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  • Day 160

    Jagat - Deng

    November 17, 2019 in Nepal ⋅ ☀️ 7 °C

    Vielleicht hätte ich mich doch ein bisschen informieren sollen, bevor ich losgelaufen bin...oder mal eine Karte konsultieren...oder mir zumindest mal detaillierte Beschreibungen durchlesen. ;)

    Irgendwie hatte ich mir das alles etwas einfacher vorgestellt. Heute von 1400 auf 1860 Meter, das wäre bei meiner Alpenüberquerung nicht der Rede wert gewesen. Hier geht es allerdings nicht einfach bergauf, sondern wir folgen weiter dem Fluss. Und der Weg ist 'Nepali flat', was bedeutet, gar nicht flach, sondern permanent auf und ab. Ich würde gerne mal wissen, wie viele Höhenmeter da heute zusammengekommen sind. 900 waren es sicher, und ich fand's unglaublich anstrengend. Vielleicht ist meine Erkältung noch nicht ganz weg, oder der Monat Pause hat Kondition und Muskulatur stärker dezimiert als gedacht - jedenfalls war ich nach etwa 7 Stunden am Ende, als wir das heutige Ziel erreicht haben.

    Man kombiniere die physische Erschöpfung mit der Tatsache, dass ich seit 2 Tagen kommunikationstechnisch von der Außenwelt abgeschnitten bin und die Unterkunft heute mehr als rustikal ist - jedenfalls war ich ganz schön angefressen. Ich war (und auch daher hätte ich mich besser informieren sollen) einfach gedanklich nicht darauf vorbereitet, wie einfach und abgelegen es hier ist.

    Das Zimmer besteht aus zwei Holzpritschen in einem besseren Schuppen mit Wellblechdach, die Toilette (mal wieder ein Plumpsklo zum Drüberhocken) ist im Verschlag neben dem Gebäude, und die Dusche sieht nicht viel anders aus (es gab aber gegen Aufpreis heißes Wasser!). Zimperlich bzgl der Hygiene darf man jedenfalls nicht sein. ;)

    Sollte ich krank werden, oder der Pass gesperrt werden, müssten wir den kompletten Weg wieder zurücklaufen. Eine andere Option gibt es ganz einfach nicht.

    Den Weg konnte ich heute auch nicht wirklich wertschätzen, da ich so mit mir selbst beschäftigt war, obwohl das Tal weiterhin schöner und die Dörfer uriger werden. Wie so oft bleiben aber in vielen Orten nur Kinder und alte Leute übrig, da die Jungen keine Perspektive haben. Auch in Kathmandu sind die Verdienstmöglichkeiten so gering, dass viele direkt ins Ausland gehen, weil sie nur so ihre Familie über Wasser halten können.

    Es geht uns unglaublich gut, ihr Lieben, vergesst das nicht. Und mit dem Gedanken sowie einer Kanne Tee habe ich mich auch wieder aus der schlechten Laune befreien können. Hier lerne ich, was minimalistisches Leben wirklich bedeutet. Und dass Dinge wie eine Verbindung zur Außenwelt, funktionierende Elektrizität, Abwasser- und Müllentsorgung keinesfalls selbstverständlich sind. Muss fast ein bisschen darüber lachen, dass ich dachte, meine bisherigen Touren hätten mich gelehrt, mit wenig auszukommen.

    Morgen soll es angeblich in einen Ort mit Strom und WLAN gehen, dann könnt ihr all dies vielleicht auch irgenwann mal lesen... Ich hoffe es sehr, ist doch recht einsam hier.
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