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- Wednesday, September 6, 2023
- ☀️ 24 °C
- Altitude: 583 m
ChinaLongwangmiaocun44°8’58” N 87°58’18” E
Tag 180: Urumqi bis Bofengjie

Wir frühstücken im Zimmer, nachdem wir etwas länger geschlafen haben. Daraufhin folgt eine weitere chaotische Fahrt durch die Stadt.
Urumqi ist ganz im Gegensatz zu den anderen chinesischen Städten mit der Zeit gewachsen und keine Planstadt. Da sie allerdings trotzdem schnell an Größe zugenommen hat, findet sich keinerlei Struktur, was sie dementsprechend sehr überfordernd macht. Die Häuser stehen sehr eng aneinander und die Straßen haben keine Kapazität für die Menge an Nutzern.
Wir entdecken zwei Moscheen, als wir so durch die Straßen fahren. Ihr Anblick erweckt Interesse in uns. Wir halten also an und Lukas betritt die erste. Vor ihm sitzen vier uigurische Männer. Als er ihnen andeutet, ob er sich die Moschee einmal anschauen darf, werden sie stutzig. Noch ehe einer von ihnen antworten kann, tritt aus einem Hinterraum ein Chinese und macht Lukas deutlich klar, dass er die Moschee augenblicklich zu verlassen hat.
Bei der zweiten Moschee wird er bereits vor Betreten des Eingangs ausdrücklich abgewiesen. Bei dieser sticht mir direkt etwas ins Auge. Normalerweise stehen Moscheen immer recht frei, sodass sie zum einen geehrt werden und zum anderen die Gebete über die Minarette frei erklingen können. Hier ist die Moschee allerdings so an die Hauswand des neueren Nachbargebäudes gezwängt worden, dass der Turm zum Teil im anderen Gebäude verbaut ist.
Wir fahren weiter aus der Stadt heraus und schütteln beim Anblick des Polizeiaufkommens in dieser Stadt den Kopf.
Die Hochhäuser um uns reichen gefühlt bis in den Himmel und immer wieder sehen wir nicht nur zwei oder drei, sondern teils 30 exakt gleiche Hochhäuser nebeneinander. Ein ganzer Hochhauspark quasi. Was wir jedoch zwischen den Hochhäusern hindurch entdecken ist viel erfreulicher. Ganz in der Ferne tauchen die ersten schneebedeckten Berge auf. Wie lange haben wir schon keinen Schnee mehr gesehen! Wenn man mal die Eiswand zwischen Kirgistan und Tadjikistan beiseitelässt war es in der Türkei also vor 5 Monaten! Jetzt freuen wir uns richtig auf den kommenden Winter und die kühleren Temperaturen.
Leider haben wir bei Verlassen des verstädterten Gebietes (was erst ab Mitte des Tages der Fall ist) ziemlichen Gegenwind. Wir treten also stark ein und sehen bald aus dem Nichts ohne jeglichen Vorort eine weitere Stadt auftauchen.
Wir suchen uns ein paar passende Hotels heraus die uns nehmen könnten und fahren hin.
Das erste liegt in einer Art Fußgängerzone. Diese ist auf beiden Seiten mit einer Art Metallstangengewirr verbarrikadiert, sodass nur Fußgänger, also nicht einmal Fahrradfahrer hindurch kommen. Wir suchen uns also eine Stelle, an der wir die Räder außenrum schieben können und machen uns gerade daran, als uns eine Aufpasserin davon abhält, indem sie wild mit den Armen wedelt und "Meiou" ruft.
Zunächst einmal ignorieren wir sie. Da sie allerdings nicht von uns ablässt, halten wir vorerst inne. Wir schauen sie an und sie wiederholt ihre Geste und sagt erneut "Meiou".
Dann geschieht das Unglaubliche. Ein anderer Fahrradfahrer ohne Gepäck kommt herbei, steigt ab, hebt das Rad über die Barriere und geht einfach weiter. Die Frau hat ihn keines Blickes gewürdigt!
Wir deuten auf ihn und sagen verwirrt und vorwurfsvoll auf Deutsch, dass er ja auch weiter durfte. Sie schüttelt nur den Kopf. Dann sagen wir, dass wir zum Hotel wollen und das nunmal in der Fußgängerzone liegt. Auch das interessiert sie nicht im Mindesten.
Vielleicht kommt man (aus welchem Grund auch immer) mit größeren Fahrzeugen nur von der anderen Seite hinein? Wir lassen also von dem Versuch ab hier über die Barriere zu kommen und fahren außenrum. Natürlich sieht es hier exakt gleich aus, mit Ausnahme, dass hier keine Aufpasser stehen. Da wir noch nicht einmal wissen, ob wir in dieses Hotel hinein dürfen, bleibe ich bei den Rädern stehen und Lukas geht nachfragen.
Während ich so da stehe und warte, beobachte ich die absurdesten Szenen mit den Leuten und der errichteten Barriere. Die Metallstangenbarriere lässt sich vielleicht besten als Beginn eines Labyrinths vorstellen. Zunächst muss man gerade hinein, dann nach links abbiegen und anschließend wieder nach rechts. Natürlich sind die Abstände zwischen den beiden Stangen auch so schmal, das ein Wenden etwa mit einem Kinderwagen nicht möglich wäre. Es laufen also verschiedene Leute an mir vorbei. Fahrradfahrer heben ihre Räder drüber, junge Familien mit Kinderwägen mühen sich ab ihre Sprösslinge über die Barriere zu befördern, Rentner werden durch das Wirrwarr geführt und einige steigen auch einfach darüber. Bei jedem Einzelnen stelle ich mir vor, was sie wohl gerade denken mögen. Denken sie "Wie umständlich! Das hätten sie auch anders lösen können?" oder denken sie überhaupt nicht darüber nach? Auch bei den mehrfachen Zwischenkontrollen bei der Busfahrt haben die anderen Fahrgäste keine Miene verzogen, also sie wieder einmal aussteigen und durch den Scanner laufen mussten. Bei uns würde jeder Stopp auf einer Busfahrt genau hinterfragt werden. Ist das hier auch so? Passiert das vielleicht nur im Stillen?
Viele interessante Szenen später kommt Lukas zurück, geht aber direkt in ein weiteres Gebäude hinein. Als er auch aus diesem wieder herauskommt, meint er, die ersten seien so unfreundlich gewesen und das zweite Hotel nimmt keine Ausländer.
Wir suchen auf der Karte also nach einem teureren Hotel, fahren dort hin und werden tatsächlich genommen. Beim Einchecken werden wir natürlich wieder das Übliche gefragt, essen dann noch und gehen wieder erschöpft schlafen.Read more