Guatemala
Quebrada Tambac

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Travelers at this place
    • Day 178

      Chichicastenango, Guatemala

      June 24, 2023 in Guatemala ⋅ ☁️ 26 °C

      Nachdem ich ein paar Tage in der Stadt Lanquin, am Río Lanquín und an den wunderschönen natürlichen Pools von Semuc Champey verbracht hatte, zog es mich an diesem Samstag weiter gen Süden. Mein Ziel war der Ort Chichicastenango, der bei Touristen vor allem wegen seines quirligen lokalen Marktes, der immer sonntags und donnerstags seine Tore öffnet, bekannt ist.

      Ich hatte gerade einmal 245 km zu fahren und war wieder erstaunt, wieviel Zeit Google Maps dafür berechnete. Es standen mir 6.5 Stunden bevor und deshalb entschloss ich, möglichst früh loszufahren. Der erste Teil der Strecke war mir bereits von der Hinfahrt bekannt und führte mich nochmals durch die Stadt Cobán. Danach ging es weiter über die Berge. Es war eine ziemlich zähe Fahrt. Einmal ging die Straße auf einer ordentlichen Höhenlage plötzlich in eine Schotterpiste über, mitten durch eine Müllhalde hindurch und mir stellten sich bettelnde Kinder in den Weg, die hier vermutlich arbeiteten und ab und zu einen Quetzal oder etwas Nahrhaftes von Vorbeifahrenden erhielten. Ein trauriges Bild. Nach einigen Kilometern wurde aus dem Feldweg wieder eine geteerte Straße und das Fahren fühlte sich sofort weitaus angenehmer an. Als ich noch etwa 58 km bis nach Chichicastenango hatte, versagte plötzlich meine Bremse. Ich konnte sie komplett durchtreten, ohne dass das Auto zum Stehen kam. Glücklicherweise fuhr ich nicht gerade einen Berg hinunter, sondern war auf ebener Straße in der Stadt Sacapulas unterwegs. Ich stoppte an der nächstgelegenen Tankstelle und fragte nach einem Mechaniker. Auf die Idee, dass die Bremsen einfach abkühlen mussten, kam ich nicht und so ließ ich einen nicht mehr ganz nüchternen Mann an meinen Rädern schrauben. Später musste dann noch jemand dazukommen, um alles wieder zusammensetzen, da der Mechaniker meines Nicht-Vertrauens scheinbar Probleme damit hatte. Alle Männer, die unterdessen zusammengelaufen waren, taten ernsthaft so, als sei mir geholfen worden, dabei hatte sich das Problem durch Abkühlung mittlerweile von selber gelöst. Der Betrunkene wollte mir für seine Arbeit tatsächlich Q500 (€63 !!!) abzocken, aber da hörte der Spaß auf. Ich fing an zu schreien und ich glaube, er bekam es mit der Angst zu tun. Ich drückte ihm Q100 (€13) in die Hand, was wahrscheinlich noch zu viel war und düste ab. Ich hatte nochmal gute 1.5 Stunden zu fahren und es war bereits nach 17 Uhr. In der Dunkelheit wollte ich nicht unterwegs sein.

      Für den Rest der Strecke und bei allen weiteren Fahrten in Guatemala nutzte ich die Motorbremse vermehrter, um so eine Erfahrung nicht noch einmal machen zu müssen. Ich kam um etwa 18.30 Uhr auf dem bewaldeten Campingplatz „Casa Tzocomá“ an und verbrachte hier 2 Nächte. Mit Q100 (€13) pro Nacht fand ich den Platz recht preisintensiv, aber die Betreiber waren überaus freundlich und hilfsbereit, standen mir mit Rat und Tat zur Seite und vermittelten mir am Tag meiner Abreise nochmals einen günstigen Mechaniker. Den Ecocampingplatz fand ich sehr spannend. Es gab dort einen Bethügel, auf dem Maya-Zeremonien stattfanden und es war interessant, diese aus der Distanz zu beobachten.

