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- Sunday, January 14, 2024
- ☀️ 13 °C
- Altitude: 1,338 m
United StatesHamblin Wash36°1’11” N 111°22’49” W
Tag 311: Desert View bis Mini-Usbekistan

Zwar war die Nacht schon etwas wärmer als die letzte, aber als der Wecker klingelt will keiner von uns so wirklich den ersten Schritt aus dem Schlafsack machen.
Egal wohin wir dann doch nach einer Weile um das Zelt herum treten, es geht immer durch minimum 10 cm Schnee. Da ist es nicht verwunderlich, dass unsere Schuhe bald nass sind. Die selben Schuhe, die uns in Usbekistan durch die Wüste gebracht haben, dienen uns jetzt immer noch, wenn auch deutlich abgenutzter und, wie wir schon so manches Mal feststellen durften, definitiv nicht wasserdicht!
Zusätzlich zu der Feuchtigkeit spühren wir auch die Kälte des Schnees durch die Sohlen durch. Das bessert sich auch nicht gerade, als wir die Fahrräder dann durch den hohen Schnee wieder gen Straße schieben.
Wir lassen es von der Höhe des Grand Canyons eine Weile rollen, halten dann nochmal an, um unsere Füße ein bisschen warm zu treten und fahren dann weiter.
Wir fahren an einem Schild vorbei, das uns Auskunft darüber gibt, dass wir nun wieder im Kaibab National Forest sind und somit den Nationalpark verlassen. Ups! Dann waren wir also noch gar nicht aus dem Park draußen, in dem das Wildzelten strengstens verboten ist. Naja, das Eingangstor hatten wir gestern noch passiert, also halb so wild.
So schnell wie wir im National Forest drin sind, verlassen wir ihn auch schon wieder und betreten damit das nächste Reservat. Die Navajo Nation erstreckt sich über vier verschiedene Bundesstaaten und ist Lebensraum für den Großteil der Diné, besser bekannt als Navajo, und der Hopi. Wir werden dieses Gebiet über mehrere Tage auf dem Weg zum Monument Valley durchradeln.
Gleich zu Beginn der Reservatsgrenze kommen wir an einigen Ständen vorbei, an denen zum Teil handgemachter Schmuck verkauft wird. Wir erfahren, dass bestimmte im Schmuck verwendete Perlen die Kerne von Blaubeer-artigen Beeren sind. Das Fruchtfleisch wird von Vögeln abgefressen und die heruntergefallenen Kerne dann eingesammelt und weiter verarbeitet.
Hier kaufen wir uns einen kleinen Traumfänger (typisch für manche, aber nicht alle Stämme!), der zum einen tatsächlich auch bei den hier ansäßigen Diné Verwendung findet und zum anderen auch die Navajo Nation finanziell unterstützt. Der Traumfänger wird im Schlafzimmer aufgehängt und fängt sowohl die bösen als auch die guten Träume im Netz ein. Wenn dann am Morgen die Sonne auf das Netz scheint, werden die bösen Träume vom Sonnenlicht verbrannt und die guten sammeln sich im Zentrum des Netzes und wandern dann nach einer Weile gefiltert in die Federn. Dort bleiben sie und können von da an immer wieder geträumt werden.
Die Fahrt weiter nach Cameron ist atemberaubend. Immer wieder werden uns Blicke in kleinere Canyons ermöglicht, von denen die Ebene hier übersäht ist.
Wir kaufen eine Kleinigkeit in einem kleineren, etwas teureren Supermarkt ein und werden auch hier häufiger angesprochen. Aufmerksamkeit erwecken wir, als einzige Radfahrer im Winter.
Wir fahren noch ein Stück und kommen dann an einen ehemaligen Handelsposten, eine Trading Post. Hier steht heute ein Motel, eine Poststelle und ein Souvenirladen mit einigen Souvenirs der Diné, wie Traumfänger, Tongefäße oder Zeichnungen. Auch eine Teppichwebecke gibt es hier. Dort erklärt uns der junge Mann, dass er die Tradition seiner Großmutter aufgegriffen hat, nachdem diese verstorben war. Für die knapp 30 cm hat er bereits 10 Tage daran gearbeitet, wobei er die Muster im Kopf hat. Er erklärt uns weiterhin, dass je nach Region innerhalb des Reservats auch ganz unterschiedliche Teppiche als Wanddeko typisch sind. So hängen dort Teppiche mit roten Hintergründen, manche sind grau und braun gehalten und wieder andere sehr bunt.
Vor der Trading Post unterhalten wir uns dann noch mit einem Diné, der im Grand Canyon National Park arbeitet. Er erzählt, dass seine Tochter mal mit einem Tobi aus Kaiserslautern zusammen war und er als Vater Tobi ihrem jetzigen Freund vorgezogen hätte. Außerdem erfahren wir von ihm, dass wir auf dem Reservat jede Straße beziehungsweise jeden Feldweg ohne Bedenken hinein fahren und dort unser Zelt aufbauen dürfen, wenn diese nicht ausdrücklich als privat ausgeschildert sind.
Mit dieser guten Nachricht im Gepäck fahren wir nur noch ein kurzes Stück und folgen dann einem holprigen Weg, der von der Straße wegführt.
Wir schauen uns nach einem guten Platz zum Zelten um und entdecken ein Auto, das etwas entfernt geparkt hat. Langsam fahren wir dort hin, weil wir die Fahrer nochmal fragen wollen ob es wirklich ok ist hier zu zelten und sehen dabei, dass die beiden drei Hunde dabei haben. Sobald diese uns entdeckt haben, kommen sie auch schon verteidigend auf uns zugerannt. Erst nach dem dritten Ruf hören sie auf den Besitzer. Dieser packt die Hunde nacheinander und bringt sie zum Wagen. Dabei ruft er uns noch die Worte "Don't let them attack you, they'll bite!" zu. 'Das Kennenlernen lassen wir dann mal besser', denken wir und fahren noch ein Stück weiter.
Wir finden einen Hügel, hinter dem uns keiner von der Straße aus sehen kann und bauen dort im Sand unser Zelt auf.
Wenn uns die Temperatur nichts anderes sagen würde, könnten wir glatt denken wir seien zurück in Usbekistan. Heute morgen noch im Schnee aufgewacht und jetzt mitten in der Wüste. Schon verrückt!!Read more