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  • Day 177

    Der Großstadtdschungel von Nairobi

    September 8, 2018 in Kenya ⋅ ⛅ 18 °C

    In Nairobi beherbergt uns die kleine, 27-Jahre junge, quirlige und sehr liebenswerte Gastgeberin „Jackline“ in ihrem Zuhause. Dieses hatten wir wegen der besonderen Lage direkt am Rande des Nairobi Nationalparks gewählt. Beim Frühstück oder vom Balkon aus können wir aus der Ferne schon die ersten Tiere wie Zebras, Strausse und Antilopen/Gazellen beobachten. Besser kann man doch gar nicht in den Tag starten. Bei ihr fühlen wir uns wirklich heimelig und bleiben länger als geplant. Es bereitet viel Freude uns mit ihr ganz unverblümt über Kenias Land und Leute, Politik und wirtschaftliche Situation, sowie ihre Familie, Beziehung, Ziele und ihr Leben als Zwillingsschwester auszutauschen. Doch am meisten geniesst Maggi einfach Girly Talk mit ihr auf der Couch. Ein Moment bleibt dabei besonders in Erinnerung: als wir über Frisuren sprachen und Maggi die HaarKUNST der hiesigen Frauen, die sie in den Strassen immer bestaunt, lobte, fasste Jackline Maggi ganz schüchtern und mit immer größer werdenden Augen ins Haar als hätte sie nie zuvor blonde, weiche Haare gespürt. Irgendwie ein „Bonding Moment“ zwischen den Mädels. 👯‍♀

    Gleich am Tag unserer Ankunft wagten wir uns - nach einem kurzen Jetlag Nickerchen - ins einheimische Getümmel und besuchten ein lokales Einkaufscenter. Touristen, die offensichtlich sofort Dollar Scheine in den Augen der Einheimischen 🤑auslösen, scheinen sich nicht häufig hierhin zu verirren. Denn als wir zum Essen einkehren möchten, werden wir plötzlich von 5 Kellnern gleichzeitig belagert, die sich gegenseitig übertönen während sie uns von ihrem eigenen Menü zu überzeugen versuchen. Dieser Überfall und das damit verbundene schlechte Gewissen sich für einen entscheiden und die anderen enttäuschen zu müssen, verschlägt uns in die Flucht. Wir essen später dennoch in einem typisch afrikanischen Lokal, wo nicht ganz so viel Trubel um uns gemacht wird.

    Kein Wort beschreibt die Millionenmetropole Nairobi besser als „GroßstadtDSCHUNGEL“!! Nirgends ging es bisher so chaotisch auf den Strassen zu wie hier. Es wird gehupt, geschrien, auf die Autos geklopft, Spuren nicht eingehalten, Sand der ungeteerten Strassen aufgewirbelt, man wird in die lokalen „Matatu“ Busse reingezogen, um darin dann mit Musik und Bass so zugedröhnt zu werden, als würde man grad zwischen 2 startenden Flugzeugen stehen. Kein anderer Touri scheint sich in die lokalen Busse zu verirren ausser uns (grundsätzlich sah man nur sehr wenige Fremde in dieser Großstadt). Egal um welche Uhrzeit wir auf den Matatu aufsprangen, wir entgingen immer knapp einem Hörsturz. 😅🙉

    Der Großstadtdschungel barg auch andere „Gefahren“, wie solche, die von den „Aasgeiern“ ausgingen - wie wir die Laufburschen der vielen Reiseveranstalter nannten, die uns in den chaotischen Strassen immer wieder auflauerten. Das schon auf eine erschreckende Art und Weise. Auf der Suche nach einem geeigneten 4x4 Geländewagen für unsere Self-Drive-Safari hatten wir einen dieser Laufburschen auf der Strasse angesprochen bzw. fing er uns vor einem Büro ab, das wir angesteuert hatten. Und plötzlich schien die ganze Stadt zu wissen, dass die 2 weissen Kartoffeln Interesse an einer Safari haben. Manchmal verliessen wir erst nach Stunden ein Restaurant, Geschäft oder Reisebüro und die selben Laufburschen standen am Ausgang, um uns wieder abzufangen. Das wurde schon echt gruselig. Jeden Tag. Sobald wir die Stadt betraten, schien es wie ein Lauffeuer umzugehen, dass das „Frischfleisch“ wieder da war. Auch in einer >3-Millionenstadt können 2 vermeintlich unscheinbare (weiße;) Personen SO sehr auffallen.

    Was uns sonst noch schmerzhaft auffiel, waren die vielen bettelnden Kinder zu jeder Zeit des Tages. Manchmal hatten sie sogar ihre Säuglingsgeschwister auf den Rücken geschnallt, um noch mehr Mitleid zu erzeugen. In den Parks hingen viele benommene/ narkotisierte Menschen ab. Arbeitslose lungerten hier den ganzen Tag herum. Wirklich sehr traurige und berührende Bilder von vielen Opfern eines schicksalhaften Lebens. Insgesamt keine allzu ansehnliche Stadt. Dennoch war diese, auf dieser Reise erste, Begegnung mit Afrika eine Erfahrung für sich.

    Zum Glück haben wir mit 4x4-Kenya.com letztendlich eine vertrauenswürdige Autovermietung gefunden. Unser Traum, Ostafrika auf eigene Faust mit einem 4x4 inkl. Zeltdach (!) zu bereisen, wurde mit unserem „Toyota Hilux“ Wirklichkeit. Wir tauschten uns noch ausgiebig mit unseren Vorgängern - die Deutsch-Polen Waldemar, Eva und Sohnemann aus’m Ruhrpott, die ihrer 85-jährigen Großmutter mit ihrer Safari einen Lebenstraum ermöglichten - aus. Diese haben uns noch ein paar wichtige Safari Überlebensweißheiten mit auf den Weg gegeben. Im Anschluss fehlten nur noch ein paar letzte Reparaturen am Auto inkl. der nötigen Notfall- und Camping-Ausstattung, bevor es dann heute nach 4 Tagen Nairobi endlich mit der Self-Drive-Safari losging. 🤪

    Ein kleines Maleure musste natürlich noch passieren: Da die Autovermietung am heutigen Tag der Schlüsselübergabe den kompletten Geldbetrag in Bar sehen wollte (die Geldübergabe fand auch wie im Hollywood Thriller in einer Seitenstrasse in einem Lieferwagen statt), 😅 liefen wir von einem zum nächsten Bankautomaten, um die Scheine in den maximal möglichen Auszahlungsmengen abzuheben. Ein Automat spuckte zwar zum Glück unsere Karte aus, aber dafür nicht den vollen gewünschten Betrag. Die Hälfte fehlte. 😨 Eine Bankmitarbeiterin drückte ein Auge zu und verzichtete auf einen wochenlangen Prozess, um die fehlende Summe nachzuvollziehen, vertraute uns einfach und zahlte die Differenz kulanter Weise aus. Irgendwie klappt‘s am Ende dann doch immer in Afrika. 😅 Als wir danach unsere Geldbezüge fortsetzten, wurde jedoch unsere Kreditkarte gesperrt, weil unsere Bank daheim nach den zig Abhebungen einen Betrugsfall vermutete, wie wir später erfuhren. So hatten wir von nun an für den Rest der Weltreise keinen Zugriff mehr auf unser Gemeinschaftskonto (die 2. Karte war ja bereits in Mexiko vom Automaten verschluckt worden). Shit happens! 💩 Aber auch das würden wir noch irgendwie auf den letzten Metern der Reise meistern. 😅 Anyway, Safari wir kommen! 🤪🚐🗺
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