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  • Day 48

    Ende der Reise !?

    April 11, 2020 in Germany ⋅ ☁️ 3 °C

    Richtig gehört! Wir sind wieder in Deutschland...

    Aufgrund der aktuellen globalen Situation, dem anhaltendem Lockdown in Neuseeland und den Regierungsmaßnahmen kamen wir zu dem Schluss, unsere Reise doch deutlich eher zu beenden als erwartet.
    Neuseeland hat vor etwa 3 Wochen nach den ersten Covid-19 Fällen von ein auf den anderen Tag die Alarmstufe-4 ausgerufen.
    Alle Camper, Reisenden und Bewohner wurden dazu aufgefordert, sich binnen 48 Stunden einen festen Standort für vorerst 4 Wochen zu suchen und diesen nicht mehr zu ändern. Alle öffentlichen Geschäfte die nicht zwingend erforderlich sind, alle öffentlichen Plätze wie z.B. Campingplätze wurden geschlossen. Alle Aktivitäten die einen kleinen Spaziergang oder Einkaufen überschreiten sind untersagt.
    Gerade auf der Südinsel angekommen waren wir von dem einen auf den anderen moment trotz Campervan obdachlos.

    Zum Glück sind wir vor der Reise mehreren Facebook Gruppen, in denen sich bis zu 20.000 Backpacker tummelten, beigetreten. Dort war zu diesem Zeitpunkt die Hölle los. Alle Camper wussten nicht wirklich weiter und suchten gegenseitig Hilfe.
    Nach mehreren Stunden hin und her, konnten wir uns mit zwei weiteren Jungs aus Freiburg zusammentun. Wir entschlossen uns ein Haus zu mieten um die vier Wochen erstmal zu überbrücken. Aus Kostengründen pokerten wir und buchten eine Unterkunft für 6 Personen für die ersten 2 Wochen in Queenstown. Die weiteren zwei Mitbewohner (2 Mädchen aus Schleswig-Holstein/Hamburg) haben auf gleichem Wege schnell finden können.

    Direkt am nächstes morgen machten wir uns von Nelson auf den Weg nach Queenstown. Nach der ca. 11 stündigen Fahrt trafen wir erstmals auf die eben erwähnten Mitbewohner des Hauses.
    Der erste Einblicke des Hauses und der Mitbewohner waren besser als erwartet. Das Haus hatte zwei Badezimmer, zwei Balkons mit Seeblick, eine moderne Küche sowie ein großes Wohnzimmer. Die Mitbewohner waren fast alle unser alter und auch alle aus Deutschland.
    Schnell herrschte eine lockere Atmosphere und gute Stimmung.
    Alle waren sichtlich erleichtert, so kurzfristig noch eine gute und kostengünstige Unterkunft gefunden zu haben.

    Die ersten Tage verbrachten wir mit Spielabenden, Trinkspielen und kleinen Spaziergängen.

    Am Tage des Lockdowns machte die Deutsche Botschaft in allen Medien auf sich Aufmerksam. Es soll angeblich eine Rückholaktion für Deutschte Touristen im Ausland ins leben gerufen werden.
    Anfangs haben wir diese Aussage und den Ernst der Lage etwas unterschätzt und sogar noch belächelt. Nachdem wir dann aber aufgrund des Lockdowns gefesselt an unseren Standort gefesselt waren, wurde uns auch nun auch bewusst, dass wir davon mehr betroffen sind als gedacht.

    Durch die weltweit steigenden Zahlen der Infizierten und den ergriffenen Maßnahmen, entschlossen wir und unsere Mitbewohner einstimmig dazu, sich vorerst in die Liste des Rückholprogramms der Deutschen Botschaft. "Damit sind wir erstmal auf der Sicheren Seite", dachten wir. "Der Rückflug ist ja nicht verpflichtend....".

    Es sollte doch anders kommen.
    Nachdem wir den ganzen Wandel der Situation richtig realisiert haben und das Rückholprogramm der Botschaft anlief, gingen wir alle Optionen durch die uns blieben:

    - Hier bleiben und nicht reisen können?
    - Nach Hause fahren und somit ein großes finanzielles Verlustgeschäft eingehen?
    - Dort bleiben und Arbeiten?

    Und die große Frage:
    Wie lange bleibt die Situation in Neuseeland und dem rest der Welt wie sie gerade ist?

    Diese und viele anderen Fragen wurden in der gesamten Gruppe tagelange diskutiert. Schlussendlich kamen wir alle zu dem Schluss, dass es wenig Sinn ergibt, noch mehr Geld für Unterkünfte auszugeben, nicht reisen zu können und nach dem Ende des Lockdowns ohnehin abreisen zu müssen.
    Auch von Seiten der Regierung hieß es zusammenfasst:
    Es wäre unverantwortlich als reisender in Neuseeland zu bleiben und das dortige Gesundheitssystem zu beanspruchen obwohl es nur für die eigene Bevölkerung ausgelegt ist.

    Und wieder ergaben sich neue Fragen die uns ins Grübeln brachten:

    - Was machen wir mit unseren gekauften Campervans?
    - Wer kauft jetzt überhaupt Autos?
    - Wann werden wir über unseren konkreten Rückflugtermin benachrichtigt?

