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  • Day 196

    Ruta de Las Flores, El Salvador

    July 12, 2023 in El Salvador ⋅ ☁️ 24 °C

    An der Grenze zwischen Pedro de Alvarado in Guatemala und Hachadura in El Salvador standen kilometerlang Lastwagen in einer Kolonne und ich war froh, dass ich mich im Voraus über den Grenzübertritt informiert hatte. Andere Reisende mit Fahrzeugen, die diese Grenze passiert hatten, berichteten davon, dass man an den großen Geschossen auf der linken Spur vorbeifahren könne. Der Gegenverkehr war überschaubar und wenn er auftauchte, fuhr man auf den stark abfallenden Seitenstreifen und weiter ging’s. Natürlich machte ich das auch, sonst würde ich wahrscheinlich heute noch fluchend und verzweifelt dort hinter den LKW’s stehen :-). Ich dachte nur die ganze Zeit: stell dir vor, du machst das am Grenzübergang Deutschland-Schweiz. Wahrscheinlich wäre ich meinen Führerschein sofort los gewesen. Hier hat mir die örtliche Polizei sogar beim Einfädeln kurz vor dem Grenzposten geholfen. Eine andere Welt. Auf der guatemaltekischen Seite habe ich mich ordnungsgemäß bei der Immigration abgemeldet und im Aduana (Zollamt) die temporäre Einfuhrerlaubnis für den Isuzu aufgelöst. Das hat etwas Zeit in Anspruch genommen, denn die Zollbeamtin hat alles akkurat kontrolliert. Auf der El salvadorianischen Seite ging meine Einreise sehr schnell. Leider bekam ich keinen Einreisestempel in den Reisepass, da ich das 90-Tage-Visum für Guatemala, El Salvador, Honduras und Nicaragua bereits in Guatemala erhielt. Die Einfuhr des Autos dauerte eine Weile. Ich musste diesmal sogar ein Formular ausfüllen und das war mit meinem begrenzten Spanisch nicht ganz einfach. Am Ende hatte die Zollbeamtin wohl Mitleid mit mir und unterstützte mich, so gut sie konnte. Für die Bürokratie an beiden Grenzposten bezahlte ich das erstmals keine Gebühr und das freute mich natürlich. Nach 2 Stunden Flitzerei bei sengender Hitze hatte ich es nach El Salvador geschafft. Wie cool. Ein Land, das schon lange auf meiner To-Travel-Liste stand. Nun galt es, das kleinste Land Zentralamerikas mit seinen 7 Millionen Einwohnern und seiner schwierigen Geschichte, gezeichnet von Bürgerkriegen, Kriminalität und Diktaturen zu entdecken. Noch vor ein paar Jahren war es das gefährlichste Land der Welt.

    Nach der Einreise hatte ich nochmals 80km bis zu meinem Ziel der „Ruta de Las Flores“ zu fahren. Ich wollte das Städtchen Juayúa erreichen. Nachdem ich mir in der Grenzstadt Hachadura bereits eine SIM Karte gekauft hatte und sofort wieder online war und mich mit Google Maps verbinden konnte, startete ich meine Fahrt. In El Salvador fiel mir gleich auf, dass die Straßen in einem absolut guten Zustand sind. Da sich auf der Strecke allerdings einige größere Ortschaften befanden, durch die ich durch musste, verbrachte ich nochmal gute 2 Stunden auf der Straße. In Juayúa war ich mit meinen Schweizer Bekannten verabredet. Sie hatten die Grenze am selben Tag passiert und standen bereits auf einem „Campingplatz.“ Ich nehme es schonmal vorweg: Plätze, wie in Mexiko, Belize war auch noch recht luxuriös oder teilweise in Guatemala, gab es in El Salvador nicht mehr. Es waren meist informelle Campsites mit spärlicher Ausstattung. In Juayúa standen wir hinter einem Metalltor auf dem Parkplatz einer kleinen Reihenhausanlage. Hier lebten unzählige Menschen und Haustiere auf kleinstem Raum. Pro Reihenhaus teilte man sich eine Aussentoilette mit integrierter Dusche, worin es immer feucht und nass war. Außerdem standen dort noch 2 große Aussenwaschbecken, welche den ganzen Tag benutzt wurden, sei es zum Spülen von Geschirr, Wäschewaschen, oder Zähneputzen. Für USD 5 pro Nacht durften wir am Teilen teilhaben. Geduscht habe ich dort nicht. An diesem Abend machten wir auch unsere erste Pupusa-Erfahrung (gefüllte Maisfladen mit eingelegtem Kraut on top) in einer städtischen Pupuseria. Mir liegt das El salvadorianische Nationalgericht zu schwer im Magen, so dass ich sie persönlich nicht weiterempfehlen kann. Am nächsten Morgen wollten wir die geführte Wanderung zu den 7 Cascadas machen und entschieden uns deshalb, den Abend früh ausklingen zu lassen.

