Kolumbien

December 2022 - January 2023
Abenteuer, Natur, Tiere, Menschen ❣️
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  • Day 1

    Ankunft in Bogota

    December 27, 2022 in Colombia ⋅ ⛅ 19 °C

    Nach einer 16 stündigen Reise kommen wir in Komumbiens Hauptstadt an. Vom Flugzeugfenster betrachte ich begeistert die grün bewachsenen Berge in der Ferne und im Tal gelegenen Bogota. Ich bin wirklich aufgeregt, denn es ist schon 3 Jahre her das wir eine Fernreise in ein uns noch unbekanntes Land machen. Dieses Mal ist es sogar ein unvekannter Kontinent für mich.
    Willkommen zu unserem Abenteuer in Kolumbien.

    Frisch ist es als wir uns nach gelungener Anreise auf die Suche nach einem Taxi machen und dies liegt nicht an einer aufgedrehten Klimaanlage des Flughafens. Die Kolumbianische Hauptstadt liegt doch auf 2640 Metern in der zentralen Hochebene Kolumbiens umgeben von wachenden und mächtigen Toren der grün bewachsenen Berge.

    Unser Hotel liegt in der Zona Rosa, ein angesagter hipper Wohnbezirk mit coolen Restaurants und Bars. Natürlich habe ich bereits zahlreiche Restaurants ausgesucht und so entscheiden wir uns in der Nähe des Hotels Estellar zu bleiben. Wir tragen keine auffällige Kleidung, Handtasche habe ich gar nicht dabei und auch keinen Schmuck, Turnschuhe dienen heute als Ausgehschuhe, andere hätte ich mir auch bei den teiweise 50 cm hohen Bordsteinen nicht vorstellen können. Ich höhre förmlich den Lauten Herzschlag der Stadt, als wir die belebte Straße betreten. Alles ist beleuchtet, der Park, die Restaurants, aber nicht die bunte asiatische Variante, sondern eher stilvoll, hell. Wir wählen das Gato Negro, ein Kolumbianisches Restaurant - Spezialität: Fleich. Alles ist etwas entspannter, der Service freundlich aber es ist nicht so wichtig wann das Getränk oder das Essen kommt. Wir schauen uns an und fassen es nicht hier zu sein, genießen die Vibration der Stadt und ihrer Menschen, als der Kolumbianische Musiker sein Repertoire anstimmt und wir merken, dass wir genau neben der Box sitzen. 😂 neben dem Tisch fängt ein Vater mit seiner Tochter an zu tanzen- good vibes only.

    Guten Nacht nach Europa!
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  • Day 2

    Bogotá - Aussicht auf 7 Millionen

    December 28, 2022 in Colombia ⋅ 🌧 17 °C

    Ihr lieben,

    Es trennen uns 6 Stunden Zeitunterschied zu Euch, daher wachen wir bereits früh morgens auf.

    Aufgeregt gehen wir zum reichaltigen Frühstück des Hotels, ich habe noch völlig gemischte Gefühle, irgendwie Herzklopfen. Aufregung, durch die vielen Geschichten die man gehört hat.

    Gut gesättigt mit tropischen Früchten und lokalen Schmankerln, begeben wir uns mit dem Uber kostengünstig und sicher durch die Stadt, da natürlich jede Fahrt digital verfolgt und online bezahlt werden kann.
    Es wartet heute unser erstes Kennenlernen mit der Metropole auf uns und wo könnten wir sie besser kennengelernen als von oben?!
    Am anderen Ende der pulsierenden Stadt, nehmen wir die Seilbahn auf den Cerro de Monserrate, den Hausberg Bogotás. Hoch hinaus geht es, denn das Wahrzeichen der Stadt liegt auf 3.152 Metern. Da wird die Luft gleich noch etwas dünner, was auch Jay und ich zu spüren bekommen, als wir das letzte Stück des Weges von der Seilbahnstation bis zum Kloster Monserrate erklimmen. Doch oben angekommen bleibt einem dann sowieso erstmal der Mund offen stehen, entweder nach Luft schnappend oder auf Grund des grandiosen Ausblicks, der sich einem nun eröffnet. Die gigantische Metropole liegt einem nun zu Füssen, umgeben von saftig grünen Hügeln und Bergen. Moderne Wolkenkratzer ergeben gemeinsam mit kolonialen Bauten ein Gesamtbild, dass ganz genau zu Bogota passt: Vielseitig, multikulturell und von starken Kontrasten bestimmt. Die Aussicht ist wirklich faszinierend. Ich kann mich nicht erinnern mal so weit oben über einer Metropole gestanden zu haben, Stadtgeräusche aufsaugend. Die kühle feuchte Luft durchflutet meine Lungen, als ich mich auf das kalte Geländer setze, einen tiefen Atemzug nehme und staune.

    Abgesehen von dem schönen Ausblick befinden sich noch Restaurants sowie die Pilgerkirche Señor Caído de Monserrate, welche als eines der beliebtesten Wallfahrtsziele in Kolumbien gilt. Ich finde sie nicht ganz so spektakulär, zumal alles völlig überladen mit Weihnachtsbeleuchtung und kitschiger Weihnachsdeko ist. Irgendwie schräg.

    Die frische Luft macht Lust auf einen Snack und Essen hat hier höchste Priorität. Also begeben wir uns zu den Marktständen, bei denen der eine den anderen mit Köstlichkeiten überbieten und die Gäste für sich gewinnen möchte. Wir lassen uns verleiten und nehmen in einem kleinen einfachen Lädchen Platz. Auf einer weißen Tafel steht das Angebot aufgeschrieben, mein Urlaubsspanisch reicht dafür natürlich nicht. Doch lockt der Duft einer Kochbanane. Gesichert! Jay geht traditionell Kolumbianisch: Kakao mit Käse und Milchgebäck.
    Spannend beobachten wir eine Familie gegenüber, die das gleiche bestellt hat.
    Aha. Zunächst macht man die dicke Käsescheibe mit den Händen klein, schmeißt dann die kleinen Stückchen in dem Kakao, löffelt sie raus und schiebt ein Stück Milchgebäck hinterher. Oh ha! Na dann. Es ist ein salzig süßer Genuss, den die Kolumbianer tatsächlich täglich zum Frühstück genießen. Natürlich hat Schokolade grundsätzlich einen sehr hohen Stellenwert, aber dazu gleich mehr. Die mit Marmelade und Käse gefüllte Kochbanane ist wirklich schmackhaft, alles ist hier irgendwie süß und salzig, aber besonders süß. 😋
    Wir bestellen natürlich auch eines der National Getränke: Coca Tee. Rauschende Wirkung auf dem Berg? - nein, ganz und gar nicht. Der süße Tee angebraut mit Coca Blättern schmeckt nach Kräutern, ist natürlich total süß und hat etwa die gleiche Wirkung wie Schwarztee. Sorry, keine Abenteuer für euch 🤪.

    Nach einer kleinen Besichtigung der Landschaft auf dem Berg, beschließen wir noch einen kleinen Kaffee in einem schönen Bistro zu trinken. Als wir auf der Terasse Platz nehmen, höre ich sie schon umherzischen. Zuuum zuuum fiep fiep - ahhhhh meine Lieblingstiere!!! Na wer weiß was es sein könnte??
    Habe euch ein Video angehängt. Liebevoll betrachte ich die kleinen Tierchen, während sie am Zuckerwasser naschen und spüre, wow ok. Wir sind wirklich weitweg von zu Hause. Doch ist das sicher nur ein klitzekleiner Vorgeschmack auf das was uns übermorgen erwartet.

    Zurück auf dem Fuss des Berges, sind wir höchst neugierig die Altstadt Bogotás zu entdecken.
    Der Stadtteil Candelaria, die Altstadt von Bogotá, gilt als eines der schönsten historischen Zentren in Lateinamerika. Wir haben noch absolut kein Gefühl für die Sicherheit. Was können wir machen? Ist es ok viel mit dem Handy zu fotografieren, zu navigieren etc. Wir sind beide unauffällig gekleidet und ich habe all unser Hab und Gut in den Taschen meines Pullovers versteckt. Ich bin irgendwie misstrauisch, obwohl wir bis dahin keinen Grund hatten uns unsicher zu fühlen. Und so wagen wir einen Spaziergang durch die kopfsteingepflasterten Gassen, vorbei an unglaublich vielen bezaubernden bunten Kolonialhäusern, zahlreichen Kirchen und kommen zu dem bekannten Platz Plaza de Bolivar. Wow viele Touristen, die meisten scheinen Kolumbianer selbst zu sein. Sie haben das Weihnachtsfest noch vor sich und derzeit Ferien- die Stadt ist voll!

    Wie in fast jeder anderen kolumbianischen Stadt repräsentiert die Plaza de Bolivar das historische Herz der Stadt, doch hier in Bogota auch das Machtzentrum Kolumbiens. Denn hier findet sich neben dem Justizpalast, das Rathaus und viele weitere politische Gebäude, sowie die klassizistische Catedral Primada, die größte Kathedrale des Landes. Doch wer ist dieser Bolivar und warum sind alle haptplätze nach ihm benannt? Simon Bolivar betrachtet man immernoch als den „Libertador“, den Befreier Kolumbiens, da er eine entscheidende Rolle in den südamerikanischen Unabhängigkeitskriegen gegen die Spanier spielte.

    Ich muss gestehen, je länger wir uns hier aufhalten desto sicherer fühle mich. Natürlich sind wir weiterhin vorsichtig (ich bin von uns beiden der Sicherheitebeauftragte) und ich laufe nicht ständig demonstrativ mit meinem Handy rum und mache 1000 Bilder, auch wenn ich wollte. Aber an jeder Ecke ist hohe Polizeipräsenz und die Menschen scheinen unglaublich freundlich zu sein. Diese Stadt, macht mich absolut neugierig und hungrig auf mehr! Ich will diese Stadt heute und morgen so gut ich kann kennenlernen und ihre Vielseitigkeit aufsaugen, mich inspirieren lassen.

    Starten wir doch mal mit einem Museum - Botero, auf den Spuren der wohlgeformten.
    Fernando Botero soll wohl einer der berühmtesten Maler und Bildhauer Kolumbiens und einem der bekanntesten Künstler Lateinamerikas sein. Bekanntheit erlangte er vor allem durch seine molligen Figuren, die von der präkolumbianischen Ära inspiriert sind. Hm nicht sicher ob es was für uns ist, aber So stöberten wir durch die Gemälde von wohlgeformten Menschen, stattlichen Skulpturen und dickem Obst. Nebenbei gab es auch Gemälde von anderen weltbekannten Künstlern wie Picasso, Salvador Dali oder Marc Chagall zu bestaunen, die Botero aus seiner eigenen Sammlung stiftete. Auch Mona Lisa wurde von Botero nicht verschont (Bild anbei) - etwas gewöhnungbedürftig.

