• Szenenwechsel & "Lost in the Rif"

    17–21 мар., Испания ⋅ 🌧 16 °C

    Es ist, als hätte ich zwischen Welten gewechselt. Montagmorgen noch am Souk in Er Rich. Buntes Treiben in archaischem Rahmen, nicht zuletzt beim Kräuter-Doktor mit seinen eindringlichen Ratschlägen an die Männer 🤔 (Video). Landschaftlich und von der kulturellen Atmosphäre her noch klar in Südmarokko.

    Dann die Fahrt nach Midelt, Atlas-Hochebene, und weiter nach Boulemane. Immer noch weite, flache und karge Hochebene, jetzt aber durchsetzt mit künstlich angelegten Obstbaum-Plantagen. Später riesige Felder mit Zwiebel-Mieten: die Zwiebeln sind lagenweise auf Steinmauern zum Trocknen ausgelegt, zuoberst mit einer dicken Schicht Stroh und einer Plane bedeckt, als Schutz vor Wetter und Frost.

    Weiter über den mittleren Atlas, zuoberst den baumlosen Jura-Höhenzügen nicht unähnlich. Die Vorkehrungen gegen Schneeverwehungen bestehen hier aus locker gemauerten Ziegel-Wänden. Dann abwärts, entlang der von Saumpfaden durchzogenen Schluchten. Um Sefrou beginnen die Kiefernwälder und weiter unten dann die Olivenhaine. Die Braun- und Ockertöne werden definitiv von Grüntönen abgelöst.

    Übernachtung im Camping Diamant Vert in Fes (75DH). Die Rindfleisch-Tajine mit Pflaumen kommt sehr schnörkellos auf den Tisch. Als einziger Gast im Camping-Restaurant nutze ich das WLAN und höre ein Interview vom Pioneers-of-Change-Online-Kongress.

    Dienstag dann der Start zur Rif-Etappe um 10 Uhr mit dem stillen Ziel, bei El Jebbah ans Meer zu gelangen. Dann aber gerate ich in Fes ins volle Verkehrschaos; die Hauptachse wird gerade frisch geteert und ist deshalb abschnittweise gesperrt. Schließlich finde ich doch noch raus aus dem Chaos von Fés, allerdings im Nordwesten statt wie geplant im Nordosten. Also zuerst einige Dutzend km in Richtung Chefchaouen. Dann wähle ich - auf Empfehlung von Frau Google - eine Pisten-Querverbindung Richtung Nordost. Ein extremes Auf und Ab in mittlerweile saftig grüner Landschaft. Baumlose Hügel, die von riesigen Getreidefeldern überzogen sind.

    Zahlreiche Marokkaner, die Autostopp machen. Hussein ist ein Hüne von Marokkaner, wohl ein wohlhabenderer Bauer. Wir verständigen uns ausschließlich gestikulierend und lachend. Er quittiert die Mitfahrgelegenheit überraschend mit "ganz stark msian". Dann zwei jüngere Marokkaner, der eine davon mit ausgeprägtem Kuhstall-Duft. Nur dank Tierstimmen-Imitation kriege ich raus dass er eine Kuh, zwei Schafe und einen Esel hat - und ernte sein anerkennendes Gelächter dafür.

    Ich kurve immer höher in die Hügel hinein, die Wolken verdichten sich, zeitweilige Regenschauer und ein grosser Regenbogen inbegriffen. In dieser sehr schroffen, abgelegenen und urtümlichen Gegend fallen mir - nebst den ausgesprochen schlechten, extrem schmalen und kurvigen Strassen - die zahlreichen Leute auf, die ihre Kuh am Strick den Strassenrand abgrasen lassen. Angepflockte Esel und Ziegen zuhauf. Und auffallend viele Frauen, die mit stark gebeugten Rücken riesige Brennholz- und Reisigbündel nach Hause tragen. Kinder, die mit dem Esel am Ziehbrunnen Wasser holen.

    Es wird immer offensichtlicher, dass diese inneren Rif-Berge nicht Teil der marokkanischen Tourismus-Strategie sind (von Chefchaouen mal abgesehen). Gerade im Vergleich zur gut ausgebauten Infrastruktur in Südmarokko sticht die Vernachlässigung dieser Gegend schon fast schmerzhaft ins Auge. Ja, und so kommt es, wie es kommen muss: meine ehemals asphaltierte Piste kurvt extrem steil ins nächste Tal hinunter, wird immer schmaler und löchriger. Als ich sehe, dass zuunterst ein Hochwasser führender Oued zu queren wäre ist definitiv Zeit zur Umkehr. Das 6,5m-Gefährt im steilen Strassenstück zu wenden wird zur Millimeter-Arbeit, gelingt aber gerade so knapp. Dann also 25km zurück und einen riesen Umweg in Kauf nehmen. Die immer noch schmale, löchrige und extrem kurvige Strasse führt mich - zuletzt in der Dunkelheit - auf die N2 bei Bab Taza. Parken, Essen, Schlafen. Dieser Tag endet mit 235 Kilometern in 7 Stunden und einem Schnitt von gut 33 km/h. Puuuh.

    Mittwochs weiter durch das saftig grüne Rif-Bergland nach Stehat und Oued Laou an Marokkos Nordküste. Nach gut sieben Wochen kann ich der Maus endlich wieder Meereswellen zeigen - und mir eine grillierte Fischplatte gönnen. Und dabei reift mein Entschluss: jetzt ist genug Marokko und Ramadan. Ich will noch vor den angekündigten Stürmen über die Strasse von Gibraltar.

    Somit ist das Donnerstags-Programm gesetzt: Fahrt Richtung Tetouan und Ceuta, unterwegs in die Waschanlage und nochmals volltanken (zu 11.3 DH = in etwa 1 CHF), Grenzübertritt (ging mit rund einer Stunde ganz glimpflich) und Fährticket besorgen (ist am Balearia-Fährschalter mit 67.20 € eindeutig am Günstigsten. Gegenüber directferries.com zu 84 € und ferryhopper.com zu 112 €). Dann die pünktliche und ruhige Überfahrt. In Spanien endlich wieder Gas nachfüllen und - welch ein Genuss - im Mercadona einkaufen, das volle Programm.

    Mein Marokko-Fazit: es waren acht einmalige und eindrückliche Wochen, mit unzähligen Besuchen und Begegnungen abseits der üblichen Pfade. Das "alleine Reisen" hat sich dabei als Segen erwiesen und mir so manche spontane Begegnung und Überraschung beschert. Besonders angetan bin ich von einigen abgeschiedenen Bergtälern. Und ja, das südliche Marokko ist und bleibt mein Favorit, mit der dortigen Echtheit, Einfachheit und Natürlichkeit fühle ich mich sehr verbunden. Au revoir, inshallah.
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