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- Day 423
- Wednesday, February 26, 2025
- ☁️ 13 °C
- Altitude: 17 m
CyprusÁgios Antónios34°45’37” N 32°25’8” E
Paphos, Zypern

Wow, was für ein anstrengender Tag, aber es hat sich gelohnt. Heute war wieder großer Umzugstag, und es wäre auch komisch, wenn das nicht stressig wäre – eine Million Dinge an einem Ort verpacken, ins Auto laden, irgendwie unterkriegen (Chapeau an Tommis Packkünste!), zwischendrin die Kids bespaßen, Essen kochen, aufräumen, putzen. Zum Glück war diese Wohnung mit Endreinigung, sodass wir sie nicht pikobello sauber machen mussten wie die letzte. Das war auf alle Fälle eine Erleichterung.
Und dann sind wir 1,5 Stunden zurück nach Paphos gefahren – und alles ging wieder rückwärts. Erst mal das richtige Gebäude finden, herausfinden, wie man da reinkommt und wo der Schlüssel ist, die Kinder bespaßen und bei Laune halten, ihnen Essen machen und die eine Million Dinge wieder verstauen. Zwischendurch noch schnell zum Supermarkt, Hundefutter kaufen, und dabei feststellen, dass es um 18:30 Uhr doch eine doofe Idee war, diesen Einkauf als Familienausflug zu planen – alle hungrig, alle müde, dazu noch der super schwere Rucksack, weil man „spontan“ ein paar Kaltgetränke eingepackt hat. Man will ja nicht verdursten…
Und das Thema Berlin nimmt langsam auch Form und Farbe an.
Jetzt ist es so gut wie sicher: Wir ziehen (zurück) nach Berlin. Am 1.9. geht es zurück in die große Stadt. Das Projekt Brandenburg ist erst mal „gescheitert“. Wobei – scheitern kann man das eigentlich nicht nennen, denn ich hatte definitiv eine schöne Zeit dort. Aber es ist eben auch ganz schön viel zusammengekommen. Ein riesiger Hof, der von weitem so wunderschön und schick aussah – als wir damals ungefähr 15-mal an diesem Grundstück vorbeigelaufen sind und uns nicht sicher waren, ob wir diesen Schritt wagen sollen oder nicht. Es ist ja schließlich ein krasses Commitment: einen fetten Kredit aufnehmen, von der Stadt aufs Land ziehen, plötzlich Vermieter sein (weil das Haus noch drei weitere Wohnungen hat), plötzlich ein Haus besitzen (naja, also zumindest darin wohnen – eigentlich gehört es ja der Bank), plötzlich 1,5 Stunden Fahrzeit für den Arbeitsweg einplanen müssen – damals wusste noch niemand, dass Corona kommen und uns alle ins Homeoffice schicken würde.
Ich hatte mir so sehr ein Berliner Autokennzeichen gewünscht – meine Lieblingsstadt! B- auf meinem Nummernschild! Bis mir unser Nachbar erzählte, dass „die Buletten“ (so nennen sie die Berliner hier) in Brandenburg gar nicht gerne gesehen sind und ich mir unbedingt ein Brandenburger Kennzeichen holen sollte.
Und dann sind wir eingezogen. Dann kam Corona. Dann war das Baby da. Anfangs bin ich noch ganz oft nach Berlin gefahren, aber mit dem zweiten Kind war das dann nicht mehr so einfach zu organisieren. Irgendwann hatte man die Wahl: Mit zwei Kindern 1,5 Stunden nach Berlin düsen, um dort auf einem Spielplatz eine Freundin zu treffen – oder in Eberswalde bleiben. Und dann blieb man eben in Eberswalde.
Ich habe echt versucht, dort Anschluss zu finden – Muttis von der Kita angesprochen, Woloho-Newsletter-Posts gemacht, Telegramm Gruppen beigetreten, wildfremde Frauen auf dem Spielplatz oder in der Gemeinde angequatscht, ein Nachbarschaftsfest organisiert… aber das Gefühl der Einsamkeit und des Nicht-Dazugehörens blieb. Dann wurde auch noch mein geliebter Frauenkreis eingestampft, weil die Verbindlichkeit der Leute fehlte.
Ich habe gemerkt, dass mir der ganze Besuch der letzten fünf Jahre – zusammen mit den beiden kleinen Kindern und meinem Vollzeitjob – über den Kopf gewachsen ist. Ich war kaputt, ausgelaugt, besuchermüde. Und dabei liebe ich es, Besuch und Menschen um mich zu haben. Letztes Jahr haben wir dann vielen Leuten abgesagt und waren viel alleine auf dem Hof. Und ich liebe meine Familie, ich liebe es, Zeit mit ihr zu verbringen – meine Familie ist mir genug. Aber irgendwas fehlt.
Wenn wir eine Einladung aus Berlin hatten oder ich eine Freundin treffen wollte, war das immer mit viel Organisation und Fahrerei verbunden. Ich saß länger in der Regionalbahn, als das Treffen dauerte.
Und dieses riesige Hofprojekt… Wenn man zum Mülleimer läuft und das Gefühl hat, an zehn Baustellen vorbeizukommen, für die man aber keine Kraft und Muße hat – dann muss man sich eingestehen, dass man nicht der Typ für so einen großen Hof ist. Zumindest nicht jetzt, wo die Kinder so klein sind. Ich will am Samstag einen Ausflug machen und nicht die Fenster streichen oder den Rasen mähen.
Und dann war ich plötzlich in Zypern und habe in Paphos gemerkt, wie mein ganzes System JA! JA! JA! schreit, wenn das Leben direkt vor der Tür ist, zu Fuß erreichbar. Es ist einfach genial, wenn man loslaufen kann und Menschen auf der Straße trifft. Ich bin so menschenhungrig (und nein, damit meine ich nicht, dass ich sie essen möchte). Ich liebe es, Menschen um mich herum zu haben. Ich muss nicht mal mit ihnen reden, aber in Finow hatte ich oft das Gefühl, der einzige Mensch auf dem Planeten zu sein. Es ist einfach so unglaublich leer. Und wenn man zum Spielplatz fährt, ist man dort oft allein – keine anderen Kinder, keine Muttis, die ich zutexten kann.
Es ist natürlich unglaublich traurig, dass Tommi nicht mitkommen möchte. Er will in Eberswalde bleiben – und uns oft besuchen. Und ich will im Sommer viele Wochenenden in Eberswalde verbringen.
Aber ich freue mich so sehr auf eine Wohnung mit Balkon. Ohne Baustellen. Und wenn die Bude geputzt ist und der Wocheneinkauf erledigt – dann: Arsch geleckt! Dann mache ich Ausflüge, bis der Arzt kommt! Dann treffe ich mich mit Freund:innen für zwei Stunden auf einen Absacker und kann danach einfach nach Hause ins Bett fahren, ohne panisch die DB-App und die Uhr zu checken, ob ich noch die letzte RB- und Busverbindung nach Finow erwische.
Und ich habe wieder die Möglichkeit, mir einen (Teilzeit-)Job zu suchen. Ich kann ins Büro fahren, ohne 1,5 Stunden einfache Strecke zu pendeln. Klar, Homeoffice ist chillig – aber auch unglaublich unaufregend und einsam.
Ach, ich freu mich drauf!Read more