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  • Day 24

    Robbio

    September 30, 2020 in Italy ⋅ ☀️ 17 °C

    Das 19 Kilometer entfernte Robbio ist unser heutiges Ziel. Um dieses zu erreichen, stehen wir um 7:30 Uhr auf, frühstücken um 8 Uhr und laufen um 8:45 Uhr los. Das Frühstück ist heute sehr übersichtlich. Wir kriegen jeweils ein gefülltes Croissant und auf dem Tisch stehen noch 6 Cracker, die wir mir etwas Butter und Marmelade zu uns nehmen. Semi gestärkt und semi begeistert von der Unterkunft machen wir uns auf den Weg.

    Heute folgen wir wieder ganz offiziell der via francigena. Das bedeutet wir überqueren Flüsse, laufen durch die Reisfelder (sie sind wirklich überall) und kommen an dem ein oder anderen süßen Schild vorbei (Bild 2).

    In "Palestro" machen wir um 11:20 Uhr Halt und haben zu diesem Zeitpunkt schon circa 12 Kilometer hinter uns. Pause bedeutet essen, entspannen und ganz wichtig: Blut aus den Füßen holen (Bild 3). Wegen des sparsamen Frühstücks entschließen wir uns bis 12 Uhr zu warten, um dann in einer Pizzeria essen zu gehen. Ich Vielfraß gehe in der Zwischenzeit zum Supermarkt, um mir schon mal etwas als "Vorspeise" zu holen und entscheide mich für drei Packungen Skyr. (Wenn man 3 kauft, kriegt man eine umsonst!) In der Schlange vor dem Supermarkt spricht mich eine italienische Fahrradpilgerin an, mit der ich nach besten Kräften einige Worte auf Italienisch austausche. Als ich 15 Minuten später mit meiner Mama auf einer Bank nicht weit vom Supermarkt sitze und meinen Skyr esse, kommt besagte Dame vorbei, schenkt uns eine Packung Kinder Bueno, erklärt uns auf ital-engli-deutsch, wo man hier Toiletten findet und wünscht uns einen guten Weg. Bei uns bestand zwar weder Bedarf nach Toiletten, noch nach Kinder Bueno (wir beide sind keine Süßigkeitenfans), aber allein diese unglaublich freundliche Geste lässt uns erstaunen.
    Um 12 Uhr stellt sich heraus, dass die Pizzeria seit neustem andere Öffnungszeiten hat und erst um 18 Uhr öffnet. Da wir beide in der Zwischenzeit ein bisschen was gegessen haben und es nach Robbio nicht mehr weit ist, entschließen wir uns, den Rest des Weges hinter uns zu bringen und dort dann etwas essen zu gehen.

    Die letzten 7 Kilometer sind vom Wanderweg her schon etwas aufregender und erinnern mich an meine Wanderung durch die Reisfelder der Philippinen. Über kleine Holzbrücken, in die Erde gehauene Stufen und einen engen Pfad direkt neben dem Bewässerungskanal bewegen wir uns weiter Richtung Süden (Bild 6).
    Um kurz vor 2 kommen wir an unserer Unterkunft in Robbio an. Diese hat folgende Vorgeschichte: Robbio ist zwar der offizielle Zwischenstopp auf der via francigena, aber die Unterkunfslage sei hier schon immer dürftig gewesen. Zu Zeiten von Corona hätten nun quasi alle Unterkünfte hier geschlossen, berichteten der Mann im Touristenbüro und der Mann, bei dem wir letzte Nacht übernachtet haben. Es gäbe in ganz Robbio (gar nicht so klein) nur noch ein einziges Zimmer. Die Zuständigen sprächen jedoch nur Italienisch, weshalb wir den Mann von unserer letzten Unterkunft gebeten haben, dort für uns anzurufen und nachzufragen, ob heute für uns Platz wäre. Er wechselt also heute morgen ein paar Worte mit einer Frau am Telefon und sagt zu uns: "Ja, ich glaube, es ist frei. Ruft diese Nummer an, wenn ihr auf dem Platz vor der Unterkunft seid." Das genügt mir inzwischen als Gewissheit und meine Mama sieht es auch gelassen, es gäbe ja ansonsten einen Bahnhof.

    Als wir bei der Adresse der Unterkunft ankommen, stehen wir vor dem "Municipio", quasi einem Verwaltungshaus, in dem die Polizei und Stadtverwaltung sitzt. Als ich bei der Nummer anrufe, meldet sich eine Frau und ich erkläre mit den Brocken Italienisch, die ich in den paar Tagen aufgeschnappt habe stichwortartig, was ich will: "Buongiorno. Mi chiama Michael. Filio e mama pellegrini. Arrivato." Die Frau sagt sehr viel auf italienisch, aber ich höre ein "venire" raus und kann beruhigt nach ihrem "Ciao" auflegen. Wir warten kurz (Bild 7) und 10 Minuten später kommt tatsächlich eine ältere Frau auf einem Fahrrad auf uns zu und begrüßt uns lächelnd. Sie zögert nicht lange und geht mit uns durch das Tor des "Municipio" hindurch. Auf dem Weg in die Pilgerunterkunft, die im Hinterhof gelegen ist, erklärt sie uns alles auf italienisch und irgendwie verstehen wir alles Wichtige. Am Ende lassen wir uns von ihr sogar eine Pizzeria empfehlen. Die Unterkunft ist ein richtiges "Ostello" und erinnert mich an meine Nacht im "presbytère" in Langres. Wir kriegen Einwegbettwäsche, Stempel in unseren Pass und den Schlüssel. Die Bezahlung ist "donativo" und falls wir Probleme haben, sollten wir einfach anrufen. Herrlich unkompliziert. Natürlich ist der Komfort begrenzt, aber es gibt alles, was man braucht (außer einen Duschvorhang (Bild 9) --> ich bin gezwungen, das erste mal in meinem Erwachsenenleben im Sitzen zu duschen) und wir sind froh, dass wir mit niemandem in einem Zimmer schlafen müssen. Nach einer kurzen Verschnaufpause machen wir uns auf den Weg in den Supermarkt, um uns etwas zu holen, das wir in unserer eigenen kleinen Küche zubereiten können.

    Abends gehen wir dann endlich auf Pizzasuche. Nicht erfolgreich. Die empfohlene Pizzeria hat wie fast alles in der Stadt zu. Wir finden zwar letztendlich ein süßes Restaurant, aber die Speisekarte ist nicht unbedingt italienisch... naja seht selbst (Bild 10).
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