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  • Day 4

    Die Magie des Amazonas

    December 30, 2022 in Colombia ⋅ ⛅ 27 °C

    Liebe Family, lieben Freunde,

    Nach rund zwei Stunden Flugzeit von Bogotá befinden wir uns im Landeanflug vor Leticia. Unter uns sehen wir nichts als das unendlich wirkende Grün des Dschungels, wirklich soweit das Auge reicht. Flüsse schlängeln sich durch die weite Landschaft, ab und zu sind kleine Rauchwolken zu sehen. Noch ahnen wir nicht, was für ein Abenteuer der Amazonas für uns bereithält.
    Ich bin sowas von aufgeregt, das könnt ihr euch nicht vorstellen. Es ist ein mini Flughafen, so etwas wie ein Terminal gibt es nicht. Nur einen kleinen Raum mit einem ca. 7m langem Fließband für das Gepäck, einer Toilette und einem Stand, an dem wir eine Touristengebühr bezahlen müssen. Das Klima ist so anders als zuvor im kühleren Bogotá – es ist warm und feucht, die Luft ist drückend. Mein Herz klopft ein wenig, ich hoffe, dass unser Guide und der Übersetzer nett sind, dass alles gut verläuft, dass ich es körperlich schaffe… oh man mein Kopf 🤯. Jay ist super gelaunt, etwas überdreht, glaube er ist aber genauso angespannt wie ich. 🤭
    Am Ausgang wartet bereits Sonja aus dem Büro auf uns, spricht natürlich wie fast alle hier - kein English. Deswegen haben wir auch einen Übersetzer dazu gebucht.
    Als wir rauskommen sehen wir eine kleine Gruppe von 4 Personen, die uns beide von weitem herzlich anlächeln. Es schüttelt uns zunächst eine junge Frau die Hand - „Kelly“. Die offensichtlich starke- sportliche 150cm Señora, bekleidet in Leggins und langärmligen, etwas bauchfreiem Top und Gummistiefeln, wirkt sehr bestimmt, schüchtern und zurückhaltened. Doch sehe ich in ihr das herzliche funkeln und frage „wer bist du?“ - sie antwortet auf spanisch: „Your Guide“. Wow! Ok. Sie ist also die Person, die mit uns durch den Amazonas gehen wird? Denke ich erstaunt.😳 Doch sollte man nie nur nach Äudßerlichkeiten gehen, nicht wahr?!
    Unser Übersetzer ist ein junger Mann, der in Leticia wohnt, der zum ersten Mal als übersetzer auf so eine Tour geht. - na das nenne ich mal ein gelungenes Team 🤪.
    Aber keine Zeit zum nachdenken. Gepackter Großer Rucksack aus dem Koffer raus, Gummistiefel an, Wasser aufgefüllt. Los geht es mit einem Taxi welches uns in den Urwald bringt, damit wir ca. 3h zu dem Indigenen Reservat Huitoto del Takana wandern können. Mitten auf der Arara Straße am Dschungel hält das Taxi an. Kelly, unser Guide, sagt: „so es geht los“. Mir rutscht mein Herz in die Hose und gleichzeitig hüpft es vor Freude, denn ich kann es kaum erwarten. Den Amazonas zu sehen, zu erleben, zu spüren war schon seit Kindheitstagen ein riesiger Traum von mir und im Amazonas von Kolumbien kann ich diesen nun endlich umsetzen. Ich lächle über mein ganzes Gesicht, als ich mir meinen schweren Rucksack umschnalle. Haare fest geflochten, bekleidet in langarm Shirt, lange Hose, Gummistiefel und Hut - unsere angesagteste Mode Haute Couture für die nächsten 4 Tage🙃. Es ist unglaublich heiß, die Sonne ist sehr stark, als wir in den Urwald laufen, der erlösenden Schatten spendet. Ich atme tief ein.
    Ein kleiner Trampelpfad, verwandelt sich nach einigen Kilometern, in das dichteste Grün.
    Kelly erklärte uns, wie man im Amazonas überlebt, zeigte uns viele unterschiedliche Pflanzen und wofür sie gut sind, ließ uns so gutes Obst probieren, wie zum Beispiel Umari. Eine orangefarbene Frucht die einen unfassbar intensiven fruchtig vanilligen Duft ausstrahlt mmmmm. Mit den Zähnen knabbert man die Schale ab und kann vorsichtig von außen das Fruchtfleisch abknabbern. Es schmeckt so süß und fruchtig wie Honig, ich sabber fast mein Shirt an so gut ist es. Wir begenen Pflanzen die bei Berührung, beleidigt sind (video anbei).
    Kelly erzählt uns: „Es gibt hier wirklich Dschungelgeister und es ist sehr wichtig, dass sie einem wohl gesonnen sind. Ich bitte jedes Mal um Erlaubnis für mich und meine Gäste den Dschungel zu betreten und so passiert auch nie etwas Schlimmes.“ Gut zu wissen, denn wir wünschten uns ebenfalls unseren Ausflug in den Urwald unbeschadet zu überstehen, denke ich mir. Aber denkt nicht, dass ist wie ein Spatziergang am Sonntagnachmittag. Es ist heiß, wir haben schwere Rucksäcke auf und überqueren balancierend über Baumstämme Treibmoore in Gummistiefel stampfen durch Flüsse, da kommen einem schon Gedanken über Piranhas und Kaymane. Aber so lange Kelly entspannt ist, sind wir es auch. Unsere Stiefel sind matchig, vom feuchten Dschungelboden, mir Stockt das Herz, als ich sehe, wie lang der kommende Baumstamm ist. 😨. Leichte Panik, Schweiß rinnt mir ohnehin schon über den gesamten Körper. Kelly sagt: „ wir gehen einer nach dem anderen, keine Angst“. Lustig, ist sie - keine Angst, denk ich mir. Sie nimmt meine Hand, wir wagen es. Schritt für Schritt, kleine Schrittchen, oh nein, ich rutsche aus. Shit. Halte dank Kelly aber noch meine Balance. Sie sagt, nicht nachdenken, gehen, schneller, schneller. Oh meine Güte, dankbar Hüpfe ich von dem Stamm auf der anderen Seite.
    Nach 3h Wanderung kommen wir am Takana Fluss und an der Maloca raus, in der Kelly zur Welt kam und wo sie immernoch mit ihrer Familie lebt. Maloca ist eine typische indianische runde Strohhütte im Amazonas, wo sich das komplette Leben einer Familie abspielt. Es wird dort gekocht, gegessen, geschlafen, getanzt, Kokablätter gestampft, spirituelle Zeremonien durchgeführt und über die Natur des Amazonas geschult. Hier begrüßt uns Kellys Vater, eine führende Persönlichkeit in diesem Stamm. Er ist so zusagen der Vogel-Häuptling. Jeder hat ein spezialisiertes Wissen und Kellys Vater ist ein absoluter Vogelexperte. Nach einem kurzen Mittagessen, eine Art dicke Maisteigrolle mit Fleisch, bringt Kelly uns eine frische Amazonas Mango aus ihrem Anbau - Video für euch anbei. Beste Mango weltweit. Zuckersüßes Fruchtfleisch, so aromatisch vom Urwaldboden genährt. Ich würde am liebsten welche mitnehmen für euch zum kosten, welch Belohnung nach der langen Wanderung.
    Wir bekommen die Ehre mit Kellys Papa sprechen zu dürfen und die Gelegenheit alle Fragen zu stellen, die uns interessieren. Wow! Ich bin total begeistert. Er sitzt auf einem Holzstamm und zerkleiert etwas zu grünem Pulver. Lächelnd bittet er uns sich vor ihm zu setzen. Er erzählt uns viel über die Geschichte ihres Stammes, dass sie vertrieben wurden Spanisch lernen mussten und es schwer ist ihre eine Sprache Muinane zu erhalten. Das Pulver welches er zerstampft besteht aus Koka und Tabak und wird bei Ritualen mit einem Löffel eingenommen. Ich stelle unglaublich viele Fragen zu ihrem Leben, zur Heirat und schließlich frage ich nach seinem Lieblingsessen, was ihn köstlich zum Lachen bringt. 😂. Er antwortet: Koka und lacht köstlich weiter. „Immino“ sage ich in der Muiane Sprache und bedanke mich somit für seine Zeit und alles was er mit uns geteilt hat.

