• Haltern am See

    12. elokuuta, Saksa ⋅ ☀️ 18 °C

    3-3-3-3. Nachdem wir früh am Morgen in einer Siedlung in Haltern aufgewacht sind, versetzen wir den blauen Bus auf den nächsten Autobahnrastplatz in Höhe Mark, um dort entspannt frühstücken zu können. Paradox. Ja, aber ich muss den Motor laufen lassen, um Wasser zu kochen. Das wollte ich den Nachbarn nicht antun.

    Der Name erinnert mich weit entfernt an ein Erlebnis meiner Kindheit, denn in diesem Landstrich gab es ein Sanatorium, in dem ich eine 'werweißnichtwarum' Zeit gewesen bin. Nebulös verschwimmt diese Erinnerung, die nie konkret zu werden scheint.

    Ganz im Gegenteil dazu unsere Fahrt nach Haltern. Der Bus zieht immer schlechter, an Autobahnfahren ist gar nicht zu denken. Mühsam schleppen wir uns über verschwitzte Landstraßen, möglichst abseits vom Verkehr, in Bergundtalmanier, denn Deutschlands Mitte ist von gebirgiger Natur, sozusagen mittelgebirgig.

    Nachdem ich in Rolfshagen zwei alte Männer zum Schieben aufgetan habe, der eine mit Braunschweiger Vergangenheit, an den wir ihn lebhaft erinnern, wobei er gleich den Bogen zum Lebensende spannt, dem Verfall des Seins. Sieh meine Zähne an, er ist jünger als ich, der Vater habe ihn früh rausgeworfen, weil er ein Wilder gewesen sei, der Onkel in Rinteln aber. So sei er hierher gekommen. Fünf-Minuten-Gespräche, ein ganzes Leben schnell erzählt.

    Irgendwo in Bielefeld parken wir schräg an einer abschüssigen Straße, um endlich mal eine Pause zu machen. Die eine Packung Ziegenfrischkäse mit Orangensaft esse ich jetzt, die andere in der Siedlung spät in der Nacht.

    Auf einem Parkplatz lasse ich den Motor laufen, damit Hilde es auch kurz laufen lassen kann, dann müssen wir mitten ins tiefste Blau von Gelsenkirchen. Da wo Schalke's Vereinsheim ist, finde ich Getec, einen Spezialisten für Anlasser und Lichtmaschinen. Barzahlung erwünscht, Karte geht gar nicht, na komm, dann überweise es einfach. Keine Sicherheiten, kein Name, vielleicht nur Vertrauen, oder er hat sich mein Kennzeichen gemerkt. Freundlich zurückhaltend.

    Heute fahre ich trotzdem hin mit dem alten Anlasser, den Alex ausgebaut hat, zum Bezahlen. Bar. Denn das brauche ich die nächsten Tage noch. Da sind noch einige Probleme am blauen Bus, die zu beheben sind, damit wir weiterreisen können. Gravierend. Wie der Anlasser.

    Hilde ist total happy, Alex und Peter mit der Hummel wiederzusehen. Als sie jung war, sind wir öfter zusammen gereist. Am Wochenende, in Norwegen, Schottland. Das prägt. Trotzdem, vom alten Vanlife ist nichts mehr zu sehen. Wo sind die alle hin. Hippie Trail und Mogli, eingetaucht in ein bürgerliches Dasein. Und wir. Reisen als Lebensinhalt. Nicht umsonst heißt die Hymne 'On the Road again' von Willie Nelson.

    https://youtu.be/dBN86y30Ufc?si=auJfxiBBVprj8AoJ

    Again ist das Zauberwort. Wieder auf der Straße. Das andere Zauberwort heißt Homebase. Und die Jungs hier arbeiten hart jeden Tag, da will man das Wochenende nicht auch noch auf überfüllten Straßen leben. Und wenn alle/viele etwas tun, dann verliert sich der Reiz im Besonderen.

    Ich weiß, mir werden jetzt manche widersprechen, es gäbe Vanlife doch noch, das wäre doch ihr Leben. Für einige Wochen im Jahr, vielleicht sogar länger. Vielleicht liegt der Unterschied in einer Banane. Die sind alle gelb und leicht gekrümmt, schmecken ähnlich, und sind doch in ihrer Qualität verschieden.

    Zum Abschluss des ölverschmierten Abends um den blauen Bus, geht's zum Essen bei Fastfood. Ohne Alex wäre ich verloren. Bestellung am Computer, Lieferung aufs Tablett zum Tisch. Unbequemes Sitzen fördert schnelles essen, vielleicht auch der Hunger, mir bleibt lediglich ein kleines Eis zum Nachtisch.

    Ein besonderer Tag. Dreitausenddreihundertdreiunddreissig. 3.333 Tage sind wir unterwegs. Unser Festplatz ist ein Park unter Bäumen, eine Stille Nacht in einer Siedlung zwischen See und Stadt, ein laufender Motor, der uns die Freiheit bringt, Reisen zu können. Wo geht's hin, wenn das hier überstanden ist. Schweden nochmals vielleicht. Zur Abwechslung an beide Küsten. Von West nach Ost. Und vielleicht noch nen Abstecher nach Norwegen zwischendrin.

    Die Welt ist groß.
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