• Schlösser - die 1. AMBOISE

    30 Nisan 2023, Fransa ⋅ ☁️ 9 °C

    Amboise ist rammelvoll. Kein Platz nirgends. Wir wollen zum Markt, zum Schloss und zur Leonardo da Vinci-Ausstellung. Zum Glück haben wir keinen Zeitdruck. Letztendlich hat Jaques ein Nickerchen im Auto gemacht, während wir das Schloss besichtigt haben.
    Jetzt ein wenig geklaute Historie: Von seinem Felsvorsprung aus bietet das über die Loire wachende Königsschloss von Amboise seinen Besuchern einen herrlichen Panoramablick. Das zu Beginn der Renaissance zur königlichen Residenz erklärte Schloss zählt zu den ersten des Loiretals, in dem dank der Gunst Karl VIII. der italienische Stil Einzug hielt. Das Werk wurde von Franz I. zusammen mit dem toskanischen Genie Leonardo da Vinci fortgeführt, letzterer ist in der Kapelle des Schlosses beigesetzt. Als wichtiger Schauplatz der Geschichte Frankreichs zählt Schloss Amboise zu den Glanzstücken der Loire-Schlösser.
    Das dem Schloss als Fundament dienende Belvedere ist seit der Jungsteinzeit ein strategischer Beobachtungsposten. Geschichtlich relevant wurde es jedoch erst im 6. Jh., als der französische König Chlodwig I. hier auf den König der Westgoten Alarich II. stieß. Nach mehreren turbulenten Jahrhunderten eroberte Philipp II. August 1214 die Touraine zurück und errichtete in Amboise seinen Vasallenstaat. 1431 beteiligte sich der Schlossherr Louis d'Amboise an einer Verschwörung gegen Louis de la Trémoïlle, Favorit des Königs Karl VII. Nach seiner Entlarvung kann er seiner Verurteilung zum Tod entrinnen. Jedoch wird ihm das Schloss entzogen, das in den königlichen Besitz übergeht.
    König Ludwig XI. lässt Amboise umbauen, um dort die Königin und den im Schloss geboren Kronprinzen, den späteren Karl VIII., unterzubringen. Als dieser den Thron besteigt, wählt er die Stätte seiner Kindheit, um das Lehnsgutcdes Hauses Valois zu errichten. Mit Hilfe umfassender Bauarbeiten verwandelt er das mittelalterliche Bauwerk in einen prächtigen gotischen Palast. Die zweite Phase der Arbeiten beginnt nach seiner Rückkehr aus Italien. Angetan von den Werken der Renaissance lässt er italienische Künstler kommen, um dem Schloss den typischen Stil der Renaissance zu verleihen. Durch einen unglücklichen Unfall verstirbt der König jung, nachdem er im Schloss mit der Stirn an einen Türsturz schlägt. Sein Nachfolger Ludwig XII. führt die Arbeiten und die Gestaltung der Gartenanlagen fort.
    Den Höhepunkt seines Ruhms erreicht das Schloss schließlich unter der Herrschaft von König Franz I., der in Amboise aufwuchs. Er lässt den großen Leonardo da Vinci aus Italien kommen und bringt ihn im nur wenige Schritte vom Schloss entfernten, durch einen unterirdischen Gang verbundenen Clos Lucé unter. Die Grabstätte des großen italienischen Meisters befindet sich auch heute noch in der am Schloss angrenzenden Hubertuskapelle. König Heinrich II. und seine Gemahlin Katharina von Medici ziehen im Schloss ihre Kinder groß. Doch schon bald schlägt die Stunde der Religionskriege, die unter der Herrschaft ihres Sohnes Franz II. ihren Anfang nehmen. Der Hof wendet sich fortan vom Schloss ab, das für die Könige aus dem Haus Bourbon nur noch eine simple Etappe sein wird.
    Ein Jahrhundert später wird das Bauwerk teilweise zerstört und dient insbesondere dem Oberintendanten (Surintendant) des Königs, Nicolas Fouquet, als Gefängnis. Nach der Revolution gibt Napoleon es an den ehemaligen Konsul Pierre-Roger Ducos ab, der fast zwei Drittel des Schlosses abreißen lässt.
    Ab dem 19. Jh. bis heute durchläuft das Königsschloss von Amboise zahlreiche Restaurierungsarbeiten, die ihm nach und nach seinen früheren Glanz zurück geben.
    Ich habe dem nichts weiter hinzuzufügen. Es ist ein ansehnlicher Bau, der massiv über der Stadt tront, die sich malerisch an den Ufern des Flusses entwickelt hat. Schön, dass die Franzosen nicht allem Alten gleich eine Renovierung überhelfen. So kann man immer mal wieder an alten Fassaden und Wandbildern mit dem Blick hängenbleiben und sich am Schiefergrau der nicht energetisch sanierten Dächer erfreuen. Der Markt hatte etwas von denen bei uns, aber die Produkte waren zum Teil originaler. Käse verkostet, Wein und Würste gekauft und Dosen für Camembert.
    Am Clos Lucé gab es keine Chance auf einen Parkplatz, also brachte uns unser lieber Chauffeur an einen Platz im Wald, von wo aus man das Schloss Chenonceau wunderbar betrachten kann. Dieses bauliche Kunstwerk steht auf starken Pfeilern und überspannt den Fluss Chér. Ein herrlicher Anblick. Während wir den Waldweg entlanggingen ertönten die Rufe der Jagdhörner, es ist Jagdzeit in Frankreich.
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