    Mein kleines Highlight des Tages: Nach so viel Kunst und Kultur ist es definitif zeit für einen neuen Snack und ein Päuschen. Wir entdecken einen kleinen Laden „cacao y mas cacao“. Ein kleiner Junge (ca. 10/11 Jahre alt) begrüßt uns, hinter der mit wunderschönen Pralinen und Schokolade gefüllten Theke. „Ola“ sagt es mit dem süßesten Lächeln. Hable español? Ich verneine mit einem Hundeblick. „It‘s ok, I speak english“ antwortet er ganz stolz. Ganz klar Schockverliebt, denke ich: ich kaufe dir alles ab was du jetzt anbietest 😍.
    Sie verarbeiten in diesem kleinen Familienbetriebenen Landen ihre Kakaobohnen selbst und bieten sie als Getränk in Zusammenspiel mit anderen Getränken wir Kaffee oder Rum an. Das ist großartig! Begeistert bestelle ich einen Espresso/cacao, während Jay sich von Cacao-Kokosmilch- Rum Mischung verführen lässt.
    Dazu bringt unser kleiner Freund uns noch selbst hergestellte feinste Pralinen - ein Wahnsinn, dieser Schmelzbund Bittere Cacao Note de 90% Schokolade. Ich flippe aus und bin auf einmal nicht mehr müde. Für alle unsere Schokofans kaufen wir ein paar Mini Tafeln ein- Foto anbei!
    Den Nachmittag ausklingen lassen wir mit einem kolumbianischen Bierchen am Plaza del Chorro de Quevedo. Begeistert setzen wir uns in eine kleine Bar mit Aussicht auf den ganzen Platz. Ich versuche mich unsichtbar zu machen und alles aufzusauen was ich sehe und fühle. Das ist für mich Bogota. Es ist laut, bunt, man lacht, ein Clown bastelt für Kinder Ballons, eine Gruppe Jugendlicher kommt mit lauter Musik und setzt sich in den Schatten des Baume neben uns. Gegenüber fängt eine Band Kolumbianisch Karibische Klänge einzustimmen. Pures leidenschaftliches Leben. Ich liebe dieses Chaos irgendwie. Alles muss immer ordentlich verlaufen, alles muss stets genau passen, aber hier Harmoniert alles trotzdem auf einer anderen Basis. Der Nenner heißt „ Freude und Genuss am Leben“.
    Welch Inspirationen!

    Zurück in der Zona Rosa genießen wir ein Peuanisches Dinner unweit unseres Hotels.
    Der Kopf voller einzigartiger Eindrücke und Geschichten.

    Danke fürs Dabeisein!
    Agi
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  • Day 3

    Wenn Farbe eine Bedeutung bekommt

    December 29, 2022 in Colombia ⋅ ⛅ 16 °C

    Hello Family and Friends,
    Heute scheint die Sonne herrlich und wir begeben uns auf einen guten Kaffee bevor wir uns auf unsere Tour begeben. Der Kaffee hier schmeckt soooo gut!! Konkurrenz für Wien!!

    Einen kleinen Eindruck wie Bunt Bogota ist habt ihr bereits bekommen, aber heute erleben wir welch Bedeutung die zahlreichen Graffitis und Murals, die hier die Wände der alten Kolonialhäuser zieren heißen. Wir treffen José - er kennt fast alle Künstler der Werke persönlichund wir erhoffen uns ganz viele Hintergrundinfos zu den Werken zu erhalten. Mal sind sie einfach nur Deko, bunt, fröhlich und lebendig. Doch viele der Werke haben eine politische Aussage. Schließlich ist die Politische Lange in Kolumbien für lange Zeit sehr angespannt gewesen und erst kürlich spürt die Nation angehende Veränderungen. Wir laufen durch die Straßen der Altstadt und tauschen uns sehr freundschaftlich über die Kunstwerke aus. Viele berühren bereits beim Anblick mein Herz, was oftmals verstärkt wird durch die Geschichte die sich dahinter verbirgt. Viele Graffitis führen auf die Mangelnde Akzeptanz der Ureinwohner zurück, die in den Städten diskriminiert werden. Andere handeln von Träumen, die man als Ziel realisieren
    Und daran festhalten soll. Manchmal habe ich Gänsehaut, wenn ich José sprechen höre.
    Zwischendurch bringt uns aber Bogotás Michael Jackson, als er alle Autos für seine Aufführung aufhält zum lachen, natürlich für etwas Trinkgeld was ca 30cent entspricht.
    Ich bin unglaublich dankbar für diese Eindrücke und alles was ich heute gelernt habe. Faszinierend, welch Bild von Kolumbien auf der Welt manifestiert ist und wie wundervoll und beeindruckend Bogota ist.
    Passend zum Kustprogramm erleben wir goldige Zeiten und zwar im Goldmuseum
    Das Museo del Oro. Es ist das wichtigste und bekannteste Goldmuseum in Kolumbien, oder sogar ganz Südamerikas und sicherlich ein Highlight unter den Sehenswürdigkeiten in Bogota. Auf drei Etagen findet man hier nach Themen, Regionen und Kulturen sortiert ganze 55.000 Ausstellungsstücke aus der Zeit vor der Eroberung Kolumbiens durch die Spanier. Ein Rundgang durch das Museum gleicht einer Reise durch die Geschichte des Landes und wenn man darüber nachdenkt, wie alt die Fundstücke sind ca 2000 vor Christis und wie unermesslich reich Kolumbien einst war, beeindruckt es einmal mehr. Wahnsinn!!!
    Während wir im Museum waren überraschte ien Hagelsturm die Hauptstadt! Verrückt.

    Mein Herz geht hinaus nach Bogota. Rund 10 Millionen Menschen im Ballungsraum, alle haben einen gemeinsames Ziel: Frieden und Freiheit und das verbunden mit ganz viel Freude!

    Als ich im Bett liege, lasse ich die Tage Revue passieren. Die Stadt beeindruckt durch die Kontraste von Modern und Kolonial, von Arm und Reich und von Wolkenkratzern bis zum keinen Häusern. Die gestikulierenden, lebhaft sprechenden Kolumbianer sind dabei genau liebenswert wie die Salsaklänge, die immer wieder aus einzelnen Bars wehen. Ich bin restlos begeistert. Ein Meer an Farben und zahlreiche exotische Gerüche begegnen überall wo man hin geht. Eine Melodie aus Farben, Klängen und Genuss.
    Danke Bogota! Es war mir eine Freude!
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  • Day 4

    Die Magie des Amazonas

    December 30, 2022 in Colombia ⋅ ⛅ 27 °C

    Liebe Family, lieben Freunde,

    Nach rund zwei Stunden Flugzeit von Bogotá befinden wir uns im Landeanflug vor Leticia. Unter uns sehen wir nichts als das unendlich wirkende Grün des Dschungels, wirklich soweit das Auge reicht. Flüsse schlängeln sich durch die weite Landschaft, ab und zu sind kleine Rauchwolken zu sehen. Noch ahnen wir nicht, was für ein Abenteuer der Amazonas für uns bereithält.
    Ich bin sowas von aufgeregt, das könnt ihr euch nicht vorstellen. Es ist ein mini Flughafen, so etwas wie ein Terminal gibt es nicht. Nur einen kleinen Raum mit einem ca. 7m langem Fließband für das Gepäck, einer Toilette und einem Stand, an dem wir eine Touristengebühr bezahlen müssen. Das Klima ist so anders als zuvor im kühleren Bogotá – es ist warm und feucht, die Luft ist drückend. Mein Herz klopft ein wenig, ich hoffe, dass unser Guide und der Übersetzer nett sind, dass alles gut verläuft, dass ich es körperlich schaffe… oh man mein Kopf 🤯. Jay ist super gelaunt, etwas überdreht, glaube er ist aber genauso angespannt wie ich. 🤭
    Am Ausgang wartet bereits Sonja aus dem Büro auf uns, spricht natürlich wie fast alle hier - kein English. Deswegen haben wir auch einen Übersetzer dazu gebucht.
    Als wir rauskommen sehen wir eine kleine Gruppe von 4 Personen, die uns beide von weitem herzlich anlächeln. Es schüttelt uns zunächst eine junge Frau die Hand - „Kelly“. Die offensichtlich starke- sportliche 150cm Señora, bekleidet in Leggins und langärmligen, etwas bauchfreiem Top und Gummistiefeln, wirkt sehr bestimmt, schüchtern und zurückhaltened. Doch sehe ich in ihr das herzliche funkeln und frage „wer bist du?“ - sie antwortet auf spanisch: „Your Guide“. Wow! Ok. Sie ist also die Person, die mit uns durch den Amazonas gehen wird? Denke ich erstaunt.😳 Doch sollte man nie nur nach Äudßerlichkeiten gehen, nicht wahr?!
    Unser Übersetzer ist ein junger Mann, der in Leticia wohnt, der zum ersten Mal als übersetzer auf so eine Tour geht. - na das nenne ich mal ein gelungenes Team 🤪.
    Aber keine Zeit zum nachdenken. Gepackter Großer Rucksack aus dem Koffer raus, Gummistiefel an, Wasser aufgefüllt. Los geht es mit einem Taxi welches uns in den Urwald bringt, damit wir ca. 3h zu dem Indigenen Reservat Huitoto del Takana wandern können. Mitten auf der Arara Straße am Dschungel hält das Taxi an. Kelly, unser Guide, sagt: „so es geht los“. Mir rutscht mein Herz in die Hose und gleichzeitig hüpft es vor Freude, denn ich kann es kaum erwarten. Den Amazonas zu sehen, zu erleben, zu spüren war schon seit Kindheitstagen ein riesiger Traum von mir und im Amazonas von Kolumbien kann ich diesen nun endlich umsetzen. Ich lächle über mein ganzes Gesicht, als ich mir meinen schweren Rucksack umschnalle. Haare fest geflochten, bekleidet in langarm Shirt, lange Hose, Gummistiefel und Hut - unsere angesagteste Mode Haute Couture für die nächsten 4 Tage🙃. Es ist unglaublich heiß, die Sonne ist sehr stark, als wir in den Urwald laufen, der erlösenden Schatten spendet. Ich atme tief ein.
    Ein kleiner Trampelpfad, verwandelt sich nach einigen Kilometern, in das dichteste Grün.
    Kelly erklärte uns, wie man im Amazonas überlebt, zeigte uns viele unterschiedliche Pflanzen und wofür sie gut sind, ließ uns so gutes Obst probieren, wie zum Beispiel Umari. Eine orangefarbene Frucht die einen unfassbar intensiven fruchtig vanilligen Duft ausstrahlt mmmmm. Mit den Zähnen knabbert man die Schale ab und kann vorsichtig von außen das Fruchtfleisch abknabbern. Es schmeckt so süß und fruchtig wie Honig, ich sabber fast mein Shirt an so gut ist es. Wir begenen Pflanzen die bei Berührung, beleidigt sind (video anbei).
    Kelly erzählt uns: „Es gibt hier wirklich Dschungelgeister und es ist sehr wichtig, dass sie einem wohl gesonnen sind. Ich bitte jedes Mal um Erlaubnis für mich und meine Gäste den Dschungel zu betreten und so passiert auch nie etwas Schlimmes.“ Gut zu wissen, denn wir wünschten uns ebenfalls unseren Ausflug in den Urwald unbeschadet zu überstehen, denke ich mir. Aber denkt nicht, dass ist wie ein Spatziergang am Sonntagnachmittag. Es ist heiß, wir haben schwere Rucksäcke auf und überqueren balancierend über Baumstämme Treibmoore in Gummistiefel stampfen durch Flüsse, da kommen einem schon Gedanken über Piranhas und Kaymane. Aber so lange Kelly entspannt ist, sind wir es auch. Unsere Stiefel sind matchig, vom feuchten Dschungelboden, mir Stockt das Herz, als ich sehe, wie lang der kommende Baumstamm ist. 😨. Leichte Panik, Schweiß rinnt mir ohnehin schon über den gesamten Körper. Kelly sagt: „ wir gehen einer nach dem anderen, keine Angst“. Lustig, ist sie - keine Angst, denk ich mir. Sie nimmt meine Hand, wir wagen es. Schritt für Schritt, kleine Schrittchen, oh nein, ich rutsche aus. Shit. Halte dank Kelly aber noch meine Balance. Sie sagt, nicht nachdenken, gehen, schneller, schneller. Oh meine Güte, dankbar Hüpfe ich von dem Stamm auf der anderen Seite.
    Nach 3h Wanderung kommen wir am Takana Fluss und an der Maloca raus, in der Kelly zur Welt kam und wo sie immernoch mit ihrer Familie lebt. Maloca ist eine typische indianische runde Strohhütte im Amazonas, wo sich das komplette Leben einer Familie abspielt. Es wird dort gekocht, gegessen, geschlafen, getanzt, Kokablätter gestampft, spirituelle Zeremonien durchgeführt und über die Natur des Amazonas geschult. Hier begrüßt uns Kellys Vater, eine führende Persönlichkeit in diesem Stamm. Er ist so zusagen der Vogel-Häuptling. Jeder hat ein spezialisiertes Wissen und Kellys Vater ist ein absoluter Vogelexperte. Nach einem kurzen Mittagessen, eine Art dicke Maisteigrolle mit Fleisch, bringt Kelly uns eine frische Amazonas Mango aus ihrem Anbau - Video für euch anbei. Beste Mango weltweit. Zuckersüßes Fruchtfleisch, so aromatisch vom Urwaldboden genährt. Ich würde am liebsten welche mitnehmen für euch zum kosten, welch Belohnung nach der langen Wanderung.
    Wir bekommen die Ehre mit Kellys Papa sprechen zu dürfen und die Gelegenheit alle Fragen zu stellen, die uns interessieren. Wow! Ich bin total begeistert. Er sitzt auf einem Holzstamm und zerkleiert etwas zu grünem Pulver. Lächelnd bittet er uns sich vor ihm zu setzen. Er erzählt uns viel über die Geschichte ihres Stammes, dass sie vertrieben wurden Spanisch lernen mussten und es schwer ist ihre eine Sprache Muinane zu erhalten. Das Pulver welches er zerstampft besteht aus Koka und Tabak und wird bei Ritualen mit einem Löffel eingenommen. Ich stelle unglaublich viele Fragen zu ihrem Leben, zur Heirat und schließlich frage ich nach seinem Lieblingsessen, was ihn köstlich zum Lachen bringt. 😂. Er antwortet: Koka und lacht köstlich weiter. „Immino“ sage ich in der Muiane Sprache und bedanke mich somit für seine Zeit und alles was er mit uns geteilt hat.

