Seetage durch den Orkan

Die ersten Tage auf See fühlten sich an, als wollte der Atlantik uns prüfen.
Ende Oktober, vier Tage Orkan – ein unaufhörliches Tosen, das selbst durch die Wände vibrierte. Wellen, die sich wie graublaue Berge vor uns auftürmten, bis zu zehn Meter hoch. Das Schiff knarrte, rollte, ächzte… und plötzlich war die Hälfte der Gäste außer Gefecht.
Überall leises Stöhnen, geschlossene Kabinentüren, die Sorgenfalten der Crew.

Doch uns ging es gut.
Vielleicht, weil wir Segler sind.
Vielleicht, weil wir den Respekt vor dem Meer längst gelernt haben – und gleichzeitig dieses unstillbare Vertrauen in seine Kraft tragen.
Wir sahen hinaus in die tobende Weite und spürten:
Das ist Natur. Das ist Leben. Das sind wir.

Und dann, ganz langsam, änderte sich alles.
Erst ein zaghafter Lichtstreifen am Horizont… dann ein erster Morgen, an dem der Wind nachließ. Das Außendeck noch nass vom Sturm, aber ruhig.
Und schließlich dieser Moment, den wir niemals vergessen werden:
Sonne.
Glattes, milchiges Meer, das plötzlich wirkte, als hätte der Atlantik selbst einatmen müssen.

Vom brausenden Chaos in eine stille, goldene Weite – so, wie es nur das Meer kann.
Und wir zwei mittendrin.
Dankbar, stolz, erschöpft und gleichzeitig so lebendig wie schon lange nicht mehr.

Es war der Anfang einer Reise, die uns verändern sollte.
Ein Kapitel, das wir für immer fühlen werden.Read more