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  • Day 26

    4. Famulaturwoche

    September 22, 2019 in Oman ⋅ ☀️ 33 °C

    Gleiches Spiel wie letzten Sonntag. Übermüdet vom Wochenende stehen wir alle wieder pünktlich vor der Haustüre, um auf unseren Shuttlebus zu warten. Kurzes Frühstück in der Klinik, und anstatt ins Morgenmeeting zu gehen, hüpfe ich gleich in meine grünen Scrubs. Für mein Team steht heute wieder der OP auf dem Plan. Nachdem sich der erste Eingriff unerwartet verkompliziert, und wichtige Strukturen mit der Kamera einfach nicht darstellbar sind, führt die leitende Oberärztin den Eingriff schließlich nur unter Palpation blind durch. Aber mit Erfolg! Hierdurch haben sich aber die restlichen anstehenden Operationen nach hinten verschoben, sodass es für omanische Verhältnisse sogar sehr zügig vorangeht. Anstatt zum Beispiel die nächste Patientin dann in den OP zu bestellen, wenn die vorangehende schon auf dem Weg in den Aufwachraum ist wie sonst, beginnen die Anästhesievorbereitungen heute für den nächsten Eingriff zügig, sobald die erste Patientin fertig ist. So müssen heute sogar manchmal 2 Patientinnen im OP-Flur aneinander vorbeigeschoben werden - das hab ich hier in der Gyn bisher noch nicht gesehen 😀
    Nach einem geplanten Kaiserschnitt, und einer Tubenligatur (für die Nicht-Mediziner: der Durchtrennung der Eileiter als endgültige Verhütungsmethode), kommt für mich das Highlight des heutigen Tages. Ich darf mich für den nächsten Kaiserschnitt steril einwaschen, d.h. gemeinsam mit den operierenden Ärzten mit an den OP-Tisch. Anders als in Deutschland steht allerdings nicht die OP-Schwester mit dem sterilen Kittel und den Handschuhen bereit, sondern jeder - egal ob Student oder Chefarzt - muss sich alleine steril vorbereiten. Aber mein Team erklärt mir sehr freundlich die einzelnen Schritte, und wie ich z.B. den Kittel alleine anziehe, um mich nicht unsteril zu machen. Eine gute Stunde stehe ich also mit dabei, darf ein paar Haken halten und die Fäden abschneiden. Verantwortungsvolle Aufgaben, aber man hat einfach eine viel bessere Sicht wenn man direkt am Tisch steht.
    Glücklich über meine "erste richtige OP" hier in der Gyn, schaue ich noch bei der Entfernung einer Zyste zu, und darf schließlich auch noch einen PAP-Abstrich (übersetzt: Abstrich des Gebärmutterhalses zur histologischen Untersuchung) durchführen. Ein ziemlich interessanter Tag für mich, bei dem ich aus praktischer Sicht bisher am meisten gelernt habe. Mohammed - ein omanischer Student fährt uns dann um 16 Uhr nach Hause (heute war ich tatsächlich mal sehr lange im Klinikum!) . Nach dem langen Arbeitstag und dem schlaflosen Wochenende, treffen wir Austauschstudenten uns nur im Aufenthaltsraum der Frauen - den einzigen Kerl aus unserer Gruppe "schmuggeln" wir rein, um eine Überraschungs/Dankeschön Party für die omanischen Studenten in der kommenden Woche zu planen. Eigentlich wollten wir heute Abend ins Kino gehen, aber da ich zum ersten Mal gegen 19 Uhr auf meinem Bett eindöse, entscheide ich mich zum ersten Mal in diesem Austauschmonat daheim zu bleiben und den Abend gemütlich mit Christina in unserem Appartement zu verbringen.

    Heute gelernt 🤓
    Entscheiden sich Frauen im Oman für einen geplanten Kaiserschnitt, müssen sie vor dem Eingriff dafür sorgen, dass sie im Vorfeld mindestens zwei Blutspender finden. Dieses Spenderblut muss nicht der Blutgruppe der werdenden Mutter entsprechen, um den möglichen Blutverlust während der OP zu decken. Stattdessen soll über diese Regelung bei geplanten Eingriffen dafür gesorgt werden, dass genügend Blutprodukte im Allgemeinen zur Verfügung stehen und nicht etwa zu Gunsten der geplanten Eingriffe andere Patienten nicht gut versorgt werden können.
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