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    Begegnungen

    June 30, 2018 in Sweden ⋅ 🌙 16 °C

    Drei Wochen ganz allein, ohne Kontakt, ohne Kommunikation mit anderen Menschen? Nein, das war es ganz sicher nicht. Es gab da einige Begegnungen. Ich habe natürlich Schweden getroffen, ich habe Landsleute aus Deutschland getroffen, Engländer, Schweizer, Niederländer, Österreicher, Polen...und, und, und.
    Hier nur mal ein paar Beispiele:
    Auf meinem ersten Campingplatz in Falsterbo habe ich an meinem letzten Abend zwei Jungs aus Deutschland den abendlichen Komfort gerettet. Ich kam gegen 23 Uhr vom Strand, das Licht war bei untergehender Sonne immer so toll, da standen die beiden mit ihren Rädern vor der um diese Uhrzeit geschlossen Rezeption. Ein häufiges Problem bei später Anreise. Einige Campingplätze stellen dir dann explizit frei, einfach einen Platz auszusuchen und am Morgen den CheckIn vorzunehmen, einige Plätze sind aber regelrecht zu. Aber selbst wenn du auf den Platz kommst, hast du keinen Zugang zu den Serviceeinrichtungen wie Toilette oder Dusche. Dafür benötigte man überall entweder einen Zahlencode, eine Chipkarte oder ganz oldschool einen Schlüssel.
    Die Jungs haben mich dann erstmal über die Gegebenheiten ausgefragt und sich dann entschieden zu bleiben und am Morgen einzuchecken, weil ich ihnen angebotenen habe meine Chipkarte für die sanitären Einrichtungen zu nutzen. Dafür gab es dann noch einen Erlebnisbericht, während sie ihr kleines Zelt neben meinem aufbauten. Die zwei sind den Radweg Berlin- Kopenhagen gefahren. Respekt! Da sie zeitlich so gut lagen und sie am Radfahren so einen Spaß hatten, sind sie einfach nach Schweden weiter geradelt. Und ich habe mir für meine „Rettung“ Punkte für‘s Karmakonto verdient 😉.
    Auf dem Platz in der Nähe von Vimmerby stand mir gegenüber ein Camper mit schwedischem Kennzeichen. Kennzeichen sagt aber nicht immer etwas über den Nutzer (ist bei meinem Auto ja auch so), denn genutzt hat ihn Sabine aus Fulda. Zwei alleinreisende Mädels kommen da schnell ins Gespräch. Wir waren dann gemeinsam wandern und haben einen Abend beim Wein gemütlich in ihrem Camper verbracht. Sie ist nach Stockholm geflogen und hat das Teil dort angemietet. Ich kam dann natürlich auch in den Genuss einer Camperbesichtigung, was natürlich Begehrlichkeiten geweckt hat- die Kosten lassen einen das wieder nüchtern betrachten.
    Eine ganz besondere Begegnung der etwas anderen Art hatte ich in Ystad auf dem Campingplatz. Ich war bis zum Abend mit meinem Radel unterwegs, der Ausflug nach Ales Stenar und das Mohnblumenfeld. Als ich zurück kam, stand zehn Meter neben meinem Zelt ein anderes kleines Zelt, Auto, deutsches Kennzeichen und ein Kajak oben drauf. Und ich denke so, ah, deutscher Nachbar, heute Kommunikation in meiner Muttersprache. Der Typ, ich schätze mal so Mitte 40, war so mufflig und maulfaul, das ich irgendwann aufgegeben habe und dann mit meinen schwedischen Nachbar ein Getränk genommen habe, die mir begeistert von ihren Urlauben in Schleswig-Holstein erzählt haben.
    Als der Typ am nächsten Morgen abgefahren ist, ich habe gerade gefrühstückt, hat er mich total erschrocken. Er hat einen ganzen Satz gesprochen - „Tschüss ich wünsche dir noch einen schönen Urlaub“ 😲.
    Auf meinem letzen Platz waren es die Schweizer, die waren dort in großer Anzahl vertreten, die Besitzerin des Campingplatzes war ein Schweitzer Mädel. Ich durfte jeden Abend die Angelerfolge der Männer bewundern und bin natürlich auch in den Genuss eines fangfrischen, gegrillten Fisches gekommen. Für solche Einladungen hatte ich genug Wein im Kofferraum 😂.
    Und sonst so... ich wurde auf jedem Platz angesprochen und das Thema war immer erstmal identisch.
    Mit dem Zelt ist man auf den Plätzen schon eine Ausnahme. Die kannst du meist an einer Hand abzählen. Die Meisten sind mit Camper, Wohnmobil oder Wohnwagen unterwegs. Und dann als Frau allein. Hier haben mich vor allem Mädels oder Frauen angesprochen und die Themen waren immer gleich. Allein, langweilig, einsam, Angst...hat die Menschen da beschäftigt.
    Männliche Zeitgenossen haben Hilfe angeboten oder Klugscheißer/ Besserwisser - Kommentare abgeliefert, wenn ich mein Zelt aufgebaut habe, während sie vor ihrem Luxuscamper gesessen haben 🙄.
    Es begegnet einem die gesamte Bandbreite menschlicher Charaktere, von lustig, über interessant, bis zum größten Ars...
    Langweilig war es nie. Campingplatz, auch so ein Ort für Studien über menschliches Miteinander.
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  • Day 22

