• Willkommen in Fujikawaguchiko

    11月4日, 日本 ⋅ ☁️ 12 °C

    Dienstag, 4. November

    Unsere Verbindung heute nach Kawaguchiko hat perfekt geklappt - auch mit den Koffern zum Bahnhof Okashimachi zu kommen, war simpel, und es gab sogar einen Aufzug zum Bahnsteig. Die 30 Minuten bis Shinjuku hatten wir sogar einen Sitzplatz und da wir heute diesen Bahnhofsmoloch nicht verlassen mussten, brauchten wir auch fast nur einen Anlauf, um den Bahnsteig zu finden, ab welchem der "Fuji-Excursion" Limited Express fuhr. "Fast" nur einen Anlauf, weil ich ständig nach JR-Ausschilderung gesucht habe, der Zug allerdings von Chuo-Line (gehört aber auch zu JR) betrieben wird.
    Egal, alles gut, wir hatten wirklich reichlich Zeit und auf dem Bahnsteig gibt's sogar ne Raucherkabine. Nervig allerdings - eigentlich immer, aber heute war's wieder extrem - die permanente Geräuschkulisse. Es vergehen keine 10 Sekunden, ohne daß ein Lautsprecher plärrt, Musik dudelt und die selbe Ansage wieder und wieder in japanisch und englisch kommt. Dieser Dauerbeschallung ist man hier an jeder Metrostation ausgesetzt, im Zug, in jedem Kaufhaus - überall eigentlich. Hin und wieder kann man das ausblenden, heute fand ich es aber wieder besonders schlimm.

    Der Zug fuhr pünktlich, allerdings war ich von Anfang an verwundert, daß nirgends vorher jemand die tickets sehen wollte. Im Waggon gab es auch Palaver, irgendwie gabs Stress um die Plätze - wie kann das sein? Für diesen Zug muss man eine Sitzplatzreservierung haben, ich hab's einfach nicht verstanden. Jedenfalls standen Menschen im Gang und vor dem Abteil war's richtig gerammelt voll, Menschen auf dem Fußboden sitzend - waren wir jetzt vielleicht doch mit der Deutschen Bahn unterwegs???
    In moderat-zügigem Tempo also fuhren wir dahin und schon kurz nach dem Start konnte man tatsächlich - in Bruchteilen von Sekunden zwischen Häusern zwar nur, aber wirklich und wahrhaftig, den Fuji sehen!!! Halleluhja - es war uns der Wettergott hold, so viel Glück muss man haben.
    Mit der Zeit verließen wir städtische Gebiete, es wurde die Landschaft grüner und bergiger und der Fuji-San kam näher und näher. Obwohl das natürlich völliger Blödsinn ist, aus einem fahrenden Zug heraus und durch spiegelnde Scheiben Fotos zu machen, konnte ich mir das nicht verkneifen und drückte viel zu oft auf den Auslöser. Und wieder einen Mast, eine Hauswand, ein Gebüsch getroffen.... egal, Freude pur.

    Relativ genau 2 Stunden benötigt der Zug bis Kawaguchiko, hält dabei öfters, als ich angenommen hatte. Als wir den Zielbahnhof erreicht hatten, schien die Sonne und ab da hatten wir den Fuji nur noch im Gegenlicht, bis zum Abend. Das ist zwar ein Wermutstropfen, aber zu verschmerzen.
    Der gesamte Menschenpulk zuckelte nun zum Ausgang, und da wurden tatsächlich die tickets kontrolliert - und vermutlich auch etliche Schäfchen noch zur Kasse gebeten.
    Zwar bot das Hotel, wo wir die nächsten 2 Nächte unterkommen, ein Shuttle an, leider aber nicht in der nächsten Stunde. Und laufen mochten wir den Kilometer mit Gepäck natürlich auch nicht, also in der Taxischlange angestellt. Es war nach 13 Uhr, im Hotel konnten wir natürlich nicht einchecken, sondern wurden ohne Umstände zu einer langen Wand von Gepäck-lockern geschickt, um erst mal die Koffer aufzubewahren.
    Nun war der Tag zu schön, um hier sinnlos rumzusitzen, also bestellte ich ein Taxi zu einem Ort namens Oshino Hakkai. Das ist ein nachgebautes Dorf, also traditionelle Häuser, Wassermühlen, malerisch gelegen zwischen Teichen... Soviel in der Theorie.
    In der Praxis leider gnadenlos überlaufen, Mengen an Menschen, Fressbuden, Souvenirshops - also das volle Programm. Nun gut, trotzdem, was solls. Nach kaum einer Stunde hatten wir mehr als genug von dem Auflauf und machten uns auf die Suche nach einer Bushaltestelle. Taxi schön und gut, aber halt auch relativ teuer für die kaum 10Km, das muss ja nicht zweimal am Tag sein.
    Nur - wo zur Hölle fährt hier der Bus? Daß Busse fahren, hatte ich ja vorab recherchiert, nur wo? Google war tatsächlich keine Hilfe, zwar führte er einige Verbindungen auf, doch der angezeigte Weg zu einer Haltestelle pendelte unentschlossen, führte mal in's Nichts, mal waren wir angeblich schon zu weit... den lauten Ortskern hatten wir längst hinter uns gelassen, nirgends etwas nützliches in Sicht. Erste Stimmungseintrübung beim männlichen Teil der Reisegruppe, um nicht zu sagen, permanentes maulen. Natürlich, ich war schuld, denn an dieser Stelle war meine Vorabrecherche mal nicht 110% perfekt - und das nun ausgerechnet hier im Nirgendwo. Mea Culpa.
    Bis wir nach mindestens 25 Minuten rumlaufen schließlich an einem Cafebüdchen ein Busschild fanden und uns auf Nachfrage von der freundlichen Lady im Shop auch bestätigt wurde, daß wir hier richtig sind. Endlich.
    Nur - wir stehen und stehen und stehen.... zwar werden es durchaus mehr Menschen, die hier eintrudeln, aber ein Bus ist nicht in Sicht. Nicht nach 10, 15, 30, 40 Minuten - es wird langsam kälter, schattig, es ist inzwischen 16 Uhr und wir stehen und stehen.

    Muss ich noch erwähnen, wieviel üble Laune sowas erzeugen kann? Da nützt auch der majestätischste Berg im Hintergrund nichts, wenn einem kalt wird und das rumstehen kein Ende nimmt.

    Doch jetzt sitze ich ja im Hotel, also - es kam natürlich doch noch ein Bus. Daß dieser nun ungefähr 50mal unterwegs angehalten hat, klar, war ja ein ganz normaler Local-Bus, und bis Kawaguchiko-Station beinahe eine Stunde benötigt hat, ist nun inzwischen vergessen. Im Lawson - ja, ganz genau der, mit dem Fuji-Blick - deckten wir uns noch mit Essen und Getränken für heute Abend ein und erwischten dieses Mal tatsächlich den Shuttle zum Hotel. Und das ganz ohne Wartezeit.
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