    Nach einer weiteren Stunde Wanderung erreichen wir unser Camping. Es überrascht uns wie „ modern“ es für Dschungel Verhältnisse ist. Oh es heißt auch nicht Camping sondern Glamping. Ha ha. Na dann bin ich gespannt wie wir schlafen.
    Bei der Ankunft, fragt die Dame nach unseren Pässen. Ich hüpfe zu meinem Rucksack und bekomme ein Schock!!!
    Oh nein nein nein nein!!!! Mein Pass ist völlig durchtränkt mit Mückenspray!!! Alles ist in versiegeten Plastikbehältern aber leider habe ich die Plastiktasche vom Pass nicht richtig verschlossen!?!? Die Farbe vom Pass hat sich bereits gelöst. Die Blätter kleben alle zusammen, durch das Alkoholgemisch des Sprays.
    Ich muss fast weinen. Was tun?
    Kelly zaubert von den Eigentümern Klarsichtfolie her und wir wickeln eine Seite nach der anderen ein. Er tropft richtig. Doch hier im Dschungel kann er nicht trocknen. Es bleibt mir nichts übrig als ihn so in Folie verpackt wieder einzupacken. Sorgen über die Ausreise durchfluten meine Gedanken.

    Nach einem schönen Grillabrnd begleitet man uns in unser Schlafgamach. Woooow wie cool ist das denn?!?!? Jetzt verstehe ich was sie unter Glamourösen Camping verstehen! Ein durchsichtige Kuppel unter der wir sicher, blickend auf das dichte Grün mitten im Dschungel blicken. Wahnsinn!!!
    Die Magie des Urwaldes hat mich völlig in ihren Bann gezogen. Ich bedanke mich bei den Dschungelgeistern, für die heutigen Abenteuer. Der Dschunel in völliger Dunkelheit über mir antwortet: Alle Tiere, ob Vögel, Frösche, Grillen, Käfer, Affen singen uns im Urwald in unserem Bettchen in den Schlaf.

    Hätte ich zu dem Zeitpunkt gewusst, dass es die bequemsten und beste Übernachtungsmöglichkeit ist. Hätte ich es vermutlich noch mehr genossen.

    Es warten noch viele Erlebnisse auf uns! Aber so habt ihr schon mal einen kleinen Vorgeschmack, bis ich wieder schreiben kann.
    Danke fürs dabei sein!
    Agi
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  • Day 5

    Silvester im Amazonas 🌴🌱🌿

    December 31, 2022 in Colombia ⋅ ☁️ 24 °C

    Ich öffne langsam die Augen. Durch das durchsichtige Zeltdach beobachte ich aufmerksam das dichte Grün des Dschungels. Es hat in der Nacht einige Male geraschelt um unser Zelt herum. Zu gern würde ich wissen welches Tier sich dort verborgen hat.
    Draußen auf der kleinen, offenen Veranda gibt es eine Toilette, ein Holzwaschbecken und eine eiskalte Regenwasser Dusche. Buenos Dias! Jetzt bin ich wach. 🥶

    Zum Frühstück, toastest uns Kelly ein paar leckere Schinken Käse Sandwiches, ein frischer Papaya- Bananen Obstsalat gibt uns die Energie für den Tag. Und ich kann euch jetzt schon sagen, die werde ich brauchen!
    Die Sachen sind gepackt!! Ich bin schon sehr aufgeregt und gespannt was uns heute erwartet. Es gibt natürlich eine Beschreibung der Route für jeden Tag, aber es wäre nicht „Agi Jones 🤠“ wenn ich diese vorab studieren würde. Also genieße ich das Leben hier, wie es kommt.

    Es ist natürlich heiß, schwül, das Atmen fällt nicht leicht und dennoch müssen wir zum Schutz, lange Hosen, Langes Oberteil, Kopfbedeckung und natürlich unseren schweren 20 kg Rucksack tragen. Mein Pass noch stets eingepackt in Folie, es trocknet aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit einfach nichts! 💦
    Doch kann ich es kaum erwarten loszugehen und das nächste Abenteuer zu entdecken. Los gehts!

    Zunächst laufen wir an einem kleinen Dorf vorbei, bevor das ewige Grün uns verschlingt. Der kleine Trampelpfad, ist nicht mehr zu erkennen als Kelly ihre Machete, aus ihrem Lederetui auspackt. Mit kräftigen Schlägen durchtrennt sie die Lianen, grünen Kletterpflanzen, verwachsenen Blätter und Äste. Daddy, das würde dir gefallen! Kelly mag vielleicht nicht so groß sein, aber sie ist unglaublich stark und hat sehr viel Kraft, was ich voller staunen feststelle, als unser Weg nun halbwegs frei ist. Man spürt, dass das hier ihr zu Hause ist, welches sie liebt und verehrt. Mit Begeisterung höre ich ihrer Geschichten zu, die Nicolas für jns übersetzt. Sie erzählt von Dschungelgeistern, die an ihrer Hängematte in den Bäumen gerüttelt haben, als sie mit Ihrem Man jagen war und kein Tier weit und breit zu sehen war. 🤔
    Die Verbindung und Dankbarkeit der Natur gegenüber steht an erster Stelle. Sie inspiriert mich durch ihre Worte und so bedanke ich mich in meinen Gedanken ebenfalls bei der Natur: für jeden Fluss den wir undeschadet überqueren, für die freundlichen Menschen, die Tiere, für jedes leckere Obst welches Kelly findet und mit uns teilt. Der Weg ist heute allerdings alles andere als ein Spatziergang. Ich blicke nach oben zu den Baumkronen und sehe die heiße Sonne durch ein paar kleine Lücken im dichten Regenwald blinzeln. Die Hitze treibt die Feuchtigkeit weiter in die Luft. Das atmen ist nicht leicht und es geht weiter kletternd hinauf. Kein einziges Kleidungsstück ist trocken, alles nass geschwitzt, die Gummistiefel völlig eingedeckt von Dschungelschlamm. Es ist rutschig, als wir Flüsse über Baumstämmen überqueren und mit vollster Konzentration ein Schritt nach dem anderen setzen müssen. Ihr müsst euch das vorstellen, wie bei einem Hindernislauf oder einem Komputerspiel, bei dem ein kleines tapferes Männchen, über riesen Baumstämme hintereinander klettern muss, sich einen Weg über den treibenden Schlammboden, an Wurzeln hochziehend oder mit Lianen schwingend den dichten Regenwald durchquert. Klingt leicht? Es ist als würde die Natur dich testen, wie viel Energie bezahlst du für das was du erleben möchtest? Viel! Sehr viel. Ich habe kaum noch Kraft. Doch begegnen uns immerwieder kleine Tiere, bei denen ich mir einbilde, dass sie mir begegnen, um mir Kraft zu spenden und mich anzufeuern. Go Agi Jones, Go!! Ein kleiner 🦋 auf dem Baumstamm, den wir überqueren müssen, ein kleiner Affe in den Baumkronen, ein interessanter Käfer. Das gibt Kraft, doch spüre ich die Anstrengung deutlich, als wir nach 3,5h klettern und Wandern, vom Berg aus in ein Tal blicken. Kelly erwähnte schon öfters, das wir fast da wären, was ich glaube als Motivation gelten sollte.
    Denn mit der Fingerspitze in die Ferne, auf der anderen Seite des Tals zeigt uns Kelly unser Ziel.
    Mir kommen die Tränen. Ich bin völlig erschöpft und habe kaum noch Kraft. Ich halte Inne und gehe weiter. Der Weg führt uns durch das Tal aus Wiese und Sträuchern, ohne Schutz vor der brennenden Sonne, vorbei an der Plantage des indogenen Tikuna Stammes von Arara, zu dem wir wandern. Die Sonne schmilzt auf unserer dunklen, durchtränktem Kleidung. Meine Beine und Rücken, sind schwer und können unser schweres Gepäck kaum noch tragen. Kelly versucht ständig zu motivieren, als wir endlich nach einer Stunde das Dorf erblicken. Alles ist festlich dekoriert, das zaubert sofort ein Lächeln in mein müdes, verschwitzes Gesicht. Aus alten Folien und zerschnittenen Einkaufstaschen wurden Girlanden gebastelt die durch das ganze Dorf gehen und sogar eine Art Tannenbaum errichtet daraus. Heute ist ein großes Fest in ihrem Dorf, um das neue Jahr willkommen zu heißen. Wir hören laute Musik, auch sehr sehr wichtig hier in Kolumbien! Musik und große Lautsprecher! Etwas seltsam, da wir hier mitten im Regenwald sind und plötzlich diese Fiesta Stimmung. 🤪 Wir kommen endlich bei dem indogenen Ehepaar, welches für uns Mittagessen gekocht hat an. Ich lege sofort meinen Rucksack ab und begebe mich Luft -schnappend auf den Boden der Holzterasse, der kleinen Hütte. Kann nicht mal mehr sitzen. Hilfe! Ein hechelnder, lieber Hund neben mir liegend fragt sich sicher was ich auf seinem Terrain zu suchen habe. 🥵🥵🥵🥵. Ich schließe kurz meine Augen und versuche mich wieder zu stabilisieren.

