• Lost Places • Sarajevo (3.034 km)

    22–25 jun., Bosnië-Herzegovina ⋅ ☀️ 26 °C

    Sarajevo ist berühmt für seine Lost Places. Ein Lost Place und eine Street Art Location der Superlative ist die Olympia Bob- und Rodelbahn, die für die Olympischen Winterspiele 1984 gebaut wurde. Mit der Trebević-Seilbahn geht’s in sieben Minuten rauf auf 1.160 Meter, zu Fuß in eineinhalb Stunden runter auf 583 Meter. Ein Lost Place ganz anderer Art ist der Alte Jüdische Friedhof Sarajevo. Es ist der größte jüdische Friedhof in Südosteuropa, der von sephardischen Juden schon 1630 gegründet wurde.
    In Neapel war ich noch ein Filmtourist, hier bin ich schon ein Urbexer; das ist die Kurzform von Urban Explorer, einem Lost Place Entdecker. Ist etwa ganz Sarajevo ein einziger Lost Place? Nein, keineswegs, dennoch drängt sich der Eindruck auf, als würde die Zeit hier langsamer verlaufen. Ich war zuletzt vor etwa vierzig Jahren hier und so extrem hat sich die Stadt nicht verändert. Der Eis- und Lokum-Verkäufer in der Baščaršija, dem Basar in der historischen Altstadt, ist so laut und gewitzt, wie er immer schon war. Alte Männer spielen im Stadtpark Outdoor Schach. Eine Ladenkette heißt „sovietlostcommerc“ und die Konvertible Mark ist die Landeswährung, die erst an die Deutsche Mark und dann an den Euro gekoppelt war. Hättet ihr es gewusst? Der Bosnienkrieg, der Lost Places überhaupt erst geschaffen oder zumindest in Mitleidenschaft gezogen hat, ist jetzt dreißig Jahre vorbei, aber seine Spuren sind auf Schritt und Tritt zu bemerken. Seien es auf der Route nach Sarajevo die Bilder von dem bosnisch-serbischen General Ratko Mladić, einem lebenslang einsitzenden Kriegsverbrecher, oder die Ewige Flamme im Stadtzentrum, die an die Kriegsopfer des Zweiten Weltkrieges und zugleich des Bosnienkrieges erinnert. Aus „Schwerter zu Pflugscharen“ wird hier „Patronenhülsen zu Kugelschreibern“, wer braucht schon noch Pflugscharen…?!
    Meer informatie