    Mein Sommer in Schweden - Fazit

    July 1, 2018 in Sweden ⋅ 🌙 14 °C

    Wenn mir vor fünf Jahren jemand erzählt hätte, dass ich mit dem Zelt alleine drei Wochen durch Schweden reisen werde..., ich hätte mal herzlich gelacht, das aber nie für möglich gehalten.
    Und heute, drei Wochen und ca. 4600 km später - es war der entspannteste und erholsamste Trip, den ich je gemacht habe. Das absolute Freiheitsgefühl - keine Termine, keine Uhr am Handgelenk, einfach tun, wozu man im Augenblick Lust hat und wenn es Nichtstun ist. Und auch immer wieder erstaunlich, mit wie wenig Dingen man doch auskommt, ohne etwas zu vermissen. Da passt mal wieder ein Zitat von Astrid Lindgren aus Ronja Räubertochter „War es nicht sonderbar, dass so wenig so glücklich machen konnte?“
    Und nein, ich werde mein Zelt nicht verkaufen, denn ich werde es wieder tun. Auch wenn ich die Reisenden im Camper schon etwas beneide. Du brauchst nur deinen Stuhl einräumen, den Stecker ziehen und bist wieder unterwegs. Ich habe da etwas länger gebraucht, bis alles abgebaut und verstaut war.
    Ich hatte sicher auch unheimliches Glück mit dem Wetter, Schweden ist jetzt nicht unbedingt das Land für Sonnenscheingarantie und drei Wochen nur Regen hätte sicher frustriert.
    Mir ist auch bewußt, dass nicht jeder sich in dieser Art seinen Urlaub zu verbringen wiederfindet. Für mich ist es auch ein Stück Herausforderung. Ich hatte sicher im Hinterkopf auch bedenken, was das Schlafen im Zelt betrifft, denn ich bin keine 25 mehr. Werden sich körperliche Einschränkungen bemerkbar machen, werde ich im Zelt frieren? Waren so die Bedenken. Ich habe weder gefroren, obwohl es Nächte mit Temperaturen unter 10 Grad gab, noch haben mich Rückenschmerzen oder ähnliches geplagt. Ich hatte ja auch morgens und abends meine Yogaübung. Das hab ich für mich so bezeichnet 😉 - oder wann habt ihr denn das letzte Mal eine Hose im Liegen an- oder ausgezogen 😉.
    Ich habe mich weder an einsamen Badestellen noch allein beim Wandern im Wald unwohl gefühlt. Ich bin einfach nur begeistert von diesen Landschaften, dieser Weite, dieser Stille, den tollen Sonnenuntergängen und Sonnenaufgängen...
    Ab Montag bestimmt die Uhr und mein Terminkalender wieder meinen Alltag und ich werde diese tollen Ausblicke aus meinem Zelt oder beim Frühstück vermissen.
    Schweden wird mich ganz sicher wiedersehen. Dieses Land ist so riesig und je nördlicher man kommt, um so schöner die Landschaften und um so einsamer die Gegend. Richtung Norden geht da noch einiges.
    Mal sehen, wo mein Zelt im nächsten Sommer steht. Norwegen hat auch spektakuläre Landschaften oder Island in Kombination mit den Färöer Inseln, da gibt es eine Fähre ab Dänemark hin...
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