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  • Day 5

    Borovicka

    August 13, 2019 in Slovakia ⋅ 🌧 19 °C

    (Bert) Zwar haben wir während unserer heutigen Fahrt die (niedere und hohe) Tatra ständig im Blick, aber im Grunde fahren wir um sie herum, um Regen und Gewitter auszuweichen. Statt ins polnische Zakopane geht es somit direkt ins slowakische Kosice (Kaschau), und nach etwas über 400 km schaffen wir es tatsächlich weitgehend trocken ins Hotel Yasmin, einem zwölfstöckigen (früheren) sozialistischen Prachtbau ("schnörkelloser Triumph des rechten Winkels") mit Raumschiff-Enterprise Interieur (siehe Bild 5). Kosice selbst lockt ein wenig mit Historie (gotische Kirche), mehr jedoch mit einem szenischen Kulturleben ("europäische Kulturhauptstadt 2013").

    In letzteres tauchen wir am späten Abend ein. Die Tabacka Kulturfabrik liegt in hübschem Kontrast vis-a-vis unseres Yasmin-Hotels. Wir heben dort sofort massiv den Altersschnitt, werden vom studentischen Publikum konsequenterweise vollständig ignoriert, glücklicherweise jedoch nicht von den großflächig tätowierten Ausschank-Mädels. Es liegt nahe, sich mit den lokalen Getränken anzufreunden, und so gehen Slivovica (sliva=Pflaume) und Borovicka (das Nationalgetränk der Slowaken auf Wacholderbasis) eine harmonische und lustige Verbindung ein. Zuvor erklärt uns eine Kulturaktionistin noch die 5-minütige Videoinstallation im Eingangsbereich (Roboter übernehmen dank künstlicher Intelligenz die Weltherrschaft).

    Dass wir die Destillate ordentlich wegstecken, verdanken wir nicht zuletzt der Grundlage. Also ich jedenfalls. Denn während Norbert in seiner disziplinierten Art Fisch bestellt, entscheide ich mich im kuschelig eingerichteten, polnisch-slowakischen Restaurant Med Malina für Bryndzove Halusky ("potatoe dumplings with sheep cheese sauce, roasted bacon, sour cream and chive"). Keine leichte Kost, aber geschmacklich sensationell. Kostet übrigens Euro 6,80. Da ist dann auch noch ein Tomatensalat als side dish (Euro 1,60) und ein Jack-Daniels (Euro 2,90, Idee: Norbert) im Budget.

    Und diese Preise erklären im übrigen, dass das BIP/Kopf in der Slowakei zwar nur 17 Tsd. Dollar beträgt, kaufkraftereingt jedoch 33 Tsd. Dollar - was in etwa 2/3 des deutschen oder österreichischen BIPs/Kopf bedeutet. Es geht dem kleinen Land (5,5 Mio. Einwohner) also gar nicht schlecht. Und so ist das Selbstbewußtsein berechtigt, das uns im Café Republika Vychodu entgegenschlägt: Hier wird die "Republik des Ostens" ausgerufen und in der Speisekarte direkt die zugehörige Verfassung abgedruckt. Wir gewinnen allerdings den Eindruck, dass das stylische Cafe vor allem von westlichen Medizinstudentinnen aufgesucht wird, die den heimischen NC nicht geschafft haben. In diesem Sinne: Dobru noc!
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