• Brügge

    27. april 2023, Belgien ⋅ ☁️ 5 °C

    Gut und fest in einem kleinen Hotel auf dem flachen Land geschlafen.
    Es gibt einen Film "Brügge sehen und sterben". Kann man machen, aber wasfüreine Verschwendung von Lebenszeit. Da sind noch so viele schöne Kleinode zu besichtigen, dass man nicht nach dem ersten den Wanderschuh abgibt.
    Brügge ist sehenswert, wunderschön und mit seiner fantastisch erhaltenen mittelalterlichen Stadtkulisse dazu geeignet, den Besucher in eine besondere Stimmung zu versetzen. Man wird unwillkürlich Betrachtender und Erlebender einer einzigartigen Atmosphäre von Ehrfurcht, Stille und Bewunderung.
    Obwohl die Gegend von Brügge bereits zur Zeit der Römer besiedelt war, taucht der Name der Stadt erst im 9. Jahrhundert auf, wohl eine Ableitung des altgermanischen Worts „brugj“, zu Deutsch Anlegesteg. Denn Brügge hatte eine besondere Beziehung zum Meer. Hier flossen mehrere Bäche zu einem Fluss (die Reie) zusammen, der nördlich in der Küstenebene ins Meer mündete. Über sogenannte Gezeitenpriele stand dieser Fluss mit der Nordsee in Verbindung, eine Garantie für Gedeihen und Wohlstand.
    Durch seine günstige Lage und die Verbindung zum Meer entwickelte sich Brügge bereits im frühen Mittelalter zu einer betriebsamen internationalen Handelsstadt mit Hafen. Gleichzeitig wuchs die befestigte Siedlung dank der Präsenz der flämischen Grafen, die von Brügge aus die Grafschaft Flandern verwalteten, zu einem mächtigen politischen Bollwerk heran. Im 13. Jahrhundert durfte sich Brügge damit brüsten, das wichtigste Handelszentrum in Nordwesteuropa zu sein. Handelsleute aus ganz Europa ließen sich in der Stadt nieder, und in Brügge entstand die allererste Börse der Welt. Die Börsentätigkeiten fanden auf dem Platz jvor der Herberge statt, die der Maklerfamilie Van der Beurse gehörte. So kam die Börse als finanzieller Umschlagplatz zu ihrem Namen. Trotz der typischen Heimsuchungen des Mittelalters, von Epidemien über politische Unruhen bis zu sozialer Ungerechtigkeit, ging es den Brüggern gut und bald wirkte die Stadt wie ein Magnet. Um 1340 zählte die Innenstadt beachtliche 35.000 Einwohner.
    Der Erfolg hielt an, und im 15. Jahrhundert, Brügges Goldenem Zeitalter, liefen die Dinge selbst noch besser. Flandern gehörte nämlich seit Ende des 14. Jahrhunderts zum Reich der burgundischen Herzöge. Sie bauten ihre Residenz in Brügge weiter aus, und die Stadt wurde schnell zu einem kulturellen Brennpunkt. Neben dem traditionellen Tuch wurden neue Luxusprodukte in Hülle und Fülle hergestellt und verkauft. Berühmte Maler wie Jan van Eyck und Hans Memling – die großen "Flämischen Primitiven" – fanden hier Raum für ihre Kreativität. Die schönen Künste bestimmten mehr und mehr den Alltag und neben schönen Kirchen und einmaligen „Natiehuizen” (Hansekontoren) wurde auch das monumentale Rathaus fertiggestellt. Brügge schien gegen alles gefeit.
    Der plötzliche Tod der geliebten Fürstin Maria von Burgund im Jahr 1482 läutete den Wandel ein. Die Beziehungen zwischen Brügge und dem verwitweten Maximilian von Österreich verschlechterten sich und der burgundische Hof verließ die Stadt. Die internationalen Kaufleute folgten in seinem Kielwasser. Zudem versandete Brügges Verbindung zum Meer. Das goldene Zeitalter war Vergangenheit und es folgten lange Jahrhunderte mit Kriegen und Machtwechseln. Nach der Unabhängigkeit Belgiens (1830) wurde Brügge Mitte des 19. Jahrhunderts eine arme, verlotterte Stadt.
