Afghanistan
Herat

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Travelers at this place
    • Day 178–181

      Grenzen als Spiegelbilder der Länder

      January 10 in Afghanistan ⋅ ☀️ 18 °C

      Alter wir fahren nach Afghanistan!

      Wir stehen um 4 Uhr morgens an der Straße mitten in Mahschhad. Da biegt Abbas um die Ecke. Er macht auch irgendwie Business und schmuggelt was über die Grenzen. Als wir an die letzte Stadt vor der Grenze kommen, werden seine Nummernschilder ausgetauscht und zwei Geschäfte angefahren und irgendwas eingeladen. Auch nach mehrmaligem Nachfragen, was sein Grund der Reise ist, bleibt er bedeckt und wir schließen diese Akte gedanklich.
      Noch mit an Bord ist Ismael, ein Truckfahrer aus der Türkei, der zwischendurch auch mal das Steuer übernimmt.

      Nach gut drei Stunden erreichen wir die iranische Grenze zum Ausreisen, es war nur trockene Wüstenlandschaft bis dahin. Hier an der Grenze spielen sich völlig wilde Dinge ab. Erst ne fette Gebühr für was-weiß-ich zahlen, dann servieren sie dir ein 5-Sterne Snack mit frischen Saft, Obst und Muffin. Dann kommt der erste Beamte, sammelt wortlos die Pässe ein und ist erstmal verschwunden. Nach einer Weile kommt er wieder und stellt zig Fragen. Anschließend holt er als Verstärkung seinen Vorgesetzten und der stellt nochmal die gleichen Fragen und ist dann auch mit unseren Pässen im Hinterzimmer verschwunden. Am Ende passt alles und wir reisen nach genau 30 Tagen aus dem Iran aus.

      Ein richtiges Abenteuer war der Iran, dieses Land mit so unfassbar sympathischen und gastfreundlichen Menschen. Das streng religiös geführt wird und die Todesstrafe nach wie vor mehrere hundertmal im Jahr vollzieht (auch gegen die 2022 Demonstrierenden für Frauen-Freiheit-Leben Bewegung)! Es herrscht eine totale Parallelwelt überall (Menschen reden/denken zu Hause anders als außerhalb). Der Iran ist wunderbar und erschreckend im gleichen Atemzug.

      Nun hieß es sich bereit zu machen für die zweite Runde der Grenzkontrolle. Erstmal findet man sich nicht mehr zurecht, kaum Schilder und Wege. Die afghanische Grenze ist total wild wie das Land selbst an sich auch. Alles durcheinander: Autos, LKWs, Fußgänger und viele Zäune ohne Eingänge und irgendwo doch ein Ausweg aus dem Durcheinander.

      Nach mehrmaligen Versuchen steuert Abbas uns zum richtigen Punkt. Dort ist alles easy und die Einreise schnell gemacht. Wir bekommen als Touristen einen kleinen Extra-Pass mit Bild für die hunderttausend Kontrollen, die uns in den nächsten 10 Tagen widerfahren werden.

      Afghanistan erschlägt uns emotional bereits an der Grenze. Auf einmal bist du in krasser Armut, umgeben von hunderten Kindern, die ums überleben kämpfen.
      Die Kontrollpunkte für das Gepäck sind ohne Elektronik und nur Bretter auf zusammengenagelten Tischbeinen. Viele Augen bestaunen uns. Dabei sind Afghanen respektvoll, interessiert und kennen doch keine Distanz. Wir springen alle wieder in Abbas Auto, was gesondert kontrolliert worden ist und los geht das Abenteuer.