    Beim klettern reißt sich Jay die ganze Hose auf, aber so völlig! Stolz präsentiert er sie für euch in die Kamera, nachdem er sich umgezogen hat. Ein echter Abenteurer, sag ich euch!!

    Es duftet! Mein Apetit ist da und so schleppe ich mich auf die Holzsitzbank zu Kelly, Jay und unserem Übersetzer Nicolas. Es gibt gegrillten Fisch, Reis, Yucca Palme und Linsen - genau die Energie die ich brauche!! Dankbar mit der Hand auf meinem Herzen, lächle ich den Gastgebern zu, während ich einen neugierigen Blick in ihre Küche werfe. Eine Hängematte, Regale aus Holz auf denen stabiles Aluminium Geschirr gestapelt ist. sogar eine Art Herd, welcher befeuert wird. Es begeistert mich wie unterschiedlich die Stämme hier leben. Wieder munter nach dem Essen! Die laute Geräuschkulisse lockt mich! möchte inbedingt weiter ins Dorf laufen um zu sehen, was dort so los ist.
    An jedem kleinen Haus sind aus Stoff genähte Puppen, Nikolas erklärt uns, dass diese Um Mitternacht verbrannt werden, um die alte schlechte Energie des Vergangenen Jahres loszuwerden. Es ist bei uns ja nicht viel anders erkläre ich Nicolas, der historische Grund für Feuerwerk, ist der Lärm, den die Böller und Raketen machen. Mit ihm sollten früher böse Geister vertrieben werden. Hm ☺️
    Wir kommen im Zentrum des Geschehens an. Etwas was alle auf der ganzen Welt immer wieder zusammenbringt? Wie könnte es anders sein. Die lauten Stimme, die durch die riesigen Boxen kommt, ist die Dokumentation eines Fußballspiels! Das Highlight des Jahres wie ich höre, während sich tausend schweißperlen bei dem Anblick der aktiven Spieler übereinanderstapeln. Die Sonne brennt so heiß und sie rennen auch noch?!?!
    Wir werden neugierig aber freundlich beobachtet, ich bin mir nicht sicher wie häufig Touristen herkommen. Auf dem kurzen Weg zurück, kichern mir kleine zurechtgemachte Kinder zu. Sie haben deutlich Freude, dass ich ihnen albern zuwinke und lachen - Foto anbei.
    Nach einer Siesta in Hängematten in „dem Schlafzimmer“ unserer Gastgeber nebenan, geht es weiter zu unserer Übernachtung für heute. Wir verabschieden uns dankend von Kelly für ddn Tag, die ein wahrlich herzlicher mit der Natur im Einklang lebender Mensch ist. 🥰

    Es fängt an zu regnen, als wir uns mit dem Guide der uns begleitet aufmachen.
    Mit einer kleinen Nusschale überquären wir einen Fluss und wandern dann durch den tiefen Schlamm des nun noch feuchteren Regenwaldes. Dann entdecke ich ihn, den größten des Amazonas: der Kapokbaum. Im Regen bewundere ich den majestätischen und mächtigen Baum. Er wird bis zu 75 Meter hoch und hat einen Stammdurchmesser von über 3 Meter erreicht. Unser Guide sagt, dass die Menschen des Stammes, es zur Kommunikation mit den Göttern verwenden und man sich bei Berührung etwas für seine Familie erbeten kann. Ich halte Inne und mir fällt nur ein Wunsch ein - ich denke an dich Schwesterchen Yvonne. ❤️

    Wir kommen in der Arara Ecolodge Natural Reserve an. Was stellt ihr euch nun darunter vor?
    Ein Doppelzimmer mit Bett mit romantischer Aussicht auf den Dschungel? - eeeeeeem ja fast!
    Es ist ein großer mit Holz und Fliegengittern gebauter Raum und Strohdach, voller kleiner 1 - Personen Matratzen mit einer Holzkonstruktion, über der ein grünes Mückennetzt gespannt ist.
    Interessant! Am Ende des Raumes befindet sich ein Waschbecken, Toiletten und Duschen. Durch die Lücken im Holzboden entwickelt sich eine natürliche Kilaanlage, jeder Lufthauch ist unbezahlbar, denke ich und ignoriere die Möglichkeit, mit allen Insekten ein gemütlich zu schlafen weg.
    Es ist Silvester heute, wir schicken euch mit dem mini Empfang ein Lebenszeichen. Normalerweise, wäre ich bereits völlig zurechgemacht, im Glitzerkleid, hohen Schuhen und zu lauter Musik tanzend auf der Tanzfläche. In einer Stunde beginnt bei euch in Europa das Neue Jahr. Stattdessen trage ich Gummistiefel, nasse aber mit Regenwasser gewaschene Haare und lange weite Sportkleidung. So festlich begeben wir uns zum Abendessen. Das Silvester Gala Menü bietet heute Reis, Hühnchen, Linsen und Tomaten Zwiebel Salat an. Nach der Stärkung, gehen wir noch auf eine kleine Nachtwanderung. Die Wanderung bietet Aufgrund des Regens keine Tierrischen Highlights, aber die Spannung entsteht durch die Erzählungen über die Rituale des Stammes, die der ca 45 jährige Guide uns erzählt. So erschreckend! Mädchen, die nach ihrer ersten Periode für 6 Monate das Haus nicht verlassen und von keinem Mann gesehen werden dürfen. Dannach folgen eine Woche Lang Rituale um aus dem Mädchen eine Frau zu machen. Dazu gehört auch das quälende einzelne auszupfen ihrer Kopfhaare. Grausam. Gänsehaut.

    Als wir wiederzurückkommen lernen wir zwei Übernachtungsgäste aus Spanien kennen. Sie haben bereits 5 Tage im Regenwald gecampt und sind nun froh über eine Matratze. Die junge Schuldirektorin Cristina und der Eigentümer einer großen Personalfirma Joan, kommen uns sehr sympathisch vor. Cristina packt zur Feierlichkeit ihre Kerze mit den Zahlen 2023, die sie aus Spanien durch den ganzen Amazonas geschleppt hat aus. Wir sind die einzigen Toruristen in dieser Silvesternacht. Irgendwie konnten sie sich eine Flasche Wein, Oliven und gaaaanz viele Trauben für die Feierlichkeiten organisieren. In Spanien gibt es nämlich einen Brauch: Es wird genau um Mitternacht zu den 12 Glockenschlägen je eine Weintraube gegessen. Wer alle schafft und nach dem letzten Glockenschlag keine Traube mehr übrig ist, hat viel Glück für das kommende Jahr. Die Spanier, offenherzig wie sie sind, bieten uns an mitzumachen und reichen uns ein Teil ihrer Trauben. Doch woher nehmen wir den Glockenschlag? Ah, meine Metallflasche und ein Kochlöffel. Mühsam versucht der Spanier Joan dem Küchenmädchen beizubringen wie sie den Glockenschlag setzen soll „ Baaaam 1,2,3,4, Baaaam 1,2,3,4 …. ich muss laut lachen, weil sie gar kein Rhythmusgefühl hat 🤣 und es nicht hinbekommt. Egal. Es ist 21 Uhr, wir ziehen Neujahr vor. Also auf die Trauben, fertig? - Los! 🍇 🍇 🍇 Video anbei.
    Sie teilen auch ein kleinen Schluck Weisswein, den wir aus stabilien bunten Kunststoffbechern genießen und das neue Jahr, ein wenig frührer begrüßen. Schließlich hat der Großteil der Erde bereits Neujahr!

    In diesem Sinne, wünschen wir euch allen ein wundervolles, gesundes und vor allem glückliches Neues Jahr 2023!
    Agi
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  • Day 6

    Kayak nach Peru 🇵🇪 & Schreck der Nacht

    January 1, 2023 in Peru ⋅ ☁️ 27 °C

    Buenas Dias!
    Ich blicke mit noch verschlafenen Augen durch das Moskitonetz, welches mich vom Blick auf den Regenwald trennt. Es hat die ganze Nacht durchgeregnet, Wasserfall artiger Regen der durch die Wucht ein ständigen feuchten Wind durch das Netz weht. Ich drehe meinen Kopf nach links und sehe im nächsten Bettchen neben an meinen lieben Mann langsam aufwachend. Frohes neues Jahr, flüstere ich ihm durch die Moskitonetze hindurch zu. Er neigt liebevoll seinen Kopf, lächelt und wünscht es mir ebenso. 🥰
    Es heißt wieder aufstehen, lange Sachen aus den wasserdichten Taschen holen, neu packen, nasse Schmutzwäsche in wasserdichte Taschen, Zähne putzen ohne Wasser, weil der Generator noch nicht läuft, umgeben von Spinnen und Riesenmotten, Handy in Wasserdichte Hülle gesichert, alles wieder einpacken, Moskitospray großzügig auftragen, Reißverschlüsse zu, Schnallen am Rucksack zu. Fertig! Auf geht es zum Frühstück!

