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  • Tag 68: Akbas bis Gücünkaya

    April 26, 2023 in Turkey ⋅ ☁️ 19 °C

    Nach angenehmer Nacht (wenn sie auch ein bisschen laut war, wegen der vorbeifahrenden Autos auf der nahegelegenen Schnellstraße) geht es weiter. Unser Zelt konnten wir nach der ewigen Hochebene auf ein paar Hügeln aufbauen, die dann doch noch aufgetaucht sind.
    Zunächst geht es noch einige Meter hoch, dann wieder hinunter. Und danach folgen nochmal knapp 80 km auf einer weiteren Hochebene. Zum Glück wird diese bei der Hälfte durch den Ort Sultanhani unterbrochen.
    In diesem Ort stehen noch heute die Überreste einer alten Karavanenstadt. Früher kamen hier Reisende für bis zu drei Tage kostenlos unter und bekamen neben Tee und Kaffee auch Nahrungsmittel gestellt. Im großen Innenhof gab es damals außerdem einen Schmied, einen Medicus und weitere kleine Geschäfte, um den Reisebedarf zu decken.
    Wir gehen nochmal Essen, weil es auch nicht mehr kostet, als sich im Supermarkt für ein Mittagessen einzudecken, und für mich gibt es mal wieder "Etliekmek".
    Dann geht es weitere 40 km in der Hochebene entlang, bis wir die Stadt Aksaray erreichen. Von da an geht es von der Hauptstraße ab und auf einer Nebenstraße ein wenig die Berge hoch. Komisch, nach so einer langen Zeit im flachen. Aber endlich ändert sich die Landschaft. Aus den umliegenden Feldern werden leicht rötlich bzw gelbliche Berge. Herrlich! Allerdings fahren hier manche Autofahrer wie die Gestörten. Ein französisches Wohnmobil fährt langsam an uns vorbei und sie winken freundlich. Die restlichen Autofahrer fahren entweder einfach vorbei, hupen, weil aus Freundlichkeit, aber so, dass wir erschrecken, oder hupen, damit wir ihnen Platz machen. Diese Straße gefällt uns nicht so sehr.
    Auf einer weiteren, etwas hügeligeren hnd deutlich interessanteren Hochebene angekommen müssen wir uns so langsam einen Zeltplatz suchen. Leider gibt es hier direkt nicht wirklich geeignete Orte. Wir haben uns ein etwas höhergelegenes Plateau ausgeguckt und fahren zwischen den Häusern dort hin.
    Hundegebell und zwei Hunde die sich uns nähern. Aus einem Haus kommen ein paar Leute auf uns zu und, täuschen wir uns oder ruft uns einer ein "Hallo" entgegen.
    Tatsächlich! In fast aktenzfreiem Deutsch spricht er uns an, fragt ob eir Deutsche sind und erzählt dann, dass er auf Heimaturlaub ist, aber eigentlich in Coburg wohnt.
    Wir fragen ihn, ob wir etwas oberhalb unser Zelt aufschlagen dürfen. Dem wird direkt zugestimmt, in einem zweiten Satz wird uns allerdings angeboten, dass wir auch im Haus schlafen können.
    Wir zögern erst (wir wollen ja niemandem Umstände machen), dann stimmen wir zu und werden von Abdullah gleich ins Haus gebeten. Er zeigt uns, wo wir schlafen können und fragt ob wir mit zum Essen dazu kommen wollen.
    Dann folgt ein Abend, den man sich so nicht vorstellen kann. Wir beide sitzen mit (in der Reihenfolge auf dem Bild, von links nach rechts:) Abdullahs Mutter, seinem Cousin (und dessen Sohn, der das Bild macht), einem Nachbarn, seinem Vater, Abdullah und seinem Bruder zusammen. Es gibt alle möglichen Gemüsesorten aus dem Garten (Frühlingszwiebeln, Tomaten, Gurke, Petersilie, Paprika) als Salat und Fisch dazu. Natürlich darf auch das Ekmek (typisches Brot) nicht fehlen. Es schmeckt lecker und wegen des Nachbarn komme ich auch nicht drum herum ebenfalls Fisch zu essen. Er, etwas aufgedreht, steckt uns einfach ein Stück in den Mund.
    Da ich neben dem Vater sitze, werde ich von ihm während des gesamten Abends durchgehend versorgt. Ist ein Gurkenstück leer, wird mir das nächste auf den Teller gelegt. Alle paar Minuten bekomme ich noch etwas Petersilie und Frühlingszwibeln, Brot und Fisch auf den Teller. Der Fisch wird auch nach und nach immer wieder mit Zitrone beträufelt.
    Zum Nachtisch gibt es noch Kompott aus dem Garten und natürlich Cay.
    Mit Abdullah können wir uns super über alles unterhalten, wodurch wir auch an so manche Abläufe herangeführt werden.
    In einem Augenblick taucht Abdullah dann noch mit einem Schoko-Osterhasen auf, als "Trostgeschenk", weil wir ja Ostern ein wenig verpasst hatten.
    Wir erfahren noch einiges über Abdullahs Job als selbstständiger Restaurantbesitzer eines italienischen Restaurants in Coburg und lachen viel gemeinsam. Auch wenn wir nicht alles verstehen, manche Gesten sind dann doch sehr eindeutig.
    Nach den heutigen 116 km und einem sehr netten, traditionelleren und völlig unverhofften Abend gehen wir dann etwas später als sonst ins Bett.
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