    Nach einer weiteren Stunde Wanderung erreichen wir unser Camping. Es überrascht uns wie „ modern“ es für Dschungel Verhältnisse ist. Oh es heißt auch nicht Camping sondern Glamping. Ha ha. Na dann bin ich gespannt wie wir schlafen.
    Bei der Ankunft, fragt die Dame nach unseren Pässen. Ich hüpfe zu meinem Rucksack und bekomme ein Schock!!!
    Oh nein nein nein nein!!!! Mein Pass ist völlig durchtränkt mit Mückenspray!!! Alles ist in versiegeten Plastikbehältern aber leider habe ich die Plastiktasche vom Pass nicht richtig verschlossen!?!? Die Farbe vom Pass hat sich bereits gelöst. Die Blätter kleben alle zusammen, durch das Alkoholgemisch des Sprays.
    Ich muss fast weinen. Was tun?
    Kelly zaubert von den Eigentümern Klarsichtfolie her und wir wickeln eine Seite nach der anderen ein. Er tropft richtig. Doch hier im Dschungel kann er nicht trocknen. Es bleibt mir nichts übrig als ihn so in Folie verpackt wieder einzupacken. Sorgen über die Ausreise durchfluten meine Gedanken.

    Nach einem schönen Grillabrnd begleitet man uns in unser Schlafgamach. Woooow wie cool ist das denn?!?!? Jetzt verstehe ich was sie unter Glamourösen Camping verstehen! Ein durchsichtige Kuppel unter der wir sicher, blickend auf das dichte Grün mitten im Dschungel blicken. Wahnsinn!!!
    Die Magie des Urwaldes hat mich völlig in ihren Bann gezogen. Ich bedanke mich bei den Dschungelgeistern, für die heutigen Abenteuer. Der Dschunel in völliger Dunkelheit über mir antwortet: Alle Tiere, ob Vögel, Frösche, Grillen, Käfer, Affen singen uns im Urwald in unserem Bettchen in den Schlaf.

    Hätte ich zu dem Zeitpunkt gewusst, dass es die bequemsten und beste Übernachtungsmöglichkeit ist. Hätte ich es vermutlich noch mehr genossen.

    Es warten noch viele Erlebnisse auf uns! Aber so habt ihr schon mal einen kleinen Vorgeschmack, bis ich wieder schreiben kann.
    Danke fürs dabei sein!
    Agi
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