    Gemeinsam mit den Spaniern und einem Guide geht es den Berg hinunter zu einem Fluss. Über einen schmalen Steg über das Wasser, stürzt Jay mit einem Bein hinein - doch tapfer sagt er „ es ist eh alles nass, da macht das auch nichts“. Weiter gehts!
    Wir müssen ein Boot zum überqueren nehmen um an dem anderen Ufer gegenüber weiterzulaufen. Die kleinen Holzboote, sind allerdings durch den gestrigen Regen alle voll mit Wasser und so muss der Guide zunächst Wasser aus dem Boot schöpfen, bevor wir hinein können. Es ist noch immer 20 cm Wasser im Boot selbst und alle zusammen mit unserem Gepäck sind wir gefühlte 2 mm über der Wasseroberfläche und schippern los. Es ist absolut still, beeindruckendes Amazonien. Kein Mensch weit und breit. Nur Vogelgesang, das Geräusch des gleitenden Bootes über der Wasseroberfläche. Es gibt kaum Menschen hier, dafür überbordende mächtige Artenvielfalt, riesige Bäume und üppig wucherndes Grün - die Lunge unseres Planeten, hier wird unser Klima gemacht. Ich genieße diesen kleinen Moment für mich und bewege mich kaum, auch um das Boot nicht ins Ungleichgewicht zu bringen.
    Nach einem kurzen Weg kommen wir am weltbekannten Amazonas Fluss an! Wow! Allein der Name klingt nach Abenteuer und Exotik. Der gewaltige Fluß durchfließt Südamerika auf rund 6400 Kilometern, fließt fast durch den ganzen südamerikanischen Kontinent und bildet das größte Flusssystem der Erde und birgt immernoch so viele Geheimnisse, Geschichten und Abenteuer. Mein Herz hüpft vor Begeisterung! Voller Spannung gehen wir hinunter zum Ufer, denn hier warten unsere Kayaks auf uns. Jay und ich teilen uns ein Kayak, denn der Weg ist lang.
    Wir sind ein eingespieltes Team, wir finden nach ein paar Paddelschlägen unseren Rythmus um den Fluss zu bezwingen. Kelly ist auch wieder da und fährt mit Nicolas in einem anderen Kayak den Fluss runter. Es ist völlig bewölkt, wir völlig bedeckt. Es macht riesig Spaß mit dem Kanu zu unserer nächsten Station zu paddeln, die ca 4h von hier entfernt ist.
    Es dauert nicht lang, da entdecken wir sie. Mein Atem stockt und mein Herz macht Purzelbäume. Ich quiecke, wie immer wenn ich mich freue und etwas entdecke!! Delphine! Rosa Delphine! Rosa Flussdelphine! Da sind sie, etwa 20 Meter vor unserem Boot. Und wieder, sie springen und ich kann deutlich ihre Formen, vom Gesicht bis zur Flosse, erkennen. Sie scheinen sich einen Spaß daraus zu machen, auf- und wieder abzutauchen, immer genau dann, wenn ich gerade den Finger auf dem Auslöser meines Handys habe. Ich flippe innerlich total aus! Surrealistische Traumlandschaft!
    Eigentlich sind sie eher scheu, doch vielleicht begrüßen sie das neue Jahr genauso fröhlich wie ich.

    Jetzt kommt das absolut spannende an dieser Paddeltour! Wir paddeln nach Peru, wo wir heute auch übernachten werden. So aufregend! Normalerweise wenn ich an ein Dreiländereck denke, fällt mir Schweiz, Österreich und Deutschland ein. Hier grenzen Kolumbien, Peru und Brasilien aneinander. Ich bin total begeistert!
    Die lieben Delphine sind hier überall. Sie tauchen auf und ab vor uns oder spielen in ihrer Gruppe. Ein Paradies für mich! 🐬🐬🐬🐬
    Das Paddeln macht allerdings auch ziemlich müde, doch ist unser Gepäck auf einem begleitenden kleinen Boot, an dem wir uns ausruhen und festhalten können, während es weiterfährt.
    Kelly und Nicolas probieren oft Artistische aufsteh Manöver, verlieren ständig das Gleichgewicht und fallen zu aller Belustigung ins Wasser. 😄😁😄
    Nach ein paar Stunden entscheiden wir uns ganz ins Boot zu kehren, da wir noch eine ganze Weile von unserer Behausung entfert sind.
    Die Kayaks werden angeschnallt und das Boot schippert weiter. Als wir nach ca einer Stunde in einen Seitenarm des Amazonas abbiegen, spüren wir einen ganz starken Gegenstrom. Wir sind in Peru!! Juhuuuu!!
    Das Boot ist wie oft nur knapp über dem Wasser. Ich habe etwas Sorge, denn zusätzlich ist alles im Untergrund dicht bewachsen und macht das navigieren durch den schmalen Flussarm in dem auch Kaimane leben nicht besonders leicht. Mein Kopf schaltet den Filmmodus an. Mein Herz pocht vor Sorge, als wir ständig zurück und vorwärts gehen. Mist, Das Boot droht zu kippen, als wir auf das dichte Schilf im Untergrund fahren. Der Motor geht aus. Oh nein!! Die Strömung treibt uns zurück! Hilfe, denk ich innerlich. Wir halten uns am Schilf fest, um nicht weiter zurückzutreiben, während unser Kaptain navigiert und uns von den Pflanzen die sich im Motor verfangen haben zu befreien. Unsere mutige Amazonas Königin Kelly spring ohne zu warten ins Wasser und versucht das Boot zu befreien und zurückzuschieben. Fordert unseren jungen Übersetzer Nicolas an, ihr zur Hilfe zu kommen. Es ist alles etwas heikel. Ich denke zunächst an die Piranhas und die Kaymane, oh Gott … hoffentlich geht alles gut. Das Boot ist immerwieder nur knapp über der Wasseroberfläche. Wir werden gebeten nun das Schilf loszulassen. Mein Blick ist nur auf die zwei gerichtet und der Sorge, dass es ihnen gut geht.
    Das Boot ist auf Spur und die zwei im Wasser, werden von dem strömenden Boot mitgerissen, bis sie es endlich hineinschaffen. Der Motor ist befreit. Wir halten an einem Steg an und müssen raus. Die Strömung und das Gewächs sind einfach undurchdringlich und das Boot zu schwer beladen. Wir nehmen unser Gepäck und laufen zu unserer Unterkunft. Die Sonne durchdringt unsere dunkle Nasse Kleidung, als würden wir gleich verdampfen. Kelly zeigt auf ein großes Haus am Fluss, welches für eine Nacht unser zu Hause sein wird.
    Die Häuser sind alle aus stabilen Holz erbaut, doch die Besonderheit liegt woanders. Jedes Jahr zur Regensaison, muss der Stamm mit dem Hochwasser zurecht kommen. Die Häuser stehen deshalb fast alle auf Pfählen. Mit dieser Bauweise haben sich die Bewohner auf das Schlimmste eingestellt. Denn einmal im Jahr steigt der Wasserspiegel enorm an. Dann überschwemmt der mächtigste Fluss der Welt die Wege und Straßen und das gesamte Dorf, erzählt uns drer Eigentümer bei der freundlichen Ankunft. „Dann besuchen wir die Nachbarn mit dem Boot, denn es gibt kein Fleckchen trockener Erde zum laufen“, sagt er lachend.
    Eine sehr sympatische Frau kommt auf uns zu und stellt vor:“ Jessica“. Sie strahlt ihre Herzlichkeit und Gastfreundschaft über ihre gesamte Körpersprache aus. Ich möchte sie fast umarmen. Doch verschwindet sie in der offenen Küche auf der Terasse zu ihrer Mama, die gerade Bananen verarbeitet - Foto anbei.

    Wie überall gibt es natürlich auch hier ein Hund, die total verschmuste Gorda (die Dicke 😁), ich verliebe mich sofort und kuschel ein wenig mit ihr. Doch das ist nicht das einzige Haustier. Vor Wildtieren gerettet und aufgepäppelt, lebt hier auch Rita! Rita ist ein wunsderschön grüner Amazonas Papagei. Leider kann sie aufgrund ihrer Verletzungen nicht fliegen und läuft und Klettert auf der Terasse oder den angrenzenden Bäumen. Sie ist wirklich zuckersüß und liebt es in Gesellschaft zu sein. Auch Gorda weiß, dass Rita ein Gesellschaftstiet ist, wenn sie mal wieder Gordas Rücken hinaufkrabbelt und den Hund etwas ärgern will. Doch es scheint auch hier, dass Liebe und Freundschaft einfach keine Grenzen kennt.
    🦜❤️ 🐕

    Jessica zaubert ein herrliches Mittagessen. Alles super gut gewürzt. Es gibt knusprig gebackene Bananen und Hähnchen mit einer Mega guten Soße und selbstgemachten Camu Camu Saft, dessen Baum genau vor ihrem Haus wächst. Welch Genuss! Jessicca ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️ fünf Sterne, das kommt wohl dabei raus, wenn Herz und Kochlöffel verschmelzen!

    Jay und ich beziehen unser Zimmer - yes! Ein Zimmer! Alles super sauber und gepflegt. Der Holzboden bietet mit seinen Spalten wieder eine Luftige Abwechslung und läd auch sicher dazu ein uns heute Nacht nicht allein schlafen zu lassen 😜.