      Wir befinden uns mitten in einer wüstenartigen Landschaft. Kleine Sandstürme kommen auf und nur ab und zu sind Häuser und Ortschaften aus sehr einfachen Lehmhäusern zu sehen. Auf dem Weg halten wir zum Pinkeln an einer Moschee. Nach bereits kurzer Zeit umzingelt uns das gesamte Dorf, bis auf Frauen, die nehmen eigentlich nicht am öffentlichen Leben teil. Unser Glück ist, dass wir jemanden treffen, der die letzten Jahre für eine deutsche Organisation übersetzt hat und uns auf Deutsch begrüßt. Das hätten wir hier mitten in der Wüste nicht erwartet.
      Wir schießen noch schnell ein gemeinsames Foto und fahren weiter.

      Wie zu erwarten erreichen wir den ersten Kontrollpunkt der Taliban. Es stehen ein paar schwerbewaffnete Männer direkt an der Straße, umgeben von zwei Betonklötzen und einer Schranke. Sie winken uns an die Seite und rufen über Funk ihre Vorgesetzten, weil unsere Reisepässe können sie nicht lesen. Es kommen drei ältere Männer in einem alten weißen Toyota Corolla um die Ecke gebogen. Sie strahlen uns an und sind ganz interessiert. Dann aber auch ernst und prüfen unsere Pässe und wollen unsere Fotos auf dem Handy sehen. Zu unser aller Glück prüfen sie nur Dörtes Handy, hier ist nichts zu finden und alles ok. Jedoch hatte Ismael eine Taliban-Festung mit Panzern davor fotografiert, was strengsten verboten ist. Da wir die Taliban gleich zum Foto einladen, ist die Kontrolle auch schnell vorbei und sie freuen sich wie Bolle über das Foto mit uns. Puhhh, nun aber weiter nach dem kurzen ersten Schock.

      Herat ist die zweitgrößte Stadt Afghanistans mit sechs Millionen Einwohnern und breitet sich gigantisch aus. Rechts und links zur Straße säumen sich seit Kilometern Werkstätten in Seecontainern, hunderte Stände mit Benzin in Plastikflaschen, Reifenhändler und noch vieles mehr. Alles ist primitiv und hier wird geflickt und recycelt was das Zeug hält. Not macht erfinderisch, das wird hier sehr deutlich.

      Angekommen in Herat empfängt uns unser Guide Erfan. Ein großer Mittzwanziger, der hier geboren ist. Eigentlich hatte er eine Werbeagentur, die musste er aber schließen. Den Taliban missfiel, dass er Frauen angestellt hatte und schlossen sein Geschäft daraufhin. Mit Maschinengewehren kamen sie und schossen alles kurz und klein. Glücklicherweise haben alle überlebt.

      Nun guidet er uns die nächsten drei Tage, was auch echt nötig ist. Seine erste Handlung ist, Dörte in einen Shop führen, um sie entsprechen der talibanischen Überzeugung gut zu verpacken. Ein Kopftuch wie im Iran reichte da nicht aus und es kam noch ein Ganzkörperkleid dazu.

      Herat lag auf der Seidenstraße und dadurch ist die Stadt übersät mit historischen Stätten. Eine wunderschöne riesige blaue Moschee, von ehemalig 20 noch vier übrige Minarette aus dem 14. Jahrhundert (von Russen zerstört), ein altes Fort (welches von Amerikanern und Deutschen zu Beginn der 2000er vollständig restauriert wurde). Weiterhin zig Mausoleen von bedeutenden Imanen und Königen. Das heutige Herat mit seinen traditionellen Märkten, die die gesamte Stadt versorgen, ist gesäumt mit andernorts längst ausgestorbenem Handwerk. Dazwischen unzählbar viele Menschen, Mopeds, Fahrräder, Stände, Geschäfte und ständig Stau und Lärm überall. Und nicht zu vergessen an jeder Ecke Taliban, die ständig Kontrollen durchführen.

