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  • Day 7

    Uruguay - Mate, Cooperativas und Strand

    January 8, 2020 in Uruguay ⋅ ☀️ 28 °C

    Montevideo, welch schön klingender Name. Kurzum haben wir diesen Abstecher beschlossen, als uns bewusst wurde, dass bloss der Rio de la Plata und eine gut stündige Überfahrt Buenos Aires von der uruguayanischen Küste trennen. Von unserem Ankunftsort Colonia fahren wir mit dem Bus etwa drei Stunden nach Montevideo. Es geht durch eine Ebene, satt grüne Landschaft, vorbei an vielen bunten, einstöckigen Häusern.

    Uruguay. Uns sagt dieses Land – abgesehen vom Wissen, das es sich um eine erfolgreiche Fussballnation handelt – wenig. Uruguay liegt mitten zwischen dem riesigen Brasilien und dem weitläufigen Argentinien und wird von Reisenden oft vergessen. Obwohl das Land mehr als viermal so gross wie die Schweiz ist, hat es nur gut 3 Millionen Einwohner.

    Und diese sind ganz verrückt nach Mate. Das Aufgussgetränk besteht aus getrockneten Blättern des Matestrauchs und es wird ihm eine belebende Wirkung nachgesagt. Auch Uruguays Nachbarn sind verrückt nach Mate. Doch augenfällig ist, dass viele Uruguayer keinen Schritt ohne ihr geliebtes Getränk tun. So ist auf der Strasse jeder zweite mit einem Mate-Becher und einer Thermoskanne anzutreffen. Damit das Mittragen weniger umständlich ist, gibt es Tragesets oder dafür designte Taschen. Weil alle ihren Mate eh immer dabei haben, ist es allerdings als Tourist gar nicht so einfach, an das Getränk zu kommen, da kaum ein Restaurant Mate anbietet. Wir werden aber glücklicherweise später auf unsere Kosten kommen.

    Eine positive Erfahrung in Montevideo sind für uns die Restaurants: Innovative Kombinationen, spannende Menüs und cooles Ambiente. Im Los Leños gabs den Fisch des Tages mit karamellisierten Süsskartoffeln und ein Spargelrisotto mit Gemüse aus dem Steinofen. Im La Fonda genossen wir Fisch mit Minzsauce und Tagliatelle mit einer Pilzpesto und Pinien. Besonders angetan haben es uns aber die Cooperativas. Unscheinbar, gar etwas versteckt, öffnet sich eine neue Welt, wenn man sie betritt. In ehemaligen Industriegebäuden befinden sich kleine, Büros, Co-Working Spaces und Ateliers sowie eine Art permanenter Street Food Market, wo es an Ständen verschiedenste Esswaren und Getränke zu finden gibt. Die Stände sind schön gestaltet und man spürt die Leidenschaft der Betreiber. In diesen Cooperativas holt man sich an einem Stand, wonach einem gerade ist und setzt sich dann an einen der Tische in der Mitte, die keinem Stand zugeordnet sind. Die Hallen sind schmuck dekoriert und mit vielen Pflanzen versehen. So etwas fehlt aus unserer Sicht in der Schweiz definitiv noch!

    Die Uruguayer sind im Vergleich mit den anderen Südamerikanern sehr liberal eingestellt, wie sich uns auch auf der Free Walking Tour zeigt. Uruguay ist zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine der modernsten Nationen in Lateinamerika. 1916 wurden in Uruguay Kirche und Staat getrennt. Heute geben knapp 42 Prozent der Bevölkerung an, keiner Religion anzugehören. Bereits 1932 wurde das Frauenstimmrecht eingeführt. Abtreibungen wurden in Uruguay im Jahre 2012 in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten straffrei, was kurzzeitig zu einem regelrechten Abortionstourismus führte. Denn mit Guyana kennt nur noch ein anderes Land in Südamerika eine straffreie Abtreibung in den ersten drei Monaten. Durch eine Anpassung der Gesetze (urugayischer Pass, Aufenthalt im Land seit zwei Jahren) wurde dieser Art von «Tourismus» jedoch ein Riegel geschoben. Für Aufsehen sorgte der lateinamerikanische Staat auch im Jahre 2017, als der Verkauf von Marihuana legalisiert wurde. Ja, der Staat baut für seine Bürger gar Hanf an. Allerdings gibt es klare Restriktionen und der Hanf darf nur in gewissen Mengen, mit niedrigen THC-Gehalten und an bestimmten Orten verkauft werden. Das führt mitunter dazu, dass die Leute vor entsprechenden Apotheken Schlange stehen, um Marihuana zu erwerben. Fakt ist, dass das Gras in der Apotheke günstiger ist als bei den Dealern, wie unser Guide uns erzählte.

    Nach vielen geschichtlichen Infos zu Montevideo und dem Land Uruguay gönnten wir uns einen Strandtag. In Piriápolis haben wir die Gelegenheit genutzt und uns mit reichlich kühlem Atlantikwasser benetzt. Wir waren erstaunt, dass Bademöglichkeiten in Buenos Aires und Montevideo praktisch inexistent sind: Das braune und doch eher verdreckte Wasser des Rio de la Plata in Montevideo und vor allem in Buenos Aires lädt definitiv nicht zum Baden ein. Der etwa zwei Fahrstunden von Montevideo entfernte Badeort Piriápolis bot deshalb die bessere Gelegenheit für einen kurzen Atlantik-Schwumm. Piriápolis ist denn auch eine beliebte Feriendestination für Uruguayer, Argentinier und auch Brasilianer.

    An unserer nächsten Destination ist Baden nur für Hartgesottene. Von der Wärme Montevideos geht es nämlich nach Bariloche in Nordpatagonien, das im Winter ein beliebtes Skigebiet in Südamerika ist.
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