    Nach einer kurzen Siesta, geht es zu unser ersten Wanderung durch den peruanischen Amazonas. Ein junger, zurückhaltender Mann stellt sich uns vor „Ivan“. Er scheint sehr abenteuerlustig und nimmt uns sofort mit. Wir laufen quer durch das Dorf. An einem Busch mit roten großen Blättern bleiben wir stehen, er reißt ein Blatt ab, gibt es mir und sagt, diese Blätter vertreiben das Böse. Ich lächle ihn an, bedanke mich und stecke es in die Innentasche meiner Regenjacke. Es ist soooo heiß in dieser Kleidung, wie ein andauernder Saunagang. 🥵🥵🥵🥵🥵Wir laufen über Wiesen, durch dichtes Schilf, vorbei an Zuckerrohr. Er fragt ob wir welches kosten möchten. Ich nicke und lächle ihn an. Ivan zieht seine Machete raus und köpft eine Zuckerrohrstange. Schält sie, Teilt sie und läd uns ein saugend reinzubeißen. Wow, mmmm. Ultra süßer Geschmack, während wir in den Amazonas hineinlaufen. Oh ich entdecke einen 15 cm großen Tausendfüßler und mache Ivan drauf aufmerksam. Er hebt ihn direkt auf und will ihn mir direkt auf die Hand legen. Ich schrecke zurück. Doch er sagt „ er macht nichts“. Respektvoll strecke ich meine Hand aus und was macht der Tausendfüßler??? Er macht einen Haufen Mitten in meine Hand! Laut fange ich an zu lachen!! Ivan sagt, es bringt Glück, während sich das Insekt, Tod gestellt, um meinen Finger wie ein großer Ring wickeln lässt. Erfreut lasse ich unseren kleinen Freund zu Boden. Ich habe bereits nach diesen paar Schritten das Gefühl, dass Ivan jede Pflanze und jedes Tier hier im Amazonas kennt. Voller Neugier und Begeisterung höre ich ihm zu als er eine Pflanze nach der anderen detailliert im Rampenlicht vorstellt. Welche Pflanze heilt welche Krankheit – und vor allem: welche ist giftig? So wird das uralte Wissen der Heilpflanzen von Generation zu Generation weitergegeben. Blätter, Blüten, Früchte, Wurzeln oder Rinde von Pflanzen verwenden sie schon seit Jahrtausenden, um Krankheiten zu heilen. Von ihnen hat vermutlich unsere Medizin schon vielfach profitiert. Überall lässt er uns was kosten und sagt lachend:“ha ha ha bei mir sagen die Leute, dass sie niemals verhungen in meiner Nähe“ und bleibt direkt an der nächsten Köstlichkeit stehen. Die wohl beste Urwaldfrucht, die auf 20m hohen Bäumen wächst! Kakao, das Kronjuwel des Amazonas! Ivan pflückt eine ungereifte grüne Frucht um sie uns zum kosten zu geben. Die noch weichen Kerne lassen sich gut zerkauen und schmeckt unreif, wie sie ist, nach Gurke, würde ich sagen. Eine schöne Erfrischung. Zwischendurch entdecken wir einen kleinen Affen der hoch oben in den Baumkronen von Ast zu Ast hüpft. Termiten bauen kunstvolle Gebilde, Ivan erzählt uns dass sie auch zur Narbenheilung eingesetzt werden. Unvorstellbarer Gedanke für mich, dass Ameisen auf meine Wunden sollen. Ivan bastelt mir unterwegs aus dem Saft des Kautschuk Baumes ein elastisches Armband. Wir halten an einer niedrigen Palme mit ganz kleinen Kokosnüssen. Ivan bricht eine Nuss auf und zeigt uns das Innere (Foto anbei), dann pult er vorsichtig etwas weißes halbwegs festes hervor. Fasziniert blicke ich zu Ivan der sagt, das ist eine Amazonas Delikatesse! 😳😳😳 Häää? Wie meint er das jetzt, während meine Augen ihn fragend fast aufschlingen. Er nickt und schiebt sich eine Rüsselkäfer Larve in den Mund. Wow! 🤢 er sagt: „ sie schmecken nach Kokos, weil sie das ganze Fruchtfleisch essen“. Wie schön, dass ausgerechnet 3 Larven in dieser Nuss sind. So groß meine Liebe zu Kokos ist, aber eine noch lebendige, weiße, weiche Larve essen?? Mir ist mulmig und doch ist die Neugierige größer, nachdem Jay seine Portion bereits sorgfältig zerkaut hat. Wenn das der Sternegang im Amazonas ist, muss ich als möchtegern Gourmet diese Larve einfach kosten. (Für alle sensiblen Leser bitte den Teil überspringen) Er pult sie sorgfältig aus der Nuss und legt diese auf meine Hand. Kopf ausschalten. Geschmacksrezeptoren einschalten. Gut zerkauen. Der Geschmack ist wirklich gut. Es schmeckt nach zarter Kokoscreme. Ich bin froh, dass ich es mal gekostet habe. Nicolas berichtet, dass diese gegrillt in restaurants in Leticia angeboten werden. Anderes kulinarisches Level!
    Stop!!! Springt Ivan zurück und weist uns winkend zurück. Bleib da stehen übersetzt Nicolas. Neugierig und erschreckt blicke ich in Ivans Richtung. Er zeigt uns eine kleine dunkelgrüne Baumschlange, die in Begleitung einer anderen ist. Aufgerichtet blickt sie uns an. He he 😅 wir sind Freunde kein Futter denke ich mit pochendem Herzen! Doch Ivan beruhigt uns und sagt, dass sie zwar beißt, aber nicht giftig ist. 😳Na dann, denke ich, ist ja alles super 😲. Aber ich vertraue Ivan, er hat eine sehr liebe Ausstrahlung und ist einfach hier zu Hause. Was für ein Eindrucksvoller Nachmittag und es kommt noch mehr!

    Kurz ausruhen und Abendessen von Jessica genießen, bevor wir von Jessicas Bruder Ivan abgeholt wurden: Nachtwanderung! Die Sonne geht ja bereits um 18.00 unter. Ein paar Minuten später ist es stockdüster. Und so ging unser Hike schon um 18.30 los. Doch bevor wir losgehen, leuchtet Ivan zur anderen Seite des Flusses an dem ihr Haus steht. Sie leuchten paarweise auf. Ihre Augen am Ufer sind deutlich zu erkennen im flackernden Taschenlampenlicht. Ivan sagt: ich hole uns einen kleinen, dann könnt ihr ihn euch mal ansehen! Kaimane!! Die Amazonaskaimane gehören zur Alligatorfamilie. Er schippert mit seinem Boot an das andere Ufer. Hilfe er springt mit seinen Gummistiefeln ins Wasser, wo wir noch gerade Kaiman Augen gesichtet haben. Mein Handy reicht nicht aus um es für euch zu dokumentieren, aber ihr könnt sicher bis zu euch mein Herz schlagen hören. Verrückt ist er!!
    Er springt wieder ins Boot! Als er zum Haus hinaufläuft sehe ich, wie er einen kleinen Kaiman in den Händen hält. Wahnsinn!! Ich habe noch nie ein Tier so nah gesehen! Seine Haut ist Schuppig und fest. Es ist ein weißer Kaiman und für Menschen nicht so bedrohlich wie sein großer schwarzer Bruder, der bis zu 5m lang werden kann.
    Es ist ein Weibchen und wurde von Ivan auf „Agi getauft“ 😬 Nach kurzer Zeit und um weiteren Stress für das Tier zu vermeiden, bringt Ivan das Tier wieder zurück in den Fluss.
    Es geht nun los:
    Nach dem Sonnenuntergang verändert sich der Regenwald. Es wird lauter, die nachtaktiven Tiere klettern aus ihren Verstecken und um uns herum ist es so dunkel, dass wir ohne Taschenlampe nicht einmal unsere Hand vor Augen sehen können. Eine etwas gruselige Stimmung, denn wir fühlen uns alles andere als allein in dieser Schwärze. Ausgestattet mit Stirnlampen, Handy, Regenjacke und den obligatotischen Gummstiefeln geht es in die Dunkelheit des Nachtlebens – die Zeit für Jäger des Amazonas. Wie wir herausfinden wohnen hier 860 Vogelarten, 140 Amphibien, 85 Säugetiere und 147 Reptilien. Verrückt! Voller Respekt und Vorsicht machen wir unseren Weg mitten durch den Amazonas. Sehr langsam und leise bewegten wir uns durch die Büsche. Auch hier wies uns Ivan immer wieder auf versteckte Tiere hin. Vogelspinnen in allen Größen, zahlreiche Insekten, eine unwahrscheinliche Vielfalt an Fröschen. Der gesamte Boden lebt und bewegt sich. Beim anleuchten auf den Boden, blicken in meine Auguen, 1000 leuchtende kleine Augen zurück. Ständig fliegt etwas an einem vorbei, vor einem oder steigt auf den Rücken. Ich spüre nur immerzu wie Nicolas hinter mir ständig über meine Regenjacke wischt und mich von irgendwelchen Tieren befreit.
    Ich leuchte mit meiner Stirnlampe ständig auf den Boden, da wir über kleine Flüsse, Baumstämme, Sträucher, Kletterpflanzen und Schlamm laufen. ivan sucht nach Skorpionen für uns auf Augenhöhe.
    Plötzlich schrecke ich zurück. 😱 Panik. Absolute Panik! Ich rufe „Ivan“ pass auf!
    Er dreht sich um und sieht ihr direkt in die Augen. Springt zurück und ruft laut auf. Ich springe ebenfalls zurück auf Nicolas und Jay, die Hinter mir waren. Mitten auf unserem Weg ist sie: die Buschmeister, eine der giftigsten Schlangen im Amazonas. Ich habe einen riesen Schreck, fast wäre ich auf sie drauf gelaufen und anscheinend hat Ivan im Vorbeigehen sie aufgeweckt. Mein Blick weicht nicht von ihr. Uns allen steht der Schreck ins Gesicht geschrieben. Langsam schlängelt sich die kleine Version ihrer Art ins dichte Laub. - Video anbei. Ich habe Angst weiterzugehen, mir schießen 1000 Gedanken durch den Kopf. Wenn ich sie nicht gesehen hätte, wäre es nicht gut ausgegangen.
    Ivan erzählte uns noch am Nachmittag von seinem Schlangenbiss letzes Jahr, was ihn einen langen Krankenhausaufenthalt gekostet hat.
    Mein Ganzer Körper zittert. Doch Ivan sagt, lass uns noch was laufen und mehr entdecken. Ich habe großes Vertrauen in ihm und so entscheiden wir uns alle weiterzumachen. Wir halten an einem Baum an und da fängt Ivan zu erzählen:“ Wenn man sich nicht gut versteht oder jemandem etwas böses will, kommt man zu diesem Baum“ - tolle Einleitung denke ich mir mitten am Abend allein im dichten Dschungel. Er sagt es ist der große Baum des Giftes. Man mischt ein paar Tropfen in einen Tee und die Person stirbt in ein paar Minuten. Das diese Geschichten immer bei der Nachtwanderung kommen müssen! Es gruselt mich, als der Saft des Baumes, nach seinem Macheteneinschlag rausläuft. Wir laufen nun den ganzen Weg zurück. Ich denke kurz an das rote Buschblatt welches Ivan mir heute gegeben hat und lächle.
    Adrenalin durchrauscht meinen ganzen Körper! Was für ein Erlebnis. Ich werde es niemals vergessen.

    Ich liebe den Amazonas, er hat mich völlig in seinen Bann gezogen. Mein Herz saugt die Kraft und Energie völlig auf. Ich bin und bleibe einfach Agi Jones!
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  • Day 7

    Amazonas verliebt 🥰

    January 2, 2023 in Peru ⋅ ☁️ 24 °C

    Es hat wie immer in der Nacht geregnet. Die Luft in unserem Zimmer ist feucht und schwer. Ein kleiner Hauch zieht aus den Lücken des Holzbodens und durch die Moskitonetz bedeckten Fenster. Ich versuche auf der Seite aufzustehen, als das Brett meines Bettes rausrutscht. Kawummm!! Nun ja: Buenos Dias Amazonia!

    Der Morgen startet völlig entspannt. Nicht um 6 Uhr aufstehen, sondern gemütlich um 7. Zähne Putzen an der Regentonne, in der Gemeinschaftsdusche erfrischen. Rita, der Amazonas Papagei, ist schon seit Stunden wach und ruft aufgeregt nach Gesellschaft 🥰 🦜

    Ich blicke von der großzügigen Veranda auf den Flussarm des Amazonas vor unserem Haus. 🥹 Bin etwas traurig, dieses aufregende und unbeschreiblich schöne Fleckchen Erde heute zu verlassen. Nach einem fantastischen Frühstück von Jessica, packen wir unsere Sachen zusammen. Es ist wirklich einfach alles nass und wird zu bereits äußerst stinkenden Kleidung und Duftdicht verschlossen. Spielen noch etwas mit der süßen Gorda und chillen in der Hängematte.
    Ivan, Jessica und ihre Tochter werden uns mit Ihrem Boot zum Hafen von Leticia bringen. Wir bedanken uns ganz Herzlich und ich schenke Jessica eine Mozartkugel, die es den ganzem Weg aus Wien in meinem kleinen Pflegetäschen hergeschafft hat.
    Wir schießen noch ein Foto zur Erinnerung, auch wenn ich weiß, dass ich diesen Aufenthalt niemals vergessen werde. 🌱🌿
    Ivan füllt noch etwas Benzin in eine alte Limonadenflasche und dann geht es wieder 2mm über der Wasseroberfläche 2 Stunden über den Amazonas Fluss, nach Leticia in Kolumbien.
    Jessica und ich schreiben uns auf der Fahrt, mit einer übersetzer App und tauschen uns über das Kochen aus. Sie erzählt, dass sie schon lange kein Aligator mehr gegessen hat und ich zeige ihr wie AJ‘s Frühstück aussieht. Wir lachen 🤣 Unterschiedlicher könnten unsere Welten nicht sein und doch haben wir wieder einen gemeinsamen Nenner: die Liebe für die Natur und das Kochen 🫶🏼 🥹 wir verabschieden uns herzlich und ich hoffe insgeheim, dass wir uns im Leben noch einmal sehen werden.
    Am Hafen in Leticia ist viel los! Hier wohnt auch unser Übersetzer Nicolas mit dem wir, nach einer kleinen Dusche wo unser großes Gepäck lagerte, essen gehen.
    Ich lache laut und mit verzogenem Gesicht los, als
    Ich ich auf dem Tisch im Restaurant die wirklich großen Kokosradpel-sattgefutterten daumengroßen Larven wiedererkenne - Video anbei. Die kann man hier tatsächlich bestellen. Fragend schaut mich Nicolas an, hm?? Ich schüttele meinen Kopf und verneine dankend. 🤢

    Die Zeit rennt, und so stelle ich fest, dass bereits in 10 min unser check in beginnt. Absolut gestresst schaue ich Jay an, denn noch nicht einmal ist unser Essen da. Nicolas sagt zurückgelehnt „ihr seid in Kolumbien, entspannt euch, ihr könnt 10 min vor Boarding da sein“ 😳😳😳. Wir warten als unser köstliches Essen ab.

