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  • Day 7

    Der rülpsende Priester hat gefehlt

    December 11, 2021 in Mexico ⋅ ☀️ 19 °C

    Fahrt nach Chamula, da soll es einen rülpsenden Priester geben. Wir clever, denken uns, das machen wir, ohne Tour, mit Collectivo. Bereits hier saßen viele lustige Frauen mit schwarzen Schafsfellen als Rock umgebunden. In Chamula wohnt der Maya-Stamm der Tzotzil Indios. Alle nicht groß, dafür sehr sehr schöne Menschen!
    Von der Busstation läuft man etwa 10min zum Hauptmarkt, wo Markt war. Dahinter ist der Kirchplatz, und da ging es rund. Es waren ja die Feierlichkeiten zu Ehren der Jungfrau von Guadalupe. Und die Kinder wollten die Stadt explodieren sehen. Folgende Szene tat uns auf. Ringsum den Kirchplatz standen die Männer und Frauen, alle mit Schafspelz umgebunden, teils mit Cowboy-Hut. In der Mitte vom Platz eine Kapelle mit Blasmusik. Und drumherum rennen die Kinder im Kreis, verkleidet in Geisterkostümen mit Winchester und Schwarzpulver Installationen auf Drahtgestellen am Rücken, die alle paar Minuten angezündet wurden und laut krachten. Dazu kamen gut im Viertelstunden-Takt Opis aus der Kirche gerannt, die freudestrahlend die richtigen Böller in den Himmel schossen. Kawumms!

    Das Highlight sollte aber in der Kirche sein. Für 20M$ und nochmal dem Hinweis, wer Fotografiert der fliegt, kommt man rein in diesen magischen Ort. Und ich meine das auch so. Da Jesus sowieso nicht zu hört, hat man den erstmal rausgeworfen, und durch Johannes dem Täufer ersetzt. Alle Kirchenbänke sind ebenfalls rausgeflogen, dafür ist der Boden mit Kiefernnadeln übersät. Weihrauch wird in schieren Massen abgefackelt, das ist aber gut, so entdeckt man alle paar Meter etwas neues -- weiter kann man auch nicht sehen. Falls Johannes der Täufer einem auch nicht zu hört, stehen an den Wänden Schulter an Schulter weitere Heilige, die man sich aussuchen kann. Praktisch! Und dann wird halt vor der Heiligen gebeten, mit Opfergabe (meist Eier) und Pox. Pox ist irgendwas gefährliches Selbstgebranntes aus Mais, Zuckerrohr und Getreide, vom Geschmack jenseits der 50‰. Beeindruckend ist auch die Menge an Gläubigen, die vor der Kirche Ihren Gebetsrausch mitten auf der Straße ausschlafen :)

    Wegen der Böllerei oder wegen der Festlichkeit ist leider der Gottesdienst ausgefallen. Man hat uns aber erzählt, normalerweise läuft er wie folgt ab: Der Priester nimmt Unmengen Posh mit Coca Cola zu sich, um dann rülpsend böse Dämonen in ein Huhn zu überführen. Das wird dann während der Messe geschlachtet, und die Dämonen sind hinüber. Beeindruckend! Als der Papst davon erfahren hat, wurde der raderdoll und fand diesen Mix aus Maya-Kultur und Christentum in seiner Kirche gar nicht gut. Er sagte nein. Das juckt da halt nur niemanden.
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