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  • Tag 386: Alpedreira bis La Garrovilla

    March 29 in Spain ⋅ ⛅ 13 °C

    Morgens nieselt es leicht, bis wir allerdings zusammengepackt haben und losfahren, ist es nur noch bewölkt.
    Wir folgen dem vor dem Hotel vorbeiführenden Fahrradweg eine Weile und kommen schon bald ins nächste Land unserer Reise, Spanien.
    Kurz hinter der Grenze unseres 19. Landes liegt der Ort Badajoz. Wir schauen uns einen Torbogen, eine alte Brücke, die Burg, einen bekannten Platz und die engen Gässchen an. Andere Sprachen hören wir hier nicht.
    Die Gassen sind voll mit spanischen Touristen, in den Cafés wird Kaffee, Tee und Bier getrunken und zusammen gelacht. Dass heute Karfreitag ist, fällt ansonsten nicht auf.
    Über kleine Straßen fahren wir wieder aus dem Ort und schlagartig sind auch die Zäune weitestgehend weg. Stattdessen breiten sich zu beiden Seiten Felder und kleine bewaldete Gebiete aus, die niemand zu "bewachen" wünscht. In uns erweckt das ein Gefühl der Freiheit!
    Wir fahren noch durch kleine Orte durch und kommen dann schließlich nach La Garrovilla, wo wir die nächsten zwei Nächte bleiben, um hoffentlich einem weiteren Regenschauer zu entgehen.
    Schon am Ortsrand schallt uns laute Musik entgegen und viele Leute sind auf den Straßen unterwegs. Dann ist eine der Straßen plötzlich durch eine Menschenmenge versperrt.
    Wir fahren zu dem von uns gebuchten Airbnb, werden von Bernard empfangen, beziehen schnell unser Zimmer und ziehen dann zu Fuß los, um auszukundschaften, was genau gefeiert wird.
    Von Bernard haben wir erfahren, dass heute und die nächsten Tage Dorffest ist. Wir sind erstaunt, dass es ausgerechnet auf einen Karfreitag fällt!
    Wieder bei der Menschenmenge angelangt, sehen wir, dass hier schon gut getrunken wird, Knallerbsen durch die Luft fliegen und Kinder einen Umzugswagen aus Styropor zerkleinern. Wir bleiben eine Weile in der Nähe stehen und schlendern dann zur Kirche. Nach und nach betreten die Dorfältesten und auch ein paar Jüngere diese und auch wir beschließen uns die Karfreitagspredigt mit anzusehen.
    Wir finden Plätze in der Mitte der Reihen. Zuerst liest der Pastor etwas vor das so klingt als seien es die Anweisungen, wie der Abend ablaufen wird. Dann geht es los und wir schauen zu, wie gepredigt wird, die Messdiener einige Zeilen vorlesen, der Chor singt (ohne dass die Gemeinde einen Laut erklingen lässt), sich die Gemeinde Person für Person vor dem vorne stehenden Holzkreuz verbeugt und in einem weiteren Gang zum Kreuz das Abendmahl empfängt. Gefüllt wird die Zeit dazwischen natürlich mit immer wiederkehrendem Aufstehen und Hinsetzen.
    Dann ist es an der Zeit die Prozession zu beginnen. Da uns draußen allerdings - wie die Gallier sagen - der Himmel auf den Kopf fallen würde, entscheidet der Pastor kurzerhand, die Prozession drinnen stattfinden zu lassen. Daraufhin packen alle mit an und heben die Holzbänke ein Stück zur Seite, damit die Träger des Jesussarges und der Figur der Jungfrau Maria vorbei kommen.
    mit dieser Figur laufen die Träger jeweils zu einem der Stationen des Kreuzwegs (die an der Wand rund um die Kirche dargestellt sind), Einzelne aus der Gemeinde lesen einige Zeilen vor und der Zug geht weiter zur nächsten Station. Nach und nach werden so die 14 Stationen "abgearbeitet".
    Als der Gottesdienst dann vorbei ist, kommt eine ältere Frau zu uns mit strahlendem Gesicht und spricht in Spanisch auf uns ein. Da ein jüngerer, in der Nähe stehender Mann unsere absolute Überforderung bemerkt, kommt er herbei und übersetzt. 'Ob wir es mochten?', wollte die Frau wissen. Wir antworten, dass wir es sehr interessant (wenn auch etwas lang, was wir natürlich nicht dazu sagen) fanden und es sich sehr zu deutschen Karfreitagsgottesdiensten unterscheidet.
    Also wir die Kirche dann nach drei Stunden (!) verlassen, bekomme ich noch einen Blumenstrauß in die Hand gedrückt. Auch alle anderen Frauen bekommen die Blumen, die noch bis eben den Sarg geschmückt hatten. Schön, dass sie so immerhin nochmal Verwendung finden!
    Auf dem Weg nach Hause gehen wir nochmal am aufgebauten Festzelt vorbei. Da dort die Musik allerdings schmerzhaft laut ist, entscheiden wir uns dazu, dann doch lieber selbst zu kochen.
    Es gibt Reis mit Tomaten-Pilz-Soße, bevor wir dann recht spät schlafen.
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