      Der Tag nach meiner Ankunft war ein Sonntag und ein besonderer Tag in Guatemala. An diesem Tag fand die Präsidentenwahl im Land statt, die voraussichtlich im August mit einer Stichwahl fortgesetzt wird. Auf dem berühmten Markt von Chichicastenango waren aufgrund der Wahlen nicht alle Stände besetzt, aber das störte mich nicht weiter. Ich lief zuerst einmal durch die lebendige Stadt und an der Kirche im Zentrum wurde ich von einem älteren Herren angesprochen, der angeblich 6 Sprachen beherrschte und Touristenführer war. Er bot mir eine 2-stündige Tour durch Chichicastenango für Q300 an, die ich auf Q200 (€25) herunterhandelte. José und die Enkelin, die er im Schlepptau hatte, liefen mit mir zuerst zum Friedhof der Stadt. Er erklärte nicht viel und es wurde immer offensichtlicher, dass er Fremdsprachen nicht wirklich beherrschte. Mit meinem wenigen Spanisch erfuhr ich aber zumindest, dass etwa 90% der Gräber auf dem Friedhof Maya-Begräbnisstätten sind und dass die Größe und Bauweise eines Grabes von den finanziellen Mitteln einer Person abhängig ist. Die Grabstätte trägt die Farbe des Wochentags, an dem die Person verstirbt, d.h. jedem Wochentag ist eine bestimmte Farbe zugeordnet. Vom Friedhof hatte man einen wundervollen Blick auf die Stadt, aber die Kehrseite der Medaille war der viele Müll, der hier herum lag. Ich habe noch nie in meinem Leben einen derart ungepflegten Gottesacker gesehen. José und Enkelin brachten mich danach zu einer Maya-Gebetsstätte und dann liefen wir gemeinsam zurück ins Zentrum, wo der Besuch des Marktes anstand. Ich musste ihm weiter jedes Wort aus der Nase ziehen. Auf dem lokalen Markt war vor allem der Streetfood-Bereich eindrücklich. Hier wurde gekocht, frittiert und gefuttert was das Zeug hielt. Für eine ordentliche Portion bezahlte man Q30, was etwa €3.75 entspricht. Besonderer Renner war hier auch frittierte und getrocknete Schweineschwarte, die in großen Säcken herumstand und als Snack zum Verkauf angeboten wurde. Der Besuch des Marktes war eindrucksvoll. Als mich José nach unserer Tour in ein Restaurant brachte, was seiner Meinung nach bei Touristen beliebt ist und dort auch noch zum Essen eingeladen werden wollte, hörte die Freundschaft auf. Ich lehnte dies ab, bezahlte ihm den horrenden Betrag von Q200, den ich aus Unwissenheit mit ihm ausgemacht hatte und verließ die Location. Anschließend aß ich noch hervorragend im Restaurant Casa de San Juan, bevor es wieder zurück auf den Campingplatz ging. Der Besitzer Thomas schlug die Hände über dem Kopf zusammen, als ich ihm erzählte, wieviel Geld mir José abgeknöpft hatte und ich entschied, mir in Zukunft genau zu überlegen, wann ich wirklich einen Guide benötigte.

      Nach einer zweiten ruhigen Nacht im Wäldchen hieß es am nächsten Morgen noch kurz beim Mechaniker vorbeizuschauen, der sich direkt nebenan befand. Er zeigte mir nach einer Weile die vorderen Bremsbeläge, die wirklich ersetzt werden mussten und bei einem Preis von Q300 (€37) inkl. Arbeitslohn stimmte ich zu. Nach etwa einer Stunde waren die Ersatzteile gekauft und die Reparatur getätigt. Es konnte weitergehen. Mein neues Ziel war die Stadt San Marcos am Lago de Atitlán. Hier sollte ich auch wieder auf Reisebekannte aus Deutschland und der Schweiz treffen.
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    Quebrada Tambac

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