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  • Day 14–19

    Valletta

    February 11 in Malta ⋅ 🌬 13 °C

    Malta - Valletta.
    Ich konnte als Kind das „Land - Hauptstadt“ Quiz sehr gut, aber mache Orte waren nur Namen und ich konnte sie zwar auf Landkarte zeigen, aber hatte sonst so gar keine Vorstellung.
    Jahrzehnte später hat sich nicht viel geändert, ich weiß dass Malta ein eigenständiger Staat ist, der bedingt durch seine Lage mitten im Mittelmeer viele Eroberer erlebt und damit eine vielfältige Geschichte hat - und dass ich dahin will. Als die Anreise nach Malta mit der Fähre sich wegen der schlechten Bahnanbindung von Pozzallo als komplizierter als gedacht herausstellt, zweifle ich kurz ob der Aufwand sich überhaupt lohnt. Aber ich bin mir dann sehr sicher: ich will nach Malta - was auch immer da ist, das werde ich dann sehen, aber ich will es sehen.

    Als die Fähre abends im Dunkeln in den Hafen von Valletta schippert, bin ich direkt beeindruckt von den hohen Mauern um mich rum. Die Fähre ist groß, aber die Mauern sind noch höher. Ich bin irgendwie die einzige, die staunend am Fenster klebt - ich glaub die meisten anderen fahren nicht zum ersten Mal in diesen Hafen ein. Es gibt ein riesiges Gewusel am Terminal mit der Gepäckausgabe und kurz darauf bin ich irgendwie allein auf dem Weg in die Innenstadt - ich glaub die meisten anderen werden geshuttelt.

    Nach den ersten paar Schritten bin ich überrascht, wie britisch es sich wirklich anfühlt. Ich wusste vom Linksverkehr und eine der roten Telefonzellen hat wohl auch jeder fotografiert, der da war. Aber es betrifft ja auch die Straßenmarkierungen, die Poller, die Geschäfte und Schaufenster, die Speisekarten, die Sirene der Polizei. Die Handschrift, insbesondere das J und die Zahlen, sind britisch und anders als im restlichen Europa. Dieses Design, etwa diese Hand mit den Zeigefinger, der auf etwas Wichtiges hinweist: very british. Dazu kommen die ganzen Touristen aus GB, deren starken Akzent man überall auf den Straßen hört. Einerseits liebe ich es, weil ich nunmal gerne in Großbritannien bin. Anderseits bin ich dauerhaft verwirrt, da ich doch gar nicht durch den Ärmelkanal gefahren bin. Es stellt sich schon die Frage, inwiefern das Britische extra für den Tourismus aufrecht erhalten wird. Anderseits habe ich gelesen, dass Malteser als weniger laut gelten als andere Südeuropäer, und dann auch selbst bemerkt, dass die Menschen sich etwa in den Bussen zurückhaltend gegeben haben. Es ist nunmal ein Inselstaat, da werden ja gerne Dinge und Gewohnheiten manifestiert und konserviert. Vielleicht hat deswegen das britische über die Jahrzehnte überlebt.

    Und in dem Zusammenhang ist natürlich Malti zu erwähnen. Was für eine lustige Sprache. Auch wenn man mit englisch natürlich super durch kommt, ist Malti sehr präsent und überall zu lesen und zu hören. Manches kann man sich sofort herleiten (Pulizija), manches ist so fremd, dass ich mir zum einen die Buchstabenfolgen schwer merken kann und zum anderen es ganz anders ausgesprochen wird als gedacht (Għawdex).

    In Valletta bin ich viel durch die Innenstadt spaziert und natürlich haben auch mir ganz besonders die vielen hübschen Balkone gefallen. Aus irgendeinem Grund hat es mich beide Male, als ich mittags in der Innenstadt war, auf die Barrakka gezogen, um beim Zünden der historischen Kanone (Salute Battery) zuzuschauen. Die Führung zu den Kanonen habe ich aber nach der Hälfte abgebrochen, weil da eine kleine Katze rum tigerte und gestreichelt werden wollte. Am ersten Tag habe ich einen Spaziergang außen rum um Fort St Elmo auf den Felsen nahe des Wassers gemacht, war sehr schön trotz Regenwetter. Am letzten Tag habe ich eine kleine Bootstour in die „3 cities” gemacht und mir den dortigen Yachthafen angeschaut.

    Abends war während meiner Zeit in Valletta immer mal wieder Ausnahmezustand: die Einheimischen haben heftig Karneval gefeiert. Ansonsten scheint die Stadt als Partystadt auch bei jungen Touristen beliebt zu sein. Ich habe die Abende meistens in Mandera’s Guesthouse verbracht, ein tolles Hostel, in dem jedes Bett im 4er Zimmer rundum Vorhänge hat und man so seine eigene “Höhle” hatte. Manchmal ergaben sich Gespräche mit meinem Zimmernachbarn, ein Englishman ca. Jg 1950, der vier Wochen in den Hostel Gast ist, um sich von seiner Krebserkrankung im letzten Jahr zu erholen. In mancherlei Hinsicht eine inspirierende Begegnung, aber seine Ansichten zur Corona Impfung, Putin, UFOs, dem Mothman und WW III waren dann doch zu heftig.

    Nach fünf Nächten verlasse ich Valletta. Am Abend zuvor bin ich schon ein bisschen melancholisch. Es war alles so einfach hier, so übersichtlich. Anderseits auch wenig abenteuerlich - die krasseste Erfahrung waren die Spaghetti Marinara im Yachthafen, als ich beim Muschelessen manchmal die Augen zu machen musste.
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