    Absolut gestresst holen wir unsere Koffer und hoffen auf ein Taxi welches uns zum Flughafen bringen soll. Aufgeregt stelle ich fest, das mir diese Kolumbianische Entspanntheit absolut fehlt. Jay hingegen hat absolutes Vertrauen und macht sich ein wenig über mein besorgniserregend Gesichtsausdruck lustig. 😨
    Wir verabschieden uns schnell von Nicolas, schiesßen noch ein letzes Foto!

    Alles hat wunderbar geklappt, mit den Flügen und es geht über Bogota nach Santa Marta. ✈️

    Als wir losfliegen lasse ich meine Augen noch ein letzes Mal über das ewige, mächtige Grün schweifen. Bäume soweit das Auge nur reicht: über dreihundert Milliarden von ihnen bilden den Amazonas-Regenwald. Sie sind Zuflucht, Nahrungsquelle, Kinderstube und Jagdrevier der vielen Tiere und der Schauplatz des tagtäglichen Dschungeldramas, welches wir ein wenig miterleben durften. Ich fühle unendliche Dankbarkeit, so etwas mal erlebt haben zu dürfen.
    Warum habe ich mich so verliebt? Weil es schon immer mein Traum war?
    Ist es weil der Amazonas die größte verbliebene Regenwaldfläche der Erde ist? Weil der Amazonas mit seiner überwältigenden Artenvielfalt die Kronjuwelen der Weltnatur darstellen? Sind es die spannenden Geschichten von den indogenen Völkern, Schamanen und ihren Ritualen? Oder ist es einfach der Kontrast, der zu unserem sonstigen Leben nicht heftiger sein könnte?
    Vermutlich all das❣️❣️❣️
    Mach es gut Amazonien und Danke, dass wir dich in deiner vollen Pracht erleben durfen.

    🪳🦂🐬🐊🦟🦇 Agi Jones 🕷️🐛🐍🐒🌱🌴🌿
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  • Day 8

    Kraft tanken für die Verlorene Stadt

    January 3, 2023 in Colombia ⋅ ☀️ 28 °C

    Buenos Dias aus Santa Marta und einem richtigen Bett!

    Unser Hotel liegt mitten im Geschehen und doch hören wir nicht viel von dem Lärm der lebendigen Küstenstadt.
    Als wir rausgehen erkennt man direkt, dass Santa Marta glanzvolle Zeiten hinter sich hat. An dem vermutlich einst prächtigen Kolonialhäusern bröckelt der Putz. Viele der schmucken Häuser sind leider zerfallen. Santa Marta war einst die erste spanische Siedlung auf dem amerikanischen Festland und wurde 1525 gegründet. Doch auch schon vor den Spaniern war die besondere Region bereits besiedelt und zwar von den Tairona, deren bedeutendste Stätte, die Ciudad Perdida - die verlorene Stadt ist. Noch ist mir nicht bewusst, welch Herausforderungen da auf mich warten. Morgen mehr :)

    Wir nutzen den Tag in absoluter Entspannung, nach den anstrengungen des Dschungels und vor allem um Kraft zu sammeln für das nächste Abenteuer welches ab morgen vor uns liegt. Ein paar Käse Arepas dürfen pro Tag einfach nicht fehlen. Es handelt sich um kleine Maisfladen, die mit Käse gefüllt sind. So gut und frisch vom Stand!

    Am Abend den Malecon entlangzuschlendern ist ein Erlebnis. Auf der Flaniermeile von Santa Marta, gibt es immer etwas zu sehen. Hier tummeln sich die Bewohner und Touristen und feilschen mit den zahlreichen Händlern um den besten Preis an kleinen Ständen.

    Ich finde ein hervorragendes Restaurant, welches uns eines der besten Dinner kn Kolumbien beschert! Henkersmahlzeit ? Wir warten ab, der nächste Tag wird es zeigen!
    Guten Nacht!
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  • Day 9

    Verlorene Stadt Tag 1- Dämon⚡️Agi Jones

    January 4, 2023 in Colombia ⋅ 🌧 22 °C

    Ihr lieben auf der anderen Seite der Welt,

    das dieser Urlaub ein großes Abenteuer wird, wusste ich als wir uns für unsere Aktivitäten entschieden haben. Doch hätte ich niemals gedacht, dass es mich an meine äußersten Grenzen bringen wird…
    Heute ist der Start unserer 4 Tägigen Wanderung zur Verlorenen Stadt der „Ciudad Perdida“, im tiefsten Dschungel der Sierra Nevada in Kolumbien.
    Das ganze Gebiet ist ein von der Regierung Kolumbiens deklariertes Indigenenland.
    Auf eigene Faust darf man heutzutage gar nicht losziehen. Daher wählten wir einen der offiziellen Anbieter hier aus, sowie die gewünschte Dauer zwischen 4-6 Tagen. Wir entscheiden uns für 4 Tage, nicht ahnend was es wirklich bedeutet. Wie immer studiere ich den Ablauf nicht, denn ich liebe das Abenteuer und die Überraschung einer Reise.

    Die Ruinen der „verlorenen Stadt“ befinden sich unweit der Atlantikküste Kolumbiens, in der Nähe von „Santa Marta“, wo wir um 8:00 Uhr von unserem Hotel vom Team „Magic Tour“ abgeholt wurden. Im Büro tauschten wir dann alle unnötigen weltlichen Dinge gegen das Nötigste, was dennoch unseren Abenteuer Rucksack nach vorgegebenen Liste schnell füllt.

    Schätzungsweise 90 Minuten geht es danach Richtung Osten, bis wir rechts auf die Straße zur „Lost City - der verlorenen Stadt“ abbiegen.

    Der 8 Personen Jeep schlängelte sich etwa eine Stunde durch abenteuerliche Serpentinen, mit Schlaglöchern übersäte und mit spektakulären Ausblicken gespickte, wild geschotterte Bergstraße weit in die Sierra Nevada hinein. Es lässt uns nur erahnen, was in den kommenden Tagen so alles auf uns zukommen wird. Ich bin sehr angespannt, habe sogar ein wenig Angst vor der Herausforderung - schließlich werden wir jeden Tag ca. 8 h wandern, klettern, springen, das einzige was ich wirklich weiß.

    Startpunkt der Wanderung war das Dörfchen „Machete Pelao“. Dort aßen wir zu Mittag (zarte Hühnerschenkel mit Reis, Salat und Patacones, knusprig frittierte Kochbananen), bevor es ernst wurde: Los geht der Weg zur „verlorenen Stadt“, die wir in 3 Tagen erreichen sollen. Neben dem peruanischen Machu Picchu ist es eine der größten wiederentdeckten indigenen Städte der Welt. Doch im Gegensatz zum Machu Picchu, ist die verlorene Stadt nur auf einem einzigen Fussweg zu erreichen, auf welchem wir, die in der Sierra Nevada ansässigen, indigenen Bevölkerungsgruppen – Kogi und Wiwa – kennenlernen sollen.

    Die Sonne steht hoch und brennt sich in unsere Kleidung. Es geht die ganze Zeit Berauf, doch ist es nicht einfach nur eine kleine, leichte Steigung, die man so vom gemütlichen Wandern kennt. Unsere Gruppe besteht aus Schweizern, Holländern und einer Britischen Familie, die alle noch motiviert die 40% Steigung auf sich nehmen. Ich setze einen Fuss vor den anderen und rutsche einen halben Schritt zurück. Schweiß tropft von meiner Stirn, ich fühle mich wie in Salzwasser heiß geduscht. Es geht nur Bergauf, die Sonne strahlt unaufhörlich auf meinen Körper und die Luftfeuchtigkeit drückt von allen Seiten.
    Ich habe nach 1,5 h bereits keine Kraft mehr. Die lange Sportpause, das schwere Gepäck, meine Erkältung, schmerzender Sonnenbrand an den Händen und Fußgelenken vom Kayakfahren, machen es nicht leichter. Der Abstand zu den anderen Gruppenmitgliedern ist groß. „Ich schaffe das hier nicht“, sag ich mit weinerlichen Stimme zu Jay. Verzweiflung und Angst vor dem was noch kommt, lässt mich fast erstarren. „Ich kann einfach nicht mehr“. Agi Jones liegt tief vergraben in meinem Herzen und die Angst des völligen Versagens ist größer. Meine Beine zittern, als ich wiederwillig einen weiteren schweren Schritt vor den anderen setze. „Wo ist Agi Jones?“ fragt Jay mit dem Versuch mich zu motivieren. Doch mir ist nur zum Weinen zu mute. 😰😰
    Unser Guide Seoul bleibt stehen, wartet auf mich und sagt „tranquillo, tranquillo“ mit beruhigender Stimme. Er sieht die absolute Verzweiflung in meinen Augen und zeigt auf seine Schultern und deutet an, mir meinen schweren Rucksack abnehmen zu wollen. Ich nehme diese Erlösung und Unterstützung, dankend an. Es geht direkt weiter. Auch wenn die Last von meinem Rücken ist, so bringt es mir nicht mehr Kraft. Wir schaffen es zu einem Obststand, an dem es frisch gepressten Orangensaft gibt. Wir gönnen uns die benötigte 5min Pause und Energie. Also weiter! Ich würde gerne schneller atmen, um mehr Luft in die Lungen zu bekommen, doch es geht nicht. Anstrengung pur übermannt mich nach einigen weiteren Kilometern. Ich bin überrascht, dass der Gedanke des Aufgebens so stark ist, dass die Dämonen nicht zu bezwingen sind, das Ängste stärker sind als der Glaube an meine Energie und mich selbst. Ich erkenne mich selbst nicht wieder und dennoch setze ich einen Schritt nach dem anderen, die steilen schlammigen Wege hinauf.
    Wenn du glaubst, hinter der nächsten Steigung, muss doch ein ebener Weg kommen, so täuscht man sich, es geht immer und immer weiter steil hinauf.
    Ich spreche kaum, versuche meine Gedanken zu sortieren. Wir sehen unsere Gruppe, wir scheinen dort Pause zu machen, doch wenn ich ankomme, so gehen wir schon fast wieder los. An diesen Tag bekomme ich kaum etwas von der atemraubenden Aussicht mit, denn es geht für mich nur ums ankommen und dem Tempo der anderen mitzuhalten.
    Doch geht es endlich ein wenig Bergab, welch Erleichterung. Dann noch ein wenig Berauf, leichte Steigung, über die Hängebrücke drüber, wir haben es geschafft. Wir sind in unserem Camp angekommen. Unter einem Wellblechdach, stehen zig einzelne „StockBetten“ aus Holzkostruktionen mit gespannten Moskitonetzen, wie auf Klassenfahrten nebeneinander. Ich freue mich so sehr, dass wir angekommen sind, dass es mir völlig egal ist wie wir schlafen werden.
    Es gibt zwei Duschen, in denen ein Schlauch an der Regenwassertonne angeschlossen ist. Aufgedreht kommt eiskaltes Wasser heraus, so dass man wirklich nur Sekunden drunter aushält, sich einseift und dann schnell abspült. Der nächste wartet draußen bereits auf seine Eiskalte Erfrischung.