    Gesagt, getan. Wir nahmen uns um 9.30 Uhr ein Mototaxi zur Liegenschaft unseres Guides José. Entdeckt hatten wir ihn auf der IOverlander App. Verabredet waren insgesamt USD 30 für die ca. 3 stündige Wanderung. In El Salvador ist die offizielle Landeswährung übrigens der USD. In vielen Geschäften kann man auch mit der Kryptowährung Bitcoin bezahlen, was weltweit bisher einmalig ist. Einst wollte Präsident Bukele sogar nur noch den Bitcoin als offizielles Zahlungsmittel in El Salvador einführen, kam damit aber nicht durch. Wir wanderten nach einem kurzen Kennenlernen mit José los. Der Hike war sehr anspruchsvoll und nachdem wir die ersten 4 Wasserfälle passiert hatten, mussten wir uns sogar mit einem Seil am Felsen im Wasserfall hochziehen. Keine einfache Angelegenheit und beim ersten Mal stürzte ich ab, versuchte es aber patschnass nochmal und war oben. Diese Aktion galt es weiter oben nochmals mit einem erhöhten Schwierigkeitsgrad zu wiederholen. Entschädigt wurden wir für die ganze Mühe mit atemberaubenden Wasserfallswimmingpools, in denen man sich herrlich erfrischen konnte. Es war wirklich traumhaft und ich kann die Tour zu den 7 Wasserfälle nur wärmstens empfehlen.

    Am Freitagmorgen schlenderte ich am Vormittag noch etwas durch Juayúa und schaute mir den farbigen Ortskern an. Wie in allen Kleinstädten Zentralamerikas gibt es im Zentrum einen Park, einen Springbrunnen und eine Kirche. Sehr viel mehr gab es in Juayúa tatsächlich nicht zu sehen. Zurück auf unserem „Campingplatz“ und bereit zur Abreise, mussten wir mit Erschrecken feststellen, dass das Metalltor verschlossen war und unsere Ansprechperson Jorge auswärts arbeitete. Erstaunlich war auch, dass alle Frauen keine Nummer von ihm hatten und keinen Kontakt zu ihm herstellen konnten. Schließlich fragten wir einen Mann, der uns die Nummer von Jorge gab und so konnten wir ihn anrufen. Zum Glück war es ihm möglich, seine Arbeitsstelle zu verlassen und er war 30 Minuten später vor Ort, um uns das Tor zu öffnen. Rahel, Dominik und ich trafen uns erst abends am Fuße des Santa Ana Vulkans wieder.

    Ich wollte mir am Nachmittag noch 2 Ortschaften auf der Ruta de Las Flores anschauen. Zuerst fuhr ich in das nur wenige Kilometer entfernte Apaneca. Hier ging es ruhig zu. Touristen, die hierher kamen, schlossen sich meist den geführten Kaffeetouren an, deren Startpunkt etwas außerhalb lag. Im Zentrum gönnte ich mir einen exzellenten El salvadorianischen Kaffee und etwas Süßes dazu. Ich fuhr weiter nach Ataco, der Stadt in El Salvador mit den meisten Murals (Wandbildern). Hier war es hektischer und man sah sogar einige Touristen auf den Straßen. Es gab einige Cafés und Souvenirläden und im Zentrum einen großen Obst-und Gemüsemarkt. Mir hat Ataco von allen 3 Städten auf der Ruta de Las Flores am besten gefallen. Als ich schließlich zurück zu meinem Auto wollte, hatte ich Schwierigkeiten, es wiederzufinden. Ich wusste noch, dass ich es neben einem Restaurant geparkt hatte, aber der Name des Lokals war mir entfallen. Am Ende hatte ich 4 Polizeibeamte im Schlepptau, die ich um Hilfe bat und gemeinsam fanden wir es nach einer Weile. Ich war heilfroh.

    Was man in 2 Tagen alles erleben kann 😮. Ich merkte schon, dass ich meine Reisegeschwindigkeit wieder drosseln musste. Ob ich es schaffte ?
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