• VF Tag 5 Hobitaux Neufs -Romainmotier

    12. april, Schweiz ⋅ ⛅ 18 °C

    12.04. Sa VF Tag 5 Les Hobitaux Neuf - Romainmotier 35Km

    Ein Tag von himmelhoch jauchzen bis zu Tode betrübt.
    Doch Eins nach dem Anderen.

    Eine herzliche Verabschiedung bei meinem Gastherrn, zum Abschied gab er mir noch eine Aufmunterung mit auf den Weg „ab jetzt geht es nur noch abwärts bis nach Orbe“ und tatsächlich waren es 760 hm auf 21km. Ich fand schnell wieder mein Wohlfühltempo und war schnell wieder im Flow ab Jounge (3km) der erste Abstieg ging schon ordentlich in die Oberschenkel obwohl nur 10km auf dem Rücken. Am Fuss des Abstiegs ein Friedhof mit Kapelle an deren jungen Zeiten Römische Händler und Legionen auf der Durchreise lagerten
    Bild: „de la voie romaine“
    Ich lief durch Les Echampes auf der Rue Jules Cesar (ob da Brutus dabei war)? Kurz danach, hab‘s fast übersehen weil ganz unscheinbar hinter einem Holzlage ein altes vergammeltes Schild mit Aufschrift „Attention Douane Passage Interdit“ ich schaute mich ganz verstohlen und heimlich um ob mich jemand sieht und lief ganz schnell drüber weg. Ob ich nun Asyl in der Schweiz in Anspruch nehmen kann etwas Einbürgerungsgeld würde der Reisekasse schon Gut tun. War aber niemand da und interessiert hat’s auch niemand. Naja dann nicht. Nicht weit danach kam ein weiteres Zeugnis der Römer ein 200m Stück Römerstrasse mit tiefen in das Kalkgestein eingefahrenen Wagenspuren. Wenn die damals schon so uneben waren möchte ich da kein Reisegast oder Kutscher gewesen sein. Da hätte Sylvia Böhner ein gutes Geschäft mit einer Zweigstelle machen können (unsere Physiopraxis im Ort für nichts wissende). Balleigues heißt der zugehörige Ort wer sich’s anschauen möchte. Jetzt wirds luschdig wenn‘s ne Achterbahn wäre. Im freien Fall geht‘s nahezu senkrecht 240m nach unten ins Tal der Orbe ganz schwindlig vom ständigen ZickZack war ich dann unten im viel gelobten „Val de Orbe“. Und was soll ich sagen, wer kann sollte unbedingt da hin.
    Man hat drei Möglichkeiten durch dieses Tal zu gehen
    1. meinen Weg oben auf der Ompore (~zw.20-30m über dem Wasser. schöner schmaler Pfad mit Absturz-Schutz ( man könnte bei ungenügender Vorsicht durchaus tief fallen und sich womöglich die Hand dabei aufschürfen, das täte dann weh
    2. unten am Wasser einen Pfad entlang gehen. Zu meiner Wanderzeit wäre das nicht ratsam gewesen unten lagen Mengen an von den Hängen abgestürzter Bäume. Der Winter ist noch nicht lange her.
    3. In gar nicht zu gehen und schon oben bei Bellaigues direkt nach Romainmotier zu laufen das spart ordentlich km und man verpasst ordentlich was.

    Etwa in der Hälfte der Schlucht kann man sich für die linke oder rechte Schluchtseite entscheiden. Ich nahm links um eine Burg mit historischem Ortskern zu besuchen das war nicht so die sonderlich gute Wahl. Warum? Kommt gleich. Zuvor an einem Picknickplatz kam ich mit einem Pärchen, jeder einen grossen Rucki wie ich auch, aus Belgien, in meiner Altersklasse, ins Gespräch. Auch sie sind auf der VF Unterwegs. Er schon tief von wochenlangen Märschen gebräunt ist schon bei Reims eingestiegen, sie in Pontallier und geht mit ihm bis ins Aostatal. So jetzt zum oben erwähnten WARUM. Der Weg auf der linken Seite läuft in grösserer Höhe über der Schlucht, den Schluchtengrund sieht man nicht. Dafür ist er fast behindertengerecht präpariert. Ich nutzte das aus und erhob meine Schlagzahl auf Rammgeschwindigkeit (einen Begriff den man nur kennt wen man Ben Hur gesehen hat). Ihr sollt ja hier auch was lernen 😜. Zeitraffer ein: Abstieg nach der Stadt Orbe, aufstieg auf den Orbe Hügel, schönes Städtchen, Bilder geschossen, die Alpen in der ferne gesehen, Herzschlagzahl erhöht, es war noch zu früh um Aufzuhören, also auf nach Romainmotier ~10km. 

So, wer bis hierher gelesen hat erfährt als Belohnung was das mit dem „zu Tode betrübt“ auf sich hat. Die Erhöhung der „Schlagzahl“ rächte sich. Runter vom Buckel und hoch da andere Buckel, Schlagzahl wieder Rammgeschwindigkeit, es war nachmittag und warm, sehr warm. Es kam was kommen musste (warum macht man immer und immer wieder die Selben Fehler) zu wenig getrunken ( nein ich möchte von keinem belehrt werden „ ich sags doch imma du solsch gnug und gut trinke“ oder dergleichen wohlberechtigte Vorwürfe.
Ich bade mich dann lieber in meinem Gejammer und verschieb das Klug werden aufs nächstemal. 10 km durch Wald und etwas Straßen verliefen eher träge ich trank was das Zeug hielt doch es war schon zu spät die Oberschenkel brannten Salz half auch nicht mehr, ich wollte nur noch unter die Dusche und ins Bett. Ich rief die Nummer von Harri meinem heutigen Gastwirt und lies mich nach dem Friedenspfeife rauchen erstmal auf sein Sofa zum Säufzen nieder. Eine angebotene Tasse Tee lies die Lebensgeister wieder erwachen, wer weiß wohl was das für ein Tee war, ich kenn mich mit französischen botanischen Namen nicht aus 😌. 
Gegen später, ich hatte mich hingelegt lud er mich ein mit ihm zur Abendandacht in die Klosterkirche mit zu gehen. Es war eine schöne Abend-Andacht vor dem Palmsonntag. Es wurde nur liturgisch gesungen, ich verstand natürlich jedes Wort und summte leise die gesungenen Melodien mit. Diese unterscheiden sich gänzlich von unseren Melodien. Für mich sehr bewegend zwischen einem Chor zu sitzen und uralte Gesänge in französischer Sprache zu lauschen ich hörte 6 Stimmlagen Sopran. Mezzosopran, Alt, Tenor, Bariton und eine gewaltige Bassstimme die das Ganze Gemäuer zum Beben brachte. Nein es steht immer noch.
    Harri gab mir gute Tipps für den morgigen Tag. Er schlug eine Variante abseits der VF Strecke die schöner sei und wenig Steigung hat nach einigen Km kommt die Variante wieder mit der VF zusammen. Ich schlief schlecht hmm warum wohl.
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