    Ich bin sehr ruhig an diesem Abend, als sich das Holländische liebe Pärchen zu uns setzt. Mitten hier im nirgendwo, gibt es aber eine tolle Belohung nach dem anstrengenden Tag - 🍺 Bier! Welch Wohltat! Wow! Was für ein Luxus! Wie schnell ändern sich auf so einer Tour, das was wir als absoluten Luxus betrachten. Das Essen ist auch sehr sehr gut, welches von unseren Köchen die mitlaufen zubereitet wird. Alles super schmackhaft! Mmm welch Apetit.
    Wir plaudern noch ein wenig mit dem Pärchen aus Groningen in den Niederlanden, die auf ihrer 9 wöchigen Reise durch Südamerika mit dieser Wanderung ihren Start machen.

    Um 21 Uhr gehen alle Lichter aus, als wir uns in unseren Betten, nur von einem Mückennetz und Wellendach von den Lauten des Dschungels getrennt, in den Schlaf wiegen lassen.
    Gute Nacht.
    Agi
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  • Day 10

    Verlorene Stadt Tag 2 - der Kampf

    January 5, 2023 in Colombia ⋅ ⛅ 24 °C

    Brrr die Nächte im Dschungel sind kalt. Es weht immer frische Luft durch das Moskitonetz, welches mich von dem feuchten Grünem Regenwald trennt. Nahe am Bach gelegen, lausche ich dem romantischen Plätschern des Wasers zu. Doch Romantik liegt keine Luft.
    Ich habe kaum geschlafen! Stets versuche ich den Dämon zu bekäpfen, der mir Sorgen bereiten will und sich von meinem sonst immerwährenden Mut und meiner Energie ernährt. Ich bin irgendwie traurig und habe Angst vor dem Tag, sage ich Jay der unter mir aus dem Bettchen steigt. Jay ist über meine Haltung sichtlich überrascht, vielleicht enttäuscht? Er weiß auch nicht welchen Kampf ich Nachts mit mir ausgetragen habe und meinen abenteuerlichen Mut versucht habe wiederzuerlangen.

    Die nass geschwitzte Kleidung trocket nachts nicht. Es ist einfach zu feucht. Es wird also wieder alles in Wasserdichte Beutel verpackt, um feuten Gestank im Rucksack zu vermeiden.

    Um 5 Uhr geht das Licht an und es wurde kollektiv gegähnt, geputzt und gepackt. Pünktlich um halb sechs stand das köstliche Frühstück auf dem Tisch, und um 6 Uhr hieß es: „Vamonos - Los gehts!“, und unsere Gruppe setzte sich als allererstes, vor allen anderen, in Bewegung.

    Der zweite Tag wird sehr lang, weil wir zu Camp 3 – ca. 8 Stunden bergauf und bergab über rutschigen Schlamm, reißende Flüsse, kleine Bächer, schroffe Felsen, kullernden Steine, feuchtes Geäst, durch den Dschungel der Sierra Nevada de Santa Marta wandern.
    Der schwierigste Aufstieg kommt direkt zuerst! Ich atme tief ein und aus, konzentriere mich und fange an Bergauf zu steigen! Nach 1 Stunde pures steiles schweißtreibendes Aufsteigen, kommen mir tatsächlich die Tränen. Nicht nur vor völliger Anstrengung, aber auch vor Enttäuschung. Ich drohe den Kampf mit dem Dämon zu verlieren. Woher soll ich die Kraft nehmen noch weitere 7 Stunden zu steigen? Frage ich mich kraftlos in der glühenden Hitze auf dem steilen Hang😢.
    Was ist nur los mit mir? Wo ist Agi Jones? Wo ist die unerschöpfliche Quelle der Energie, vor der ich sonst strotze? Fragen zerreißen mein Herz entzwei. Echt jetzt? Ich bin um 8 Uhr morgens, bereits am Ende meiner Kräfte? Tiefes ein und aus atmen. Höre tief in mich hinein. Ich bin sonst meist die jenige die andere versucht zu motivieren, die Energie aus der Anstrengung schöpft, aber auch die jenige die sich nie eingestehen möchte, wenn es ihr mal wirklich schlecht geht, die ihre Tränen vor anderen lieber versteckt. Warum? Das vergangene Jahr war unglaublich abstrengend, energieraubend und oft traurig, denke ich reflektierend, während ich kleine Schritte weiter hinaufsteige und fragend zur heißen Sonne hinaufblicke. 2023- Dieses Jahr muss anders werden und ich kann es nicht so kraftlos und deprimiert beginnen. Mich durch innere Dämone besiegen lassen.!?!
    Oh ! Ein etwas flacherer Weg ist fast wie eine Erlösung, als wäre es eine Botschaft mir zu sagen „du bist auf dem richtigen Weg“, nicht wegen der Richtung sondern meiner Gedanken. Ich denke viel an dich Schwesterchen Yvonne und daran wie viel du gekäpft hast im letzen Jahr und immernoch einen schweren Weg zu gehen hast. Ich halte Inne und atme in einer kurzen Pause. Dein Kampfgeist, ist mein Elexier! Ich beschließe dem vergangenen Jahr endlich ein Ende zu setzen und möchte die schwere Wanderung dir liebe Yonne als Karft Geber widmen! Dieser Gedanke gibt mir so viel Energie, als ich die letzen Meter des ersten Aufstiegs erklimme, das mir ein Tränchen kommt. Eine kurze Pause mit frischem Obst rettet mich.

    Wir gehen weiter.
    Dann entdecke ich es im Schlamm. Ein Hufeisen! Ein Glücksbringer ☘️! Eine weitere Motivation! Ich stecke es in die Tasche meiner weiten Sporthose und lächle zufrieden, den Kampf anscheinend für mich entschieden zu haben. Der innere Dämon sich zurückzuziehend! 💪🏼

    Wir kommen nach weiteren Stunden in Camp 2 an, wo wir köstlich zu Mittag essen und uns im Fluss erfrischen können. Brrrr eiskaltes Bergwasser!!! 💦
    Nach 1,5 Stunden geht es auch schon wieder weiter. Wieder kreuzen und durchqueren wir mehrere Male den Fluss Buritaca. Das Tempo ist aber wirklich enorm, was auch unser Guide staunend bestätigt. Doch entdecke ich plötzlich die Landschaft, sie ist wunderschön und eine wahrhaftige Belohnung für jeden Schweißtropfen und es gibt unendlich viele davon. Doch endlich sehe ich die Schönheit der Wanderung. Immerwieder überholen uns indogene Stammesmitglieder der Wiwa und Kogi mit vollbeladenen Eseln. Diese schleppen täglich Nahrungsmittel für die Touristen hinauf und Müll wieder hinunter. Daher auch mein kleiner Glücksbringer auf dem Weg, der von den Hufen der Esel stammt.
    Der Kogi Stamm lebt hier in ihrem geschützten Gebiet und führen ein Leben fast wie vor vielen Jahrhunderten abseits von der Zivilisation. Sie sind leicht zu erkennen in ihrer immer weißen Leinenkleidung und wunderschönen langen schwarzen Haare, die sie niemals schbeiden dürfen.
    Die Kogi sind die direkten Nachfahren der Tayrona – so werden die Ureinwohner hier genannt. 80 Jahre lang lieferten sich die Tayrona-Krieger hier in den Bergen einen Guerillakampf mit den Spaniern. Besiegt wurden sie letztendlich nicht von den Spaniern, sondern von den eingeschleppten Krankheiten, die diese mitbrachten und das hochentwickelte indigene Volk fast auslöschte.

    Entlang des Rio Buritaca wird aus dem Weg ein schmaler Pfad, immer tiefer tauchen wir in den Dschungel ein, immer unwegsamer geht es voran. Wilde Felsformationen bestimmen das Flussbett, dauernd müssen wir queren, ob mit Brücken-Unterstützung oder einfach durchs Wasser.

    Gegen Ende des Tages gilt es dann noch über einige rutschige, nasse Felsen zu klettern. Ab jetzt möchte, glaube ich, jeder nur noch ankommen. Mehr als 1.000 Höhenmeter Aufstieg bei mehr als 30 Grad und gefühlten 200% Luftfeuchtigkeit zeigen bei jedem von uns ihre Wirkung.

    Wir kommen im Camp 3 Paraiso an. Deutlich größer als die letzen zwei, aber nicht mehr Platz.
    Juhuuuuuu -Duschen!!!! Möglichkeit, den Schweiß, das getrocknete Blut von zerkratzten Knien, den Staub und den Dreck mit ein bisschen Duschgel wieder los zu werden. Was für ein Luxus – mehr ist im Moment kaum vorstellbar – oder doch?! Ja, es gibt noch mehr – gefühlt am Ende der Welt gibt es ein kühles Bier – nicht kalt, aber im kalten Wasser gekühlt. Teuer. Und so egal, weil nach so einem anstrengenden Tag würde ich den ersten Schluck nicht gegen jedes Königreich auf Erden tauschen!

    Die Guides erzählen uns von der geheimnisvollen und Abenteuerlichen Geschichte der verlorenen Stadt, vor einer Bildebedruckten Fahne. - morgen dazu mehr. Es gibt sogar Popcorn zu meiner großen Freude! Mm die Kolumbianer essen es auch salzig! 🍿

    Das Camp ist voll!!! Und so müssen sich Paare das 80 cm Bettchen teilen! Romantisch? Hm eher nicht wenn hunderte Wanderer auf einem Fleck in Etagenbetten schlafen und wir wie immer die erste Gruppe sein werden die um 6 Uhr losgeht.

    21 Uhr - das Licht geht aus!
    Ich kuschel mich an Jay und bin dankbar! Mit einem Lächeln im Gesicht schlafe ich ein! Morgen ist der wichtigste Tag, die Erklimmung der „Verlorenen Stadt“. Ich freue mich auf die Herausforderung und bin bereit!
    Agi
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