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- Hari 26
- 12 Mac 2024, 12:00 PTG
- ☀️ 34 °C
- Altitud: 954 m
ZimbabweVictoria Falls17°55’21” S 25°49’34” E
Erste inhaltliche Reflexionen

von Manfred Rolfes
Es ist der erste Morgen seit gut drei Wochen, an dem nicht knapp 20 Leute auf den Beinen sind und sich auf das Frühstück oder die Abfahrt zu einem Termin vorbereiten. Nur drei Hühner laufen durch den Garten und suchen nach Futter. Dagmar und ich haben uns entschieden, noch zwei Nächte im Victoria Falls Backpacker zu verbringen und uns erst dann auf den Weg nach Windhoek zu machen. Es ist jetzt ziemlich still im Backpacker, aber das turbulente Leben, welches unsere Projektgruppe an diesem Ort entfaltet hat, habe ich noch in guter Erinnerung. Sehr schön war es, trotz markanter Gruppendynamiken, aber dazu gibt es an einem der nächsten Tage ein paar Gedanken von mir.
Ich bin gerade noch mal das Programm der letzten 3 Wochen durchgegangen und muss sagen: Es war wirklich sehr viel Input und ein riesiger Berg von Erfahrungen. Aber im Rückblick hat es auch erstaunlich gut gepasst, weil die Termine sehr gut aufeinander aufbauten. Ohne die schriftlichen studentischen Rückmeldungen schon systematisch ausgewertet zu haben, würde ich drei inhaltliche Punkte sehen, zu denen wir intensiv gearbeitet und gelernt haben.
1) Das zentrale Thema des Studienprojekts war natürlich die globale Klimakrise am Beispiel von Zimbabwe. Hierzu hatten wir schon im Seminar und im Webniar des Zimbabwe-Netzwerks eine Menge erfahren; doch dieses abstrakt Gelernte wurde vor Ort mit Leben gefüllt. Zuallererst bei MyTrees - aber im weiteren Verlauf immer wieder - wurden wir mit dem Problem der Entwaldung konfrontiert und der herausfordernden Aufgabe der Wiederaufforstung. An der Bindura University, der Africa University, bei SIMUKAI, ICRISAT, dem Matopos Research Institute und dem Hillside Teacher College konnten wir sehen, wie intensiv in Zimbabwe zu den Folgen und dem Umgang mit der Klimakrise geforscht wird. Wir konnten auch feststellen, welchen hohen Stellenwert das Thema Klimakrise in der Geographielehrer:innenausbildung und im Geographieunterricht in Zimbabwe hat (nämlich einen sehr viel höheren als in Deutschland!); auch lokale NGOs wie SIMUKAI und MyTrees bearbeiteten diese Thematik systematisch, um z. B. einer weiteren Entwaldung entgegenzuwirken und den Anbau angepasster Nutzpflanzen stärker zu etablieren. Und dann konnten wir nicht nur in Mahenye erleben, unter welchen harten Bedingungen die lokale Bevölkerung trotz immer kürzerer Regenzeiten, steigender Temperaturen und zunehmenden Starkregenereignissen ihre Ernährung abzusichern versucht. Dies alles lernten und erfuhren wir zu einer Zeit, in der das ganze Land unter der schwersten Trockenheit der letzten Jahrzehnte leidet. Die Folgen dieser Trockenheit konnten wir selbst an den vertrockneten Pflanzen auf den Feldern sehen und an den steigenden Lebensmittelpreisen feststellen.
