flasche Bremsevaeske in Reserve, tanke halb voll, und wir nehmen Abschied in Hergot, wo wir am Wasser spazieren gehen können. Abends riecht Hilde übers Meer und folgt ihrer Nase mit den Pfoten ins nasse Vergnügen, wobei sie heute keine Lust aufs Schwimmen hat.

    Wir hören Musik, bei dem ganz alten Leonard Cohen schläft sie ein, es ist unsere stille Abschiedsnacht an einer leisen Straßenseite mit wolkenlosem Morgenhimmel. Keine dreißig Kilometer entfernt ist die schwedische Grenze, trotzdem fühlt es sich komisch an, jetzt das norwegische Land zu verlassen, in dem es zwar Moskitos gibt, aber jetzt keine Wespen. Sonne, aber keine Hitze. Wasser und Strand, aber kaum Badegäste und schon gar keine fast nackten Leiber im Sand, die sich zu bräunen gedenken.

    Trotzdem haben es viele eilig, um alle Highlights in drei Wochen zu packen, reisen auch wir jeden Tag, als wären um die nächste Ecke Geheimnisse versteckt. Und - obwohl wir mit den Küsten in Norwegen noch nicht fertig sind - fühle ich den Abschied näher kommen, und bin nicht mehr traurig darüber.

    Für die letzte Reise habe ich mir einen für mich fast gänzlich unbekannten Abschnitt des Landes übrig gelassen. Und vielleicht in einer fernen Sicht noch eine Bootstour zwischen Stavanger, Kristiansund und Trondheim. Mit dem Zug über Oslo und Kopenhagen zurück. Manches bleibt in einer Welt der Träume. Darüber muss sich der Mensch im Klaren sein, sonst wird das mit dem Glücklichsein nicht einfach.

    Parkplatz (frei)
    Google Maps Code
    FP24+9HX Hergot, Norwegen
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