    Erstmal hieß es wohl oder übel: Abwarten und Tee trinken.
    Täglich gab es Infos von der Botschaft über den Fortschritt der Rückholaktion. So vergingen die Tage.
    Nach knapp zwei Wochen wurden die Infos konkret. Die ersten Reisenden bekamen Mails über Ihre Rückflüge.
    Unser Problem: Wir waren in Queenstown. Die Rückflüge gingen jedoch nur aus Christchurch und von der Nordinsel aus Auckland.

    War es überhaupt legal seinen Aufenthaltsort in Nähe von Christchurch zu verlegen?

    Wir wandten uns direkt an die Polizei: "Solange Ihr als Gruppe zusammenbleibt und euch direkt zur neuen Wohnung begebt, ist es zwar nicht erwünscht aber geduldet."

    Da unsere Tage in der aktuellen Unterkunft sowieso gezählt waren, buchten wir uns eine Unterkunft in Christchurch.
    Wie durch einen Zufall bekamen wir und die zwei anderen Jungs an dem Tag noch eine Mail der Botschaft mit konkreteren Informationen zur Rückreise nach Deutschland.

    Am folgenden Tag machten wir uns als Kolonne mit 3 Campervans in das 6,5 Stunden entfernte Christchurch auf.

    Dort angekommen gab es für alle noch ein letztes Todo. Der Verkauf vom Campervan.
    Wieder wurden Facebookgruppen durchforstet, Auswanderer die ebenfalls in den Gruppen vertreten waren angeschrieben und sogar Autohändler angeschrieben.
    Nach elendig langer Schreibarbeit und Diskussionen hatten wir zwei Interessenten.
    Diese waren sich vorerst auch unsicher ob Sie das Risiko des Autokaufs während des Lockdowns eingehen wollen.

    Wir setzten alles auf eine Karte und verhandelten den Preis für unseren Campervan schon weitestgehend über Textnachrichten. Schlussendlich willigte einer der Potentiellen Käufer in ein Treffen ein.

    Nach einer halb schlaflosen Nacht trafen wir uns mit dem Interessenten. Zu unserem Glück hat der Kauf stattgefunden. Trotz einem ordentlichem Verlust von 4000 NZD waren wir nun doch froh, dass wir unser Auto am Donnerstag gegen 17 Uhr verkauft haben. Eine andere Möglichkeit hätte es nicht gegeben, da wir für unseren Rückflug bereits Freitag morgen um 5 Uhr am Flughafen sein mussten.

    Und der große Schock: Kurz nach dem Verkaufsabschluss, als wir schon die Straße zu Fuß runtergingen, kam die Polizei mit Blaulicht auf den Ort des Verkaufs geschossen. Anscheinend hat uns ein Einheimischer bei dem Verkauf beobachtet und direkt die Polizei alarmiert.

    Wir machten uns so schnell es ging in ein paar Seitenstraßen unsichtbar. Die Polizei kam ca. 2 Minuten zu spät!

    Nach dem aufregendem Verkauf hieß es für uns: Ein letztes mal kochen und die Klamotten packen.
    An schlafen war allerdings nicht zu denken. Gemeinsam ließen wir mit unsren Mitbewohnern die verbliebenden Stunden im Wohnzimmer ausklingen.
    Gegen 4:00 Uhr in der Früh begaben wir uns zum Flughafen.
    Da dieser ja für den normalen Flugverkehr geschlossen ist, musste die Botschaft alle Check-Ins und Passagierdaten manuell erfassen. Selbst die Tickets waren handschriftlich beschrieben.

    Zu unserem Glück, bekamen wir nicht nur eine Maschine von Lufthansa sondern auch noch per Zufall ein Upgrade auf die Premium-Economy Klasse. Mit deutlich mehr Beinfreiheit und größerem Sitzbereich im allgemeinen ging es nun endlich in Richtung Heimat. Mit einem Stopp in Bangkok, kamen wir ohne Ausstiegsmöglichkeit nach ca. 26 Stunden reiner Flugzeit und 35 Stunden Gesamtreisezeit in Frankfurt an.
    Dort erwarteten uns Daniels Eltern die uns von dort aus nochmal 3,5 Stunden endgültig in die Heimat brachten.

    Gegen 5:20 Uhr in der Früh öffnete sich unsere Haustür für die nächsten 14 Tage.
    Jetzt heißt es volle Selbstisolation für uns.
    Um den Schlafrythmus direkt anzupassen heißt es auch heute wieder: Wir bleiben wach! :D

    Wir sind beide voller gemischter Gefühle aber dennoch heilfroh wieder im Heimatland angekommen zu sein.
    Wir hoffen beide eine solche Reise und diese Gelegenheit zu einem späterem Zeitpunkt und anderen Voraussetzungen nochmal zu wiederholen.

    Bis hier hin können wir sagen, dass es trotz der nur 1,5 Monate eine super aufregende und schöne Zeit war. Nie hätten wir gedacht, dass unsere Erwartungen von der Zeit und dem Land so übertroffen werden.
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