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  • Day 177

    Acatenango

    January 6, 2017 in Guatemala ⋅ ☀️ 13 °C

    Der Vulkan Acatenango (3976m) war das Ziel meiner zweiten Wanderung hier in Guatemala. Dieses mal klappe es dann die Wanderung zusammen mit Janique zu machen nachdem sie Tajumulco krankheitshalber ausfallen lassen musste. Da sie noch immer Antibiotika nehmen musste und wir am Donnerstag starten wollten buchten wir für einen kleinen Aufpreis eine private Tour nur für uns zwei. Wie sich später herausstellte war dieser Aufpreis jeden Rappen wert! Vom Vulkan Acatenango hört man viele Geschichten, viele erzählen davon wie schwierig und vor allem anstrengend er sei, sogar erfahrene Wanderer mussten schon umkehren. Hörte sich genau nach der Herausforderung an die ich suche. Wir trafen uns am Tag zuvor um noch einige restlichen Dinge zu organisieren und noch Wasser & Snacks zu kaufen.

    Am Donnerstag morgen trafen wir uns nach dem Frühstück dann auch mit unseren beiden Guides, Mario und Negro. Sie hohlten uns mit ihrem Auto beim Hostel ab und so fuhren wir bereits Richtung Acatenango. Im kleinen Dörfchen "La Soledad" parkten wir, gingen ein letztes mal aufs WC und kontrollierten noch ein letztes mal unsere Rucksäcke bevor wir dann loswanderten. Ein Wanderweg führte uns aus dem Dorf hinaus in die Maisfelder welche am Fusse des Vulkanes angebracht sind. Der Wanderweg war nicht ideal und so rutschte man hin und wieder etwas zurück in der überschüssigen Erde. Nach einer Stunde wandern erreichten wir bereits den zweiten Teil, den Nebelwald. Innerhalb weniger Meter veränderte sich die Umgebung und so fanden wir uns inmitten von Moos überwachsenen Bäumen und farbenfrohen Blumen wieder. Wegen der omnipräsenten Feuchtigkeit war auch der Wanderweg rutschig und nicht hinzufallen war gar nicht so einfach. Glücklicherweise haben einige guten Seelen einen Teil des Wanderweges mit Holzstufen versehen was es deutlich einfacher machte. Etwas mehr als eine Stunde liefen wir durch den Nebelwald bis wir am Ausgang uns für unsere Mittagspause setzten. Es gab ein richtiges Festmahl, Kartoffel- und Tomatensalat sowie selbstgemachtes Humus und Blaukäse zum dippen. Bei den günstigen Touren gibt es nur ein kleines Sandwich zum selber machen und so schielte der eine oder andere gierig auf unser Essen. Als wir unsere Bäuche voll geschlagen hatten und schon fast nicht mehr laufen wollten hiess es dann aber doch weiter wandern, jetzt aber durch Kiefernwald. Wir machten in einigen Serpentinen die fast letzten Höhenmeter für heute bevor wir dann im offenen Kiefernwald am Vulkan entlang Richtung Schlafplatz traversierten. Ich nahm mir etwas Zeit und beobachtete die Wälder und vor allem Blumen etwas genauer. Nach einiger Zeit erreichten wir dann auch unseren Schlafplatz und stellten kurzerhand unsere Zelte auf. Zusammen mit Janique setzte ich mich hin und wir beobachteten den Vulkan Fuego welcher zurzeit sehr aktiv ist und sich keine drei Kilometer von unserem Schlafplatz weg befindet. Bis zum Sonnenuntergang sassen wir einfach da, redeten und beobachteten wie der Vulkan alle 10 Minuten Asche ausspuckte. Nach dem Sonnenuntergang setzten wir uns an unser kleines Lagerfeuer um uns zu wärmen und sahen das erste mal eine Eruption mit Lava. Lava! Wir waren beide entzückt von diesem Naturspektakel und konnten nicht genug davon bekommen! Wir hatten richtig glück mit dem Wetter, am Himmel waren keine Wolken die uns die Sicht versperrten. Wir verspeisten unser köstliches Abendessen, vegetarisches Tofu-Curry mit Reis, am Feuer und hatten unsere Blicke trotzdem immer auf Fuego gerichtet. Wir waren von der Lava so in den Bann gezogen dass wir fast nicht bemerkten wie schön klar der Sternenhimmel an diesem Abend doch war. Was für ein magischer Abend, wer noch nie Lava gesehen hat sollte dies ganz oben auf seine Liste setzten! Wir legten uns dann müde in unser Zelt und versuchten wenigsten ein bisschen Schlaf zu bekommen, die Kälte und das ständige beben der Eruptionen machten dies nicht gerade einfach. Nachts raus aufs WC zu gehen war ein grosser Fehler und so kam ich durchgefroren zurück ins Zelt und brauchte einige Zeit bis ich mich wieder aufgewärmt hatte.

    Am nächsten Morgen wurden wir dann nach vier Uhr geweckt, wir setzten uns in der Kälte ans Feuer um unser warmen Tee zu trinken und ein Stück Bananenbrot als Stärkung zu verspeisen. Wenige Minuten später machten wir uns dann auch bereits mit Mütze, Handschuhen und einer Kopflampe auf zum Gipfel. Was folgte war eine etwa einstündige Wanderung durch lose Vulkansteine in welchen man schnell mal wieder einen halben Schritt zurück rutschte. Da sich die Wanderung für mich bis jetzt nicht als die gewünschte Herausforderung herausstellte entschied ich mich die letzten 10 Minuten zu rennen. Was für eine blöde Idee, bedenkt man doch dass man dort 40% weniger Sauerstoff hat und man viel Energie beim herunterrutschen verliert. Wo ein Wille ist da ist auch ein Weg. So kam ich einige Minuten später oben auf dem Gipfel keuchend und total ausser Atem an. Dort oben genossen wir dann zusammen eine 360° Aussicht mit Blick auf unzählige Vulkane, einen Asche spuckender Vulkan und einen wunderbaren Sonnenaufgang. Wir nahmen uns viel Zeit und knipsten auch noch einige Fotos als Erinnerungen bevor wir uns wieder auf den Rückweg zum Schlafplatz machten. Auf dem Rückweg konnten wir auf dem losen Vulkanstein hinunter springen was uns beiden richtig spass machte. Wegen unseres Übermutes fielen wir auch beide einige male hin, ein bisschen spass muss aber ja auch sein.

    Zurück bei unserem Schlafplatz verspeisten wir unser Frühstück, packten unsere Sachen und machten uns dann los auf unseren langen Weg zurück. Wir nutzen diese Zeit um miteinander über alles mögliche zu reden, machten einige Fotos von Blumen und versuchten nicht noch weitere male hinzufallen. Auf den letzten Metern schmerzten dann die Füsse etwas und auch die Knie meldeten sich, wir wussten jedoch dass wir es gleich geschafft haben. Und so erreichten wir beiden das Ende unserer Wanderung, der härtesten in Guatemala, unbeschadet und total happy ein solch schönes Abenteuer erlebt zu haben. Ja was für ein Abenteuer, ich würde sogar sagen dass es mein Highlight dieses Trips bis jetzt ist. Ich bin froh die Wanderung zusammen mit Janique gemacht zu haben. Wir verstanden uns einfach von der ersten Minute an richtig gut, lachten viel und hatten uns einiges zu erzählen. Nach einem Monat hiess es dann auch schweren Herzens abschied zu nehmen, unsere Wege trennen sich hier. Wir werden uns aber sicher wieder irgendwo treffen.
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