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  • Day 15

    Wochenbericht Nr. 2

    April 19 in Morocco ⋅ 🌬 28 °C

    (Norbert) Das besondere an Wochenberichten ist, den Blick des bisher von meinen Freund Bert so wunderbar formulierten Tagesereignissen und Eindrücken durch Sichtweisen zu ergänzen, die vielleicht etwas ganz Neues beschreiben. Soweit so gut.
    Montezumas Rache ereilte mich am Mittwoch in fast tödlicher Mission. Ein hartnäckiger Schnupfen hatte mich auf das Nachtbett verbannt und wollte es nicht zulassen, dass der folgende Tag ein Motorradtag werden sollte. Der ärztliche Staff aus SG wurde um Rat gebeten und zeigte bereits nach einigen Stunden positive Wirkung. Mein Honda African Twin Adventure Sport ( ich mußt es einal in voller Größe aufschreiben)wurde in die göttlichen Schrauberhände unseres Mechanikers Hassan gegeben. In der Tat ein begnadeter Schrauber vor dem Herrn, den ich sofort mit nach SG nehmen würde. Ihr kennt doch alle den Film „Das Boot“. Da gab es den Mechaniker im Motorenbereich, der noch so jedes technisch anspruchsvolle Problem lösen konnte. Das ist Hassan. Immer freundlich, lächelnd und zurückhaltend. Somit hatte ich Gelegenheit mit dem Begleitfahrzeug mitgenommen zu werden. Das Fahrzeug wurde von Moursine gefahren, der die Tour durch seine weitreichenden Kontakte eigentlich ermöglicht hat. Optisch das Gegenteil von Hassan, stets gepflegte Hände und immer Kaffee in Reichweite. Moursine kennt jeden und weiß sich auch in noch so aussichtslosen Situationen immer zu helfen. Ein wahres Organisationstalent, der das Telefon maximal zum Glühen bringt. Irgendwann bog Moursine von der Straße ab, um in einen Hinterhof eines Gasthauses zu fahren. Nach kurzem Gespräch mit einem jungen Mann kam ein älterer freundlich lächelnder Berber auf uns zu. Er sprach mit ihm auf eine Art, wie wohl Freunde hierzulande miteinander sprechen. Man berührte sich ständig und klopft sich mit der rechten Hand immer auf das Herz. Das Gespräch war nach wenigen Minuten bereits beendet. Ich habe nichts verstanden aber die Gesten waren verständlich. Moursine sagte mir, dass er den Mann schon seit vielen Jahren kennt und er ihn immer kurz besucht, wenn er in der Gegend ist. Eine bemerkenswerte Geste die zeigt, wie gelebtes Interesse für den Mitmenschen in dieser sehr armen von Berbern bewohnten Atlasgebirge ein Gefühl der Zufriedenheit ausstrahlt. Die Gegend ist nach unseren Maßstäben bettelarm und ohne Zukunft hinsichtlich Wohlstand. Auch wenn es für mich unverständlich erscheint Frauen auf den Feldern arbeiten zu sehen, wenn gleichzeitig die Herrn der Schöpfung annähernd komplett auf Stühlen vor Kaffees „rumhängen“ und sich alte Geschichten erzählen. Der Eindruck bleibt für einen kurzen Moment, hier ist alles im Gleichgewicht. Die Kinder wachsen in einer Abenteuerlandschaft auf , wo der Fußball noch eine Blechdose ist und man den Wert eines Zusammenlebens an Dingen orientiert, die mit unseren Prioritäten keine Schnittmenge haben.
    Der LKW Fahrer der morgens zwei Kästen Cola anliefert wird begrüßt wie jemand, der zur Familie gehört und damit wird eine Wertschätzung sichtbar, die wir bei uns zu Hause in dieser Form nicht finden werden. Da kommt mir die Frage unseres Lehrers aus der 4. Klasse auf, der die Frage damals stellte: was ist eigentlich reich sein?
    Wie es auch sei, aus den Erzählungen von Bert und den kleinen Einwürfen von mir ist klar: wenn einer eine Reise macht, dann hat er was zu erzählen. Erfreut euch an den gewonnene Erkenntnissen. Wir machen das jeden Tag.
    Für heute gute Nacht. 😁
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