    In seinem Bruges la Morte beschreibt Georges Rodenbach (1892) Brügge treffend als einen recht verschlafenen, aber besonders geheimnisvollen Ort. Vor allem die 35 Fotos, die zur Illustration in das Buch aufgenommen worden waren, machten die Leser neugierig. Schnell wurde das prächtige Erbe wiederentdeckt und die geheimnisumwobene Idylle wurde zum größten Trumpf. Behutsam wagte Brügge die ersten vorsichtigen Schritte auf dem touristischen Parkett. Der Wunsch nach einer Anbindung ans Meer führte Ende des 19. Jahrhunderts zum Bau eines neuen Überseehafens, der den Namen Zeebrügge bekam.
    Beide Weltkriege hinterließen die historische Innenstadt nahezu unversehrt, was eine weitere Zunahme der Anziehungskraft Brügges zur Folge hatte. Der Erfolg ließ nicht auf sich warten, denn der gesamte mittelalterliche Stadtkern wurde im Jahr 2000  zum UNESCO Welterbe erklärt. (TEXTAUSZUG GEKLAUT UND LEICHT VERÄNDERT)
    Aber die kleinen Geschichten, die wir bei der Stadtführung der gelben Ambassadors zu hören bekamen, machen das Bild erst Rund Die Geschichte der reichsten Familie der Stadt, die das Monopol auf die Biergewürze hatte und deren Niedergang, weil kein männlicher Nachfahre Kinder zeugen konnte.
    In die Kirche Unser lieben Frauen muss man gehen, mit Eintritt, dann kann man die einzige Madonnenstatue Michelangelos sehen, die nicht in Italien steht. Der Überlieferung nach hat er für geringeres Geld die Freiheit erhalten, die Madonna in einer Art darzustellen, die ihm behagte. Das Ergebnis ist eine ca. 150 cm hohe Statue aus Carraramarmor, die eine anmutige wunderschöne Maria in hockender Haltung zeigt, die ihr Kind nicht auf dem Arm trägt, sondern zwischen ihren Beinen.
    Man kommt nicht wirklich nah ran und ich bin kein Kunstexperte, aber ich konnte meinen Blick nicht von der Madonna wenden. Ein so über die Maßen schönes Gesicht mit ebenmäßigen jugendlichen Zügen und einer reifen Ausstrahlung. Jesus ist dagegen ein großes pummeliges Kind, das m. E. nicht gut zur Madonna passt. Aber irgendwie wirkt sie so noch filigraner.
    Der Brugse Zot ist auch noch eine lustige Geschichte, die Brügger haben den Ruf Narren (Zotenreißer) zu sein. Sie haben den Österreichischen König als Geisel genommen, um ihn zu zwingen, die Abgabenlast zu senken Nach ca. zwei Monaten gab er nach, erließ die Steuer komplett um mit dem Leben davonzukommen. Einige Zeit später kehrte er mit seiner Armee zurück und nahm übel Rache. Die Brügger haben sich mit dem Bier der Brugse Zot selbst ein Denkmal gesetzt. Die Brauerei, die sich mitten in der Stadt befindet und von steigendem Absatz profitiert, hat übrigens eine mehr als 3 km lange Pipeline, um das Bier 🍺 außerhalb der Innenstadt abzufüllen.
    In Brügge steht eines der ältesten Krankenhäuser Europas. Es wurde von Nonnen geleitet und hatte eine umfangreiche farmazeutische Sammlung.
    Beeindruckend auch der Beginenhof, der noch immer bewohnt ist. Ein in sich geschlossenes Viertel, in dem sich verwitwete Frauen niederließen, um ohne ein Gelübde abzulegen im Namen Gottes Dienste der Nächstenliebe zu leisten. Ein bemerkenwerter Ort der Stille.
    Kulinarisch haben wir es richtig krachen lassen. Es gab Narrenbier, eine Portion Fritten und natürlich frische Waffeln. Wir waren heute früh noch satt.
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