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  • Tag 161: Archat bis Sary-Tash

    August 18, 2023 in Kyrgyzstan ⋅ ☀️ 18 °C

    Am Morgen lassen wir es etwas entspannter angehen und tauschen uns noch etwas mit David aus, bevor dieser dann nach Osh aufbricht.
    Vereinzelt kommen wir jetzt nur noch in Orte. Was uns häufig auffällt, sind die aufgestapelten Türme aus getrocknetem Tierdung. Da es abends hier schon sehr kalt wird und nur gering Holz zur Verfügung steht, dient der Dung als Wärmequelle in den Öfen und auch zum Kochen.Je weiter wir kommen, desto eher stehen einzelne Yurten oder Bauwägen verteilt auf den wenigen ebenen Flächen. Teilweise spielen Kinder dazwischen oder Erwachsene erledigen Kleinigkeiten, wie das Melken der Tiere.
    Nun liegt der vorerst höchste Pass vor uns. Die letzten Höhenmeter des 3615 m hohen Passes müssen in Serpentinen erklommen werden. Als wir gerade an einem Bauwagen vorbeifahren, der am Rand der Straße liegt, kommt eine etwa 14 Jährige heraus und bringt und eine Tasse Wasser. Dankend nehmen wir einen Schluck, allerdings auch nicht zu viel, da das Wasser ungefiltert aus dem vorbeifließenden Bach kommt und es hier nicht unbedingt immer ganz sauber ist. Interessiert kommt direkt ein anderes Mädchen heraus, das ähnlich alt aussieht. Sie bitten uns in ihren Bauwagen, den wir liebend gerne mal genauer anschauen wollen. Also schieben wir die Räder über die Straße und betreten dann den Bauwagen. Direkt gegenüber der Türe steht ein alter Ofen, auf dem in einer großen Schale (wir würden sie Vok nennen) etwas brät. Daneben liegt ein Teppich auf dem Boden. Durch eine dünne Wand getrennt, befindet sich daneben noch ein weiterer Raum, der ebenfalls mit Teppichen ausgelegt ist.
    Direkt werden wir eingeladen uns zu setzen. Wir bekommen Tee, Brot und eine riesige Schale mit Nudeln hingestellt. Diese sind mit Kernen und Zwiebeln angebraten. Der Geschmack ist zwar kein neuer, aber vielleicht gerade durch das Bekannte schmeckt es mir recht gut.
    Dann bringt eine der Mädchen einen Eimer des getrockneten Dungs herein, greift die Fladen mit bloßen Händen an befeuert den Ofen und greift kurze Zeit später an das vor uns liegende Brot.
    Was hier keine ungewöhnliche Handlung ist, verleiht mir doch ein bisschen Unbehagen und so lecker das Essen auch ist, aber für eine solche Vielzahl an Bakterien sind unsere Mägen dann doch nicht ausgestattet. Also halte ich mich ab jetzt eher zurück. Da wir kurz zuvor zu Mittag gegessen hatten, ist das auch nicht so schwer.
    Während wir so da sitzen, unterhalten wir uns mithilfe mehrerer Handys, was ganz gut funktioniert. Die beiden älteren Mädels, die kleine Schwester und die Mutter sind so interessiert an uns, dass die Fragen schier kein Ende mehr nehmen.
    Natürlich bekomme ich auch direkt den kleinen Bruder auf den Arm, der vielleicht gerade 7 Monate alt sein mag. Als er in einer hölzernen Wiege schlafen gelegt wird sehe ich, dass über seinem Kopf ein Wirbel eines Schafes oder eventuell eines Kalbes baumelt. Wie bei uns über den Kinderbetten irgendwelche flauschigen Kuscheltiere herabhängen, wird hier einfach das genutzt, was am Ende des Tages als Abfall übrig bleibt.
    Auch von dieser Familie werden wir wieder zu einer Übernachtung eingeladen. So wohl wir uns hier auch fühlen (da wir allerdings mit dem Essen lieber vorsichtiger sein wollen, um hier in den Bergen kein Magen-Darm zu riskieren), lehnen wir dann doch ab.
    Nach dem Essen zeigen uns die Mädels noch ihren Esel und beginnen dann ein kurzes Volleyballspiel. Wie uns scheint, ist Volleyball hier in Kirgisistan ein Nationalsport. Bevor wir weiter fahren, zeigen sie uns noch ihre Schlafyurte, die etwas oberhalb der Straße liegt. Weil ich hier in 3200 m Höhe bei dem kleinen Spaziergang doch recht ordentlich schnaufe, schiebt mich Mayramkan bis auf den Berg hinauf :).
    Wir tauschen die Nummern aus und verabschieden uns dann von ihnen. Dann geht es weiter hinauf. Jede Serpentine bringt uns ein gutes Stück höher und eröffnet uns einen immer beeindruckenderen Blick hinunter ins Tal. Oben müssen wir erstmal einen Pulli anziehen, weil es gegen Abend doch schon sehr kalt wird. Es geht ein kurzes Stück ins Tal und danach nochmal über einen Pass von 3550 m Höhe. Als wir von diesem wieder bergab rollen, muss ich mir sogar noch die Daunenjacke drüber ziehen.
    Was uns auf dieser Seite des Tals allerdings erwartet, übersteigt all unsere Erwartungen. Dass wir vereiste Berge sehen würden, darauf sind wir vorbereitet aber wie gewaltig diese vor uns liegen, das haut uns dann doch um.
    Leicht bergab führt die Straße in den kleinen Ort Sary-Tash. Dieser liegt am Rande einer schier endlosen Hochebene auf 3000m Höhe. Am Rande dieser Hochebene, an der Grenze zu Tadjikistan, ragen die vergletscherten Gipfel, unter anderem der Peak Lenin mit über 7000 m Höhe auf. Bisher habe ich noch nie solch hohe Berge gesehen. Wir können unsere Augen gar nicht davon losreisen, so sehr fasziniert uns diese Bergkette.
    Wir kaufen im Supermarkt seit langem mal wieder Joghurts und einiges anderes ein und fahren dann noch auf die Hochebene hinaus. Um uns herum stehen vereinzelt Yurten und Pferdeherden ziehen an unserem Zelt vorbei. Der Blick von diesem bisher beeindruckendsten Zeltplatz ist unfassbar und nur die Kälte treibt uns nach und nach ins Zelt.
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