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  • Tag 52: Chios bis Cesme

    April 10, 2023 in Turkey ⋅ ⛅ 16 °C

    Wir kommen um 3:30 Uhr mit der Fähre an. Etwas verschlafen packen wir alles zusammen und schieben dann unsere Fahrräder von der Fähre hinunter. Alles ist etwas hektisch und unstrukturiert. Auf dem Hafengelände ziehen wir Warnwesten an und befestigen unsere Lichter. Mit uns fährt noch ein deutsches Wohnmobil von der Fähre ab.
    Wir sind mit der Fähre auf der westlichen Seite von Chios angekommen und müssen auf die 40 km entfernte östliche Seite, um dort die Fähre nach Cesme zu nehmen.
    Da aber noch stockdunkel ist machen wir uns auf die Suche nach einem Zeltplatz, um noch 2 Stunden zu schlafen.
    Wir fahren ein Stück, müssen dann unsere Jacken ausziehen und dann passiert es. Ich sehe gerade noch wie sich Lukas' abgestelltes Fahrrad in Bewegung setzt und dann ist es auch schon zu spät. Sein Fahrrad fällt auf die Seite und der neue, mühsam ausgewählte Fahrradständer bricht ab. Irreparabel!
    Der Zeltplatz ist dann kurz danach gefunden. Etwas schwierig bei Dunkelheit, aber mit unseren Taschenlampen ist das Zelt schnell aufgebaut.
    Knapp zwei Stunden lang ist unsere Nacht. Dann brechen wir wieder auf und suchen uns einen Platz zum Frühstücken.
    Diese Seite der Insel ist fast unberührt. Es lohnt sich wirklich die Strecke noch auf sich zu nehmen. Eine Fähre am nächsten Tag wäre direkt nach Chios (Ort) gefahren, aber das war uns zu spät.
    In Chios geht es erstmal zum Hafen. An der ersten Fährgesellschaft möchten wir die Fähre buchen. Zuerst soll ich einen Augenblick warten, dann kommt die Nachricht: Nächste Fähre in 2 Tagen. Was? Ok, wir hatten schon gehört, dass es etwas schwierig ist im Winter nach Cesme zu kommen, aber jetzt ist immerhin schon April.
    Also auf zur nächsten Fährgesellschaft. Dort bekomme ich die gleiche Nachricht. Bei der 3 Fährgesellschaft gehe ich es anders an: "Gibt es heute irgendeine Fähre, die in die Türkei fährt. Bevorzugterweise nach Cesme?".
    Hier werde ich fündig.
    In 3 Stunden fährt die Fähre. Wir nutzen die Zeit und essen. Wieder fährt das deutsche Wohnmobil an uns vorbei. Wir schauen uns noch Chios an, mit der Stadtmauer, dem türkischen Bad und den kleinen Gässchen. Hier sind die Leute deutlich aufmerksamer, schauen uns vermehrt nach und winken.
    Kurz bevor die Fähre abfährt lernen wir noch den 20 jährigen Jonah aus London kennen, der als Backpacker nach Indien und dann um die Welt will. Die Fahrräder schieben wir auf das Schiff, dann werden wir von einem von der Fährgesellschaft ins Innere des Schiffes gebeten. Als wir die Fahrräder dann über die Schwelle hiefen, entscheidet er sich doch um und wir sollen die Räder, zur Belustigung der mexikanischen Reisegruppe, die mit uns fährt, einmal quer durch und auf der anderen Seite wieder hinaus schieben, nur um wieder an dem selben Platz zu stehen, wie am Anfang. Wegen des Wellengangs fürchten wir ein wenig um unsere Fahrräder.
    In der Türkei angekommen sind wir überrascht von der reichen Vegetation. Zuerst geht es durch die Kontrolle. Wie so oft stehen alle in Schlangenlinie um die aufgestellten Bänder außenrum. Natürlich müssen wir mit den Rädern auch jede Kurve mitnehmen, zur Belustigung der mexikanischen Reisegruppe.
    Bei der Einreise werden wir von dem jüngsten Mitarbeiter der Behörde bedient. Der etwa 6 jährige Junge stempelt fleißig mit seinem Vater die Pässe ab.
    Wir verabschieden uns von Jonah und fahren nach Cesme rein. Das hätten wir nicht erwartet. Der Ort, der vor uns liegt begeistert uns mit seiner Schönheit!
    Nach 5 km kommen wir bei Alpu, unserem WarmShowers Host, an. Die Räder sind schnell verstaut und wir gehen gemeinsam einkaufen, weil er uns anbietet ein typisch türkisches Essen zuzubereiten.
    Es gibt eine Art Eintopf aus Tomaten, Karotten und Ei, mit Parmesan, dazu Weißbrot. Lukas bekommt zusätzlich noch marinierten Fisch.
    Ich nutze die Gelegenheit und nehme Türkischstunden bei Alpu, um ein wenig sprachgewandter in das neue Land zu starten.

    Bis hier her haben wir knapp 3000 km zurückgelegt. Wir lassen einen Kontinent mit vielen Ländern hinter uns, die uns begeistert, aber auch überrascht haben. Wir sind durch außergewöhnliche Tropfsteinhöhlen gelaufen, haben quasi verlassene Küstenabschnitte mit glasklarem Wasser erradelt und regionale Eigenheiten kennengelernt (z.B. seit Griechenland wird das Toilettenpapier nicht mehr in die Toilette geworfen).
    Für uns beginnt ab hier ein noch völlig unbekannter Teil auf einem neuen Kontinent.
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