• On Air

    4 November 2022, Jepun ⋅ ⛅ 17 °C

    Eine graue Stahltür ohne Klinke und ein Telefon. Ich will nach dem Hörer greifen, die Türe öffnet sich wie von Geisterhand von selbst. Die Gesichtserkennung der klugen Tür fand mich harmlos und gewährt mir Zugang zum SAP Experience Center in Tokio. Ich bin zu einem Videodreh hier, um fünf Werbevideos aufzunehmen, und ahne, dass das anders wird als ein Microsoft Teams Video aufzuzeichnen.
    Vor einer grünen Wand aus Plastikpflanzen ist eine ganze Menge Equipment aufgebaut, Beleuchtung, Teleprompter mit verborgener Kamera und noch so allerlei mehr, was sich mir nicht erschließt. Auf dem Boden vor mir klebt ein schwarzes T. Hier soll ich tunlichst stehen, d.h. nicht energisch auf- und ablaufen, wackeln oder anderweitig zu lebhaft werden. Das kann ja heiter werden. Ein Skript habe ich nicht. Wenigstens mit meinem Text habe ich alle Freiheiten.
    In die Kamera lächeln, gerade stehen, nicht faseln, oder husten, und nicht wackeln. Was war mein Text?
    Fünf Videos später bin ich schweissgebadet und zufrieden, und hole mir erst einmal einen Kaffee aus der high end Maschine, die mehr Optionen bietet als ein deutscher Starbucks. Geschafft. Während ich meinen Kaffee schlürfe, kommt mein japanischer Kollege um die Ecke. Er hätte da noch eine Idee (und fünf weitere Case Studies). Ächz. Aber irgendwie bin ich auch angefixt. Das Adrenalin vor der Kamera macht süchtig.
    Baca lagi