• Day 212–219

    Notre-Dame-du-Haut de Ronchamp

    August 27, 2024 in France ⋅ ☀️ 22 °C

    Unsere Strecke Richtung Westen ist gesäumt von unzähligen Sonnenblumenfeldern. Herrlich 🙂.
    Gestern kamen wir zufällig in der Nähe der Kapelle Notre-Dame-du-Haut von Ronchamp vorbei, sind kurz abgebogen und haben uns das UNESCO-Weltkulturerbe angesehen. Hat sich sehr gelohnt!
    Die Kirche liegt 472 Meter über Meer auf dem über dem Ort Ronchchamp gelegenen Hügel Bourlémont, umgeben von schöner Natur mit Weitblick in alle 4 Himmelsrichtungen.
    Die Geschichte dieser Stätte ist eine lange. Der Hügel diente möglicherweise bereits zu Zeiten der Kelten als Kultstätte. Seit Ende des 11. Jhd. gab es dort eine Kirche, später, im 15. Jdh. wurde sie zum Wallfahrtsort. Im Zuge der französischen Revolution wurde die Kirche an einen Händler verkauft, der darin Tiere und Futter aufbewahrte. Einige Jahre später schlossen sich 40 Familien aus Ronchamp zusammen, um die Kapelle zu kaufen und sie ihrer sakralen Bestimmung zurückzuführen. Seither ist sie Privateigentum.
    Im 2. Weltkrieg war der Hügel ein wichtiger Beobachtungsposten und hart umkämpft. Die Kirche wurde 1944 bei einem Artillerieangriff zerstört. Zum Gedenken an die Opfer und als Mahnmal für den Frieden wurden eine kleine Stufenpyramide und ein Friedensdenkmal auf dem östlichen Platz vor der jetzigen Kirche aus Steinen der alten Kapelle errichtet. Sie dient als Sitzgelegenheit für die im freien stattfindenden Pilgergottesdienste.
    Für den Wiederaufbau der Kirche wurde 1949 eine Immobiliengesellschaft gegründet.
    Sie wurde zwischen 1950 und 1955 errichtet nach Plänen von Le Corbusier, einem der einflussreichsten Architekten des 20. Jahrhunderts. Er selbst und seine Werke sind teils sehr umstritten. Heute gehören 17 seiner Bauten zum Weltkulturerbe. Le Corbusier lehnte den Auftrag zunächst ab, weil er nicht für eine "tote Institution" arbeiten wollte. Durch Vermittlung und Hartnäckigkeit konnte er doch überzeugt werden, die neue Kirche zu entwerfen. Seine anfängliche Ablehnung schlug später in Begeisterung über.
    Die Lage war eine Herausforderung für den Bau der neuen Kapelle, da bis dahin keine Straße auf den Hügel führte. Corbusier entschied bereits zu diesem Zeitpunkt, Beton als Baumaterial zu verwenden und sämtliche Arbeiten mit einer einzigen Mannschaft auszuführen.
    Notre-Dame-du-Haut de Ronchamp gehört heute zu den berühmtesten Kirchenbauten der Moderne, gilt sogar als Ikone der Architektur. Die äußere Form der Kapelle wirkt auf der Südseite wie ein zur Sonne ausgerichtetes Segel, wodurch das Licht über tief ins Mauerwerk eingeschnittene Öffnungen ins Innere der Kapelle gelenkt wird. Die mystische Lichtführung gibt dem Innenraum einen ganz besonderen Charakter.
    Aufgrund der hohen Besucherzahlen wurden Erweiterungsgebäude gebaut. Hier gab es anfänglich große Kritik wegen der Nähe zur Kirche, doch sowohl Empfangsgebäude als auch Kloster wurden in den Hügel gebaut und fügen sich perfekt in die Landschaft.
    Das Geläut der Kirche befindet sich außerhalb des Gebäudes. 3 Bronzeglocken hängen nebeneinander - 2 alte Glocken aus der Vorkriegszeit und eine Neue. Le Corbusier wollte eigentlich keine Glocken. Vielmehr plante er eine elektrische Beschallungsanlage, die jedoch nicht zur Ausführung kam. Zum Glück, wie wir finden.
    Seit mehreren Jahren wird der Bau aufwändig saniert, da u.a. Wasser in den Beton eingedrucken ist.
    Viele Infos zu Notre-Dame-du-Haut de Ronchamp, aber selten hat uns der Besuch eine Kirche so beeindruckt.
    Es gibt dort sogar einen schönen Parkbereich für Camper mit Möglichkeit zu übernachten. Wir haben uns aber doch entschieden, noch etwas weiterzufahren nach Port-sur-Saône. Das Dorf selbst ist relativ "tot", aber am Fluss gibt es einen schönen Stellplatz direkt an einer Boule-Arena. Zufällig war dort gestern ein großes Turnier, dem wir aus direkter Nachbarschaft beiwohnen konnten.
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