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  • Day 124

    Planung ist der halbe Trail

    July 11, 2023 in the United States ⋅ ☀️ 22 °C

    Liebes Tagebuch. Ich habe geschlafen wie ein Stein und es viel mir schwer zum Klingeln des Weckers aufzustehen. Sowieso war ich in den letzten Tagen immer recht spät dran. Als ich aus meinem Zelt kroch machten sich Ian und Peter schon auf den Weg. Ich frühstückte gemütlich und genoss meinen Kaffee. Bis zum heutigen Ziel White Pass waren es nur 6,5 Meilen. Bergab. Ich fragte mich, ob ich die beiden noch einholen würde. Meine kleine Challenge für heute. Lang pennen und trotzdem vor ihnen da sein. Also los. Gleich zu Beginn gab es wieder wahnsinnige Panoramen bestehend aus schroffen Felsformationen, Wolken und über allem Mt. Rainier. Mit den letzten beiden Tagen kam er immer näher und es ist einfach nur krass wie mächtig dieser alte Vulkan ist und die gesamte Landschaft einfach dominiert. Der Trail bog ab auf eine lange Traverse entlang eines Hanges. Ich fühlte mich etwas getriggert vom gestrigen Tag, der mir noch in den Knochen und im Kopf saß. Der Trail war aber nicht ansatzweise so exponiert und nichts was ich nicht schon zig mal auf dem PCT gemacht hatte. Trotzdem passte ich heute extra auf. Anschließend tauchte der Weg in den Wald ein und kurz darauf fand ich Peter, wie er gemütlich seinen Tee kochte und Pause machte. Das war ein einfaches Spiel. Wir quatschten kurz und dann machte ich wieder los. Der Trail machte es mir einfach, schlängelte er sich doch gemächlich und sehr gut begehbar den Berg hinab. Keep on cruising. Ja und ratzfatz war ich am Highway 12 angekommen und vor mir Ian. Die letzten 500 Meter gingen wir zusammen zum Krackerbarrel. Eine Tankstelle am White Pass und Anlaufpunkt für alle Hiker. Ich holte mir einen Kaffee und ein Sandwich. Dann hieß es planen. Nach Mariams Abreise war ich mir nicht sicher ob ich auf eigene Faust weitergehen sollte oder zu den andern nach Oregon zurückkehren sollte. Nun wusste ich es. Ich wollte hier bleiben. Das "Problem" in Washington für uns Hiker sind die mangelnden Möglichkeiten Essen zu beschaffen ohne weite Strecken hitchen zu müssen. Also schicken sich viele Pakete an kleine Orte und Tankstellen an Highways nahe dem PCT. Das musste ich nun wohl auch. Dafür musste ich nach Packwood hitchen. Während ich meinen Kaffee trank quatschte ich mit einem anderen Hiker, der auch nach Packwood wollte und wir beschlossen es zusammen zu versuchen und uns dann ein Hotelzimmer teilen. Ich verabschiedete mich von Peter und Ian. Sie blieben die Nacht am White Pass. Ich bin mir sicher, dass ich Peter wieder einholen werde. Hehe.
    Wir gingen zur Straße und wollten unsere Daumen rausstrecken, als eine altes Ehepaar auf uns zu kam und fragte wo wir hin wollten. Nach Packwood. Fahrt geklärt. Wunderbar. Nach 40 Minuten Autofahrt kamen wir an. Im Hotel musste ich dann Etappen und die entsprechende Verpflegung planen. Nervig. Dann alles im einzigen Laden im Ort einkaufen. Ja die Auswahl war nicht so gut und teuer. Wie sehr wünschte ich mir im Walmart zu sein. Muss trotzdem gehen. Mit vollem Rucksack verließ ich den Laden, als hinter mir jemand rief "Are you a PCT hiker?" Es war ein anderer Wanderer und nach zwei Sätzen war klar: Deutscher. Mal wieder. Wir redeten ein bischen. Er war für drei Wochen hier um seine Freundin auf den Trail zu begleiten. Nach ein bischen mehr Blabla verabredeten wir uns auf ein Bier am Abend. Meinen Zimmergenossen Steve kannte er auch.
    Als ich wieder im Hotel war schnell alles sortieren und für den Versand fertig machen. Und dann, ja dann endlich mal Duschen!!! Welch Wohltat. Mittlerweile war es schon Abend.
    Ich traf mich mit Thorsten und Kati beim Mexikaner. Das Essen war leider nur sehr durchschnittlich. Für mexikanisches Essen gilt: je kleiner der Laden, desto besser das Essen. Wir hatten trotzdem noch einen netten Abend und Steve kam irgendwann auch noch dazu. Das ist das Gute am PCT. Man ist allein, aber doch auch nicht.
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