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  • Day 21

    Roppolo

    September 27, 2020 in Italy ⋅ ☀️ 7 °C

    Um 6:30 Uhr heißt es aufstehen. Für meine Mama, sonst eine Frühaufsteherin, ist das am Sonntagmorgen eine kleine Herausforderung, aber nach ein paar Minuten überwindet sie sich auch. Das Frühstück ist üppig. Es gibt 6 verschiedene Arten von Croissants, unterschiedliche Kuchen, Joghurt, Rührei, Speck und vieles mehr. So gut gestärkt, wie sonst selten, machen wir uns um 7:45 Uhr auf zum Milano Centrale und nehmen dort den Zug nach Ivrea. Um 10:30 Uhr sind wir da.

    Ivrea liegt am Fuße der Alpen, unweit der Schweizer Grenze. Das merkt man, denn die Stadt ist lebendig und wohlhabend. Durch Ivrea hindurch fließt ein Fluss aus sauberem blaumatten Bergwasser, es gibt Parks mit Brunnen und gut besuchte Cafés. Auf dem Weg durch die Stadt kommen wir bei einem Infopoint speziell für Pilger der via francigena vorbei. Noch bevor wir da sind, kommt uns schon Paolo entgegen und fragt uns auf Französisch, ob wir Stempel für unseren Pass haben möchten. Das möchten wir tatsächlich und kommen mit ihm in das kleine Gebäude rein. Dort fragt er mich auf energetisch-italienische Weise aus, woher wir kommen, wohin wir gehen und was unser Tagesziel ist. Als wir sagen, dass wir nach Viverone wollen, empfiehlt er uns stattdessen einen Ort weiter zu gehen nach Roppolo, denn hier gebe es bessere Unterkünfte. Er geht sogar noch einen Schritt weiter und ruft bei einer Bekannten von ihm an und fragt, ob sie für heute Abend noch Plätze hat und erklärt ihr, dass zwei Pilger, Mutter und Sohn, noch eine Unterkunft suchen. Als er auflegt, haben wir eine Unterkunft für heute abend, die günstiger ist als, die die wir ausgesucht hatten, und zudem ein Frühstück beinhaltet. Nach dem Telefonat gibt er uns beiden noch eine Karte, zwei via francigena Broschen und fotografiert uns mit einem lebensgroßen Pilgeraufsteller.

    Nach diesem sehr glücklichen Zusammentreffen machen wir uns weiter die via francigena entlang. Da meine Mama sich heute noch keinen 22 Kilometern gewachsen fühlt, kürze ich mithilfe von Google Maps den Weg ein wenig ab und serviere ihr das "Landstraße-Special" für 7 Kilometer. Immer, wenn uns das Laufen entlang der Landstraße jedoch entmutigt, konnten wir uns umdrehen und die beeindruckende Aussicht auf die Alpen genießen.

    Der Rest des Weges führt uns entlang eines Kanals, der die selbe Farbe hat wie der Fluss in Ivrea, durch Maisfelder und schöne, wirklich schöne italienische Dörfer. In Viverone machen wir kurz Halt am Lago Viverone, welcher besser besucht ist als der Chiemsee in der Hauptsaison.

    Um 16:30 Uhr kommen wir bei unserem B&B "Emilia" in Roppolo an. Die Besitzerin Loretta kommt 20 Minuten später mit 2 Freundinnen an und wundert sich, wo wir denn lang gelaufen seien. Sie seien uns entgegengelaufen und hätten uns nicht finden können. Dieser Umstand ist mit unserem kurzen Abstecher zum See schnell erklärt und Loretta führt uns mit erstaunlich gutem Englisch durch das gemütliche und charmante B&B. Sie fragt uns, ob wir Wäsche haben, die gewaschen werden soll, und erklärt meiner Mama (nicht mir) wann die Waschmaschine fertig ist und wo man die Wäsche aufhängen kann. Wir wechseln ein paar Worte über unsere Reise, sie empfiehlt uns wiederum einen anderen Ort als geplant und nach einer kurzen Ruhepause gehen wir um 19:30 Uhr in ein Restaurant im Ort, das offenbar spezielle Preise für Pilger hat.

    Im Restaurant kriegen wir das "Pilgermenü". Das bedeutet Vorspeise (Gemüsesuppe oder Käsecrèpe), Hauptspeise (wir haben beide Fisch mit Polenta genommen) und jeweils Bier oder Wein für insgesamt 24 €(!!!). Nach so einer Mahlzeit kann man ja nur gut schlafen.
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