2) Ein weiteres Projektziel war der Austausch mit Vertreter:innen von Hochschul- und Forschungseinrichtungen in Zimbabwe. Im Vorfeld hatten wir Begegnungs- und Austauschtermine mit Studierenden, Lehrenden und Forschenden des Departements für Geographie an der Universität von Bindura, der Africa University in Mutare und den Geograph:innen des Hillside Teacher College in Bulawayo sowie den Forschungsinstituten ICRISAT (International Crops Research Institute for the Semi-Arid Tropics) und dem Matopos Research Institute vereinbart. Alle Gesprächstermine wurden von unseren Gastgeber:innen so angelegt und organisiert, dass ein intensiver und reger Austausch sowohl zwischen Studierenden wie auch Forschenden/Lehrenden ermöglicht wurde. Alle Gespräche verliefen sehr offen und waren von Neugier und gegenseitigem Respekt geprägt. Überall erhielten wir einen vertieften Einblick in z. B. die Studienordnungen für Geographie, das Geographie-Curriculum an Schulen, die Interkulturalität an der Africa University und die umfassenden Forschungsaktivitäten der von uns besuchten Einrichtungen. Abschluss oder Höhepunkt der Treffen war stets ein gemeinsames Essen („No meeting without eating“) und der Wunsch, die sich anbahnenden Kontakte aufrecht zu erhalten und auszubauen. Im Hinblick auf die Tiefe und Qualität des Austausches wurden meine Erwartungen übertroffen.
3) Die Reflexion des Umgangs mit Fremdheit und Interkulturalität war ein weiterer Schwerpunkt des Studienprojekts. Diesbezüglich sind nach meinen ersten vorläufigen Überlegungen zwei Erkenntnisse erwähnenswert, die aus unserer Beobachtung des Alltagslebens in Zimbabwe resultieren. Auf der einen Seite waren immer wieder die deutlich sichtbaren sozialen Disparitäten in diesem Land sehr auffällig: Neben „westlich“ anmutenden Shopping Malls, modernsten Wohnkomplexen, neu ausgebauter Infrastruktur und international anerkannter tertiärer Bildung lässt sich zum Teil direkt daneben der Kampf um die tägliche Ernährung und ein paar US-Dollar beobachten. Dieser irritierende Widerspruch begegnete uns tagtäglich und es fiel schwer, dazu eine verstehende oder angemessene Haltung einzunehmen. Als weiße Deutsche gehörten wir natürlich durchgängig zu der privilegierten Gruppe, denen in Zimbabwe (fast) alle Türen offenstanden. Das Begreifen dieser eigenen Privilegiertheit ist aus meiner Sicht die zweite wichtige Erkenntnis des Studienprojekts. Dies trat besonders deutlich während des Aufenthaltes in Mahenye in Erscheinung, denn hier konnten wir unmittelbar erleben, dass die Bewohner:innen in ländlich-peripheren Regionen den ganzen Tag damit beschäftigt sind, ihre Grundbedürfnisse zu befriedigen und ihre Existenz zu sichern. Wir mussten feststellen, dass wir diesen Herausforderungen nicht in Ansätzen gerecht werden konnten; dies erhöhte unsere Achtung vor einer solchen Lebensleistung und der Resilienz der Zimbabwer:innen.
In den nächsten Wochen werde ich auf der Grundlage der Rückmeldungen der Studierenden versuchen, diese ersten Reflexionen zu konkretisieren und, soweit möglich, empirisch zu prüfen.Baca lagi
PengembaraEuch noch eine gute Weiterreise. Bin sehr gespannt auf weitere Erkenntnisse von euch.
Pengembaraeine tolle Zusammenfassung und vielen Dank für die Organisation der Studienreise. Ich fand es toll die Einblicke in das heutige Leben in Afrika zu bekommen. Für mich persönlich ist am beeindruckendsten der Vergleich zwischen meinem Afrika Bild, welches ich vor 30 Jahren in Kenia bekommen habe und den jetzigen Bildern. Man kann Kenia und Simbabwe bestimmt nicht vergleichen, aber ich war eigentlich total positiv überrascht wie gut es sich zumindest in den Städten entwickelt hat. Euch weiterhin eine gute Reise.
PengembaraVielen Dank, wir hatte eine tolle Zeit mit den Studis!
PengembaraHallo Ihr Rückkehrer:innen, von Gerd haben wir erfahren, dass Ihr gut gelandet seid. Wir wünschen Euch ein sanftes Einleben. Wir hängen hier im Backpacker noch ein bisschen den Gedanken an die schöne Zeit mit Euch nach. Dagmar und Manfred