      Hier noch drei Besonderheiten noch zu den ersten Eindrücken in Afghanistan:

      In jeder Stadt müssen wir uns beim Ministerium für Tourismus und Kultur extra registrieren und eine Genehmigung einholen. Das spielt sich wie folgt ab: Das Büro ist irgendwo versteckt, dann Handschlag mit den Taliban und erstmal einen Tee, danach aus dem Vorzimmer zum Minister. Der erklärt sofort, es herrsche ein völlig falsches Bild in den ausländischen Medien über die Taliban. Ok, das hätten wir nun geklärt… danach wird noch Small-Talk gehalten und ein schickes Foto mit uns geschossen.

      Es war wirklich immer angenehm und sehr freundlich, jedoch stimmt unser Bild über Afghanistan leider meistens doch.

      Dörte erzählt aus ihrem Blick, dass sie in der sechs Millionen Stadt nur ca. 10 Frauen auf den überfüllten Straßen gesehen hat. Das ist wirklich erschreckend und spiegelt leider die Welt für Frauen in Afghanistan wieder. Frauen sind aus dem öffentlichen Leben ausgeschlossen (Schulbildung bis nur zur 7. Klasse, dürfen keiner Arbeit nachgehen…)
      Auch müssen wir mehrfach am Tag bestätigen, dass wir verheiratet sind. Wir flunkern, was auch immer klappt, denn im Iran haben wir noch schnell Ringe gekauft.

      Wir sind Zwei von ca. 700 Touristen im Jahr in Herat. Dies hat auch viele und nachvollziehbare Gründe. Ja, die Taliban sind eine zu Recht umstrittene Organisation und führen das Land mit ganz eigenem Blick und Überzeugung. Das Bild im Ausland und hier Deutschland ist negativ und mit großer Skepsis behaftet. Unser Auswärtiges Amt hat zig Seiten an Reisewarnungen zu Afghanistan. Diesen Eindruck teilen viele Botschaften weltweit. Afghanistan ist und bleibt ein gefährliches und mit Sorgen zu bereisendes Land, jedoch hat sich unser Eindruck nicht gedeckt mit den beschriebenen Erfahrungen. Aber eine Reise dorthin ist wirklich nur für erfahrene und risikoaffine Traveller. Wir wurden überall total herzlich empfangen und Afghanen sind extrem gastfreundlich. Insgesamt fühlten wir uns sicher und waren dennoch immer in einer Grundanspannung.
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    • Day 2

      ... in Herat

      August 26, 2016 in Afghanistan ⋅ 🌙 19 °C

      ...doch Herat ist schon sehr weit im Landesinneren...der direkte Grenzübergang war:ISLAM QUALA,dort wurden die Pässe abgestempelt, was mitunter Tage dauern konnte,da die Zöllner und Passbeamten ein Fest für die "Passagiere" meines Busses gaben..Für eine Flasche Whisky und ein-zwei Pornohefte gab es ein Lamm und reichlich "WAS ZU RAUCHEN" Ja, so war das zu dieser Zeit an der Grenze zu Afghanistan! Das "Paradies für meine Blumenkinder begann hier...Im Iran gab es (fast) nichts zu "Rauchen" der SHAH IN SHAH war zu dieser Zeit noch das Haupt von Persien...Read more

    • Day 3

      Herat

      November 3, 2020 in Afghanistan ⋅ ☀️ 24 °C

      The Citadel of Herat also known as the Citadel of Alexander, and locally known as Qala Iktyaruddin, is located in the center of Herat in Afghanistan. It dates back to 330 BC, when Alexander the Great and his army arrived to what is now Afghanistan after the Battle of Gaugamela. Many empires have used it as a headquarters in the last 2,000 years, and was destroyed and rebuilt many times over the centuries. This historic citadel was saved from demolition in the 1950s, and was excavated and restored by UNESCO between 1976 and 1979.Read more

    You might also know this place by the following names:

    Herāt, Herat, Provincia de Herāt, Herāti provints, ولایت هرات, Hérât, Provincia di Herat, ヘラート州, 헤라트 주, Герат, Вилояти Ҳирот

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