• Kreativität und Laulupidu-Parade

    7–8 lug, Estonia ⋅ ☁️ 17 °C

    Im Mittelpunkt des touristischen Interesses steht zwar ganz sicher das historische Tallinn, die mittelalterliche Altstadt- 1997 von der UNSECO zum Weltkulturerbe erklärt. Doch das ist nur ein Gesicht der Stadt. Außerhalb der alten Stadtmauern ist Tallinn eine moderne Metropole mit flächendeckender WLAN-Abdeckung, modernen Bürokomplexen, großen futuristischen Einkaufszentren und dem Kreativ-Stadtviertel Telleskivi. Ein wunderbar bunter Kreativcampus hat sich auf einem alten Industriegelände etabliert. Dorthin zieht es uns am zweiten Tag in Tallinn. Hinter dem Bahnhof gelegen, schlendern wir vorher noch durch die Markthallen mit allen leckeren kulinarischen Verführungen, denen wir erliegen. Die schönste und unverhoffteste Begegnung aber war das Treffen mit unserer Afrika- Reiseleitung. York und Kathi sind mit einer Seabridge-Reisegruppe unterwegs und machen Pause in der Markhalle. Wir hatten natürlich viel zu erzählen, das hat Spaß gemacht. Wir kennen einige Teilnehmende aus der Gruppe, die wir doch tatsächlich etwas später auch noch zufällig treffen. Was für ein Tag!
    Dabei regnet es ohne Unterlass, wir aber haben die Sonne im Herzen und stromern durch das spannende Kreativ-Viertel.
    Mittlerweile hat sich der große Umzug der Trachten- und Sängergruppen im Rahmen des Laulupidu- Festivals in Bewegung gesetzt. Alle tragen Regenkleidung über ihren kunstvollen Kleidungsstücken. Die Menschen am Straßenrand jubeln ihnen zu. Und es regnet weiter ohne Pause.
    Wir laufen einige Kilometer auf dem abgesperrten Zugweg mit. Es gibt zwar keine Kamelle und kein Kölsch, es macht trotzdem Riesenspaß den Leuten beim Singen und musizieren zuzuhören. Wir tanzen mit im Regen!

    „Wir singen, also sind wir“!
    Estland ist wieder im Liederrausch an diesem Wochenende. Während der „Singenden Revolution“ löste sich das Land gewaltfrei von der Sowjetunion - nun will es neuen Bedrohungen trotzen. Wer diesem Wetter so trotzt wie diese Menschen es hier tun, der trotzt auch allem anderen. Wir sind so froh hier dabei zu sein.
    70.000 Zuschauer, 990 Chöre, 30.000 Sänger*innen.

    Der gesamte Verkehr ist umgeleitet, irgendwann finden wir auch einen Bus, der uns zu unserem Stellplatz bringt. Wir haben keinen trockenen Faden mehr am Leib sind aber gut drauf. Unsere Schweizer Nachbarn kommen noch auf ein Getränk vorbei. Das rundet einen erlebnisreichen Tag wunderbar ab.

    Unser letzter Besuch in Estland führt zum größten Wasserfall des Landes, dem Jägala Wasserfall.
    Mit einer Höhe von acht Metern und bis zu 50 Meter Breite ist er der gewaltigste Wasserfall Estlands. Das Beste daran sind die unterschiedlichen Farben in den das eisenhaltige Wasser des Jägala Flusses über den Rand donnert.
    Zum Übernachten machen wir bei Salmistu noch einen Abstecher ans Meer. Ein netter Spot am Hafen mit Sandstrand und Meer-Schwimmbad kostet 5 Euro, bezahlbar über eine App. Da lockt doch ein morgendlicher Sprung ins kalte Wasser, im wahrsten Sinne des Wortes. 😂

    Die Fähre nach Helsinki ist gebucht. Wir starten um 13.30 Uhr und freuen uns jetzt auf Skandinavien.

    Kurzes Fazit zu Estland:
    Die Bilderbuchlandschaft aus den beiden Ländern Litauen und Lettland setzt sich nahtlos auch in Estland fort. Dennoch hat sich Estland irgendwie tiefer in unser Herz geschlichen. Die westlichen Inseln sind ein Traum, auch die wunderbaren, gepflegten Parks und Ortschaften. Das Lieblingshobby der Menschen hier ist augenscheinlich das Rasenmähen. Nicht nur die eigenen Rasenflächen sondern auch die öffentlichen Grasflächen werden sauber gehalten. Die Einheimischen sind zurückhaltend entspannt. Keine Verbotsschilder. Die Preise ähnlich wie in Deutschland. Für uns Wohnmobilisten ein Eldorado. Wir haben überall frei gestanden. Hoffentlich bleiben die Möglichkeiten noch lange so. Wir wollen unbedingt wiederkommen und auch die nördlichen/östlichen Region Richtung „Belarus“ erkunden! Allerdings nimmt die Zahl der ausländischen Wohnmobile immer mehr zu! Leider werden die liberalen Regeln oft nicht mehr eingehalten und Park-/Stellplätze mit Campingplätzen verwechselt!

    Tänud und Hüvasti Estland!
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