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  • Day 121

    Cannon Beach/ OregonCoastTrail (Mile 30)

    August 13, 2018 in the United States ⋅ ☀️ 24 °C

    Der erste Tag auf dem OregonCoastTrail beginnt erneut mit einer dicken Nebelschicht über dem Meer. Der Strand auf den ersten Kilometern ist je nach Gezeiten und Meereshöhe vielleicht 250 Meter breit. Autofahren ist am Strand erlaubt und die Locals kommen mit Ihren großen Geländewagen bis direkt ans Meer gefahren.

    Das Wandern am Meer ist anstrengender als erwartet. Auch auf dem feuchten und vermeindlich festerem Sand tun sich meine Beine mindestens genauso schwer, als ein vergleichbarer Abschnitt in Wüste oder Berge. Dafür werden meine Tagesetappen sehr moderat ausfallen und ich laufe keine großen Distanzen mehr.

    Habe meine erste Nacht am Strand gut geschlafen. Mein Buch verzeichnet legales Camping an bestimmten Strandabschnitten. Mehrere Einheimische haben mir empfohlen, mein Zelt in die Dünen hinein aufzubauen. Besserer Schutz vor erhöhtem Meeresspiegel bei Flut oder "Sneaker Waves". Nachts aus dem Zelt zu kriechen war ein besonderes Erlebnis. Am Horizont konnte ich die Beleuchtung der Schiffe/ Fischerboote auf dem Ozean sehen und weit entfernt die Lichter von Ortschaften erkennen. Der Himmel über mir war sternenklar ... wow, ein magischer Moment.

    Am ersten Abend des Campingplatz gab es eine Informationsveranstaltung der US-CoastGuard über Gefahren an der Küste Oregons. Sneaker Waves (heimtückische Wellen) kommen eher im Winter vor und sind plötzlich auftretende Riesenwellen, die weit in die Strandabschnitte reinrauschen können. Auch das Baden im Meer ist mit Vorsicht zu geniessen. Es gibt sogenannte "Rip Currents". Das sind Meeresströmungen, die einen weit ins offene Meer hinaustreiben können. Niemals gegen anschwimmen und die wertvolle Kraft vergeuden. Sich mit der Strömung raustreiben lassen und dabei versuchen seitlich nach rechts oder links schwimmend die Strömung zu verlassen. Irgendwann ist man aus dem Sog draußen und man kann einige hunderte Meter weiter zurück an den Strand schwimmen. Alles reine Theorie, denn das Wasser hier ist eiskalt. Nach einer Minute mit den Füßen im Wasser fangen diese an, vor Kälte zu schmerzen. Die Badehose hätte ich mir für Oregon sparen können.
    Als letztes ist eine Gezeitentabelle für Wanderungen bei Ebbe unbedingt erforderlich. Je nach Küstenabschnitt kann einen die Flut innerhalb weniger Minuten, auf einem der außenstehenden Felsen, isolieren. Immer Handy dabei haben und die CoastGuard 911 holt einen mit Schiff oder Helikopter im schlimmsten Fall raus.

    Meine gesamte Ausrüstung ist bereits nach einem Tag am Meer feucht und klamm. Aufgrund des Dauernebels habe ich keine Möglichkeit die Sachen inkl. Schlafsack auszutrocknen. Es ist unangenehm am Morgen in feuchte Kleidung zu steigen und abends in den feuchten Schlafsack zu kriechen. Trotzdem muss ich nicht frieren und es ist gutes Wetter für die kommenden Tage gemeldet.

    Wasser ist auf dem Trail ein Problem. Mein Buch ist in diesem wichtigen Punkt unzureichend beschrieben. Man weiß nie genau, wo und wann es wieder Wasserstellen gibt. Ein Rucksack mit 3 Litern mehr oder weniger Wasser macht aber einen erheblichen Unterschied bei Wandergeschwindigkeit und Planung (z.B. zwei Nächte am selben Ort übernachten).

    Trotzdem ist es wunderschön am Meer und ich genieße meine Zeit hier. Es wird nie langweilig und die Stimmung am Strand kann sich durch die unterschiedlichen Lichtverhältnisse schnell verändern. Ich bin sehr glücklich, dass ich hier am Meer sein darf :)
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