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- Day 670
- Tuesday, November 10, 2020 at 12:44 PM
- ☁️ 20 °C
- Altitude: 35 m
SpainMala29°6’18” N 13°28’8” W
Hinterm Staudamm festgefahren

Gleich nach dem Frühstück brachen wir auf, um zu dem einzigen Staudamm der Insel zu fahren. Dieser liegt auf mehreren hundert Metern zwischen zwei Bergkämmen. Der Weg dahin verlief zunächst über eine noch recht harmlose Steinpiste, wobei das Gefühl schon ein wenig mulmig war, denn die Fahrspur war nur für ein Auto ausgelegt und verlief direkt neben dem Abhang. Wohlgemerkt ohne Leitplanke!
Oben angekommen waren wir nicht die Einzigen. Einige Drachenflieger hatten sich dort versammelt, um bei den sehr guten Bedingungen hoch in die Lüfte zu steigen. Dies kannten wir ja noch zuletzt aus Minden.
Unser Ziel war es, auf die andere Seite des Dammes zu gelangen, denn dort lag auch irgendwo ein Geocache versteckt. Aber alleine über den ca. 50 Jahre alten Staudamm zu gehen, war schon ein Abenteuer: einige Stangen des Geländers waren entweder gerissen oder fehlten gar komplett! Metall und andauernde Winde mit Meerwasser ergibt eben zwangsläufig Rost...
Sowas hielt uns allerdings überhaupt nicht davon ab, auf die andere Seite zu gelangen.
Den Geocache konnten wir recht schnell finden und haben beschlossen hier sogar einen Travelbug aus den USA wieder auf Reisen zu schicken. Mal sehen wo es für ihn noch hin geht.
Aron entdeckte, dass die Versorgungseingänge des Dammes nicht versiegelt waren und war kaum noch zu halten. Was gibt es schon Spannenderes, als einen Blick in ein altes, verlassenes Gebäude zu werfen? Lost Places...
So ganz ohne Beleuchtung ging es dann durch enge dunkle Schächte, Treppen rauf und wieder runter, bis wir am Fuße des Dammes schließlich wieder heraus kamen. Belohnt wurden wir mit dem Ausblick vom Fuße des Dammes durch die Schlucht ins darunter liegende Tal.
Anfangs dachten wir, dass der Damm zu Stromgewinnung gebaut wurde. Allerdings fehlten dazu die nötigen Maschinen. Nach kurzer Recherche fand Lara heraus, dass der Damm in den 1970er Jahren erbaut wurde und zur Speicherung von Regenwasser genutzt werden sollte. Das klappte wohl nicht wirklich, denn auf Lanzarote regnet es nicht wirklich oft oder viel.
Dummheit ist doch mitversichert, oder?
Nun hatten wir die Wahl: Zurück zur aphaltierten Hauptstraße und die Inselerkundung auf sicherem Untergrund fortsetzen, oder weiter auf der Buckelpiste durchs Landesinnere und die Abkürzung zur anderen Seite der Insel nehmen? Sind wir also Abenteurer oder Touristen?
Wir entschieden uns natürlich für den Abenteurer in uns :)
Eigentlich erst kurz vor unserem Ziel, der Hauptstraße auf der anderen Seite der Insel, wurde die Steinpiste immer extremer. Es wurde zusehends unebener, steiniger und auch steiler. Irgendwie fühlte sich der Polo langsam wirklich wie ein Polo an und nicht wie ein Pajero :) Wir beschlossen hier umzudrehen. Tja, leichter gesagt, als getan.
Wir waren wohl schon ein paar Meter bergab zu weit gefahren und hatten ein paar Absätze zuviel überquert!
Der VW Polo ließ sich natürlich noch drehen, wobei der lockere Sand uns das Anfahren im Gefälle schon ziemlich erschwerte. Danach sahen wir das weit größere Problem: zwei hohe Absätze, die es zu überwinden galt. Bergab kamen sie einem gar nicht so hoch vor, bergauf sieht es dann schon anders aus.
Ein Polo ist einfach nicht dafür ausgelegt. Bei einer Bodenfreiheit von vielleicht mal 20 cm und recht abgefahrenen Straßenreifen war die Gefahr groß, bei dem Versuch über die steinigen Absätze zu fahren, aufzusetzen und sich die Ölwanne oder sonstwas abzureißen, die Reifen aufzuschlitzen oder sich im lockeren Sand festzufahren.
Bei dem ersten Absatz konnten wir uns gut mit einigen losen Steinen als Anfahrtsrampe behelfen. Nach einigen Metern folgte jedoch der zweite weitaus höhere Absatz.
Nach mehreren erfolglosen Versuchen, es roch auch langsam nach Getriebe, ging Aron los, um Hilfe bei dem nächst gelegenen Haus zu holen, was zum Glück keine 200 Meter entfernt lag.
Nach nicht mal drei Minuten kam Aron strahlend mit einem hilfsbereiten Kanarier namens Gino zurück.
Zum Glück konnte Gino etwas Englisch und wir etwas Spanisch, alle aber am besten Pantomime :)
Wir improvisierten mit ein paar Decken und Brettern und Lara musste von hinten mit anschieben, aber es half alles nichts - der Polo wollte nicht über den Absatz.
Nach kurzem Überlegen und einigen „¡Dios mio!“ und „¡Aye, aye, aye!“ lief Gino zurück zu seinem Haus und kam schließlich mit seinem VW-Bus zurück.
Das Abschleppseil wurde aus mehreren zusammengebundenen Ratschen improvisiert, kurzerhand zwischen den VW-Bus und den Polo gehangen und los ging es. Jeder ging an seine Position: Gino in den Bus, Aron ins Auto und Lara hinter das Auto zum Anschieben. Unsere Nerven waren gespannt wie Drahtseile. Es musste jetzt einfach klappen! Alternative: Gang raus, Handbremse lösen und das Auto dem anschüssigen Hang und der Schwerkraft überlassen. Dummheit ist doch versichert, oder?
Das war eine extrem nervenaufreibende Situation, aber wir schafften es: Nach einem herzhaften Ruck war das Auto wieder frei und in einem Bereich, wo wir es nun selbstständig den Rest der Anhöhe hochschaffen würden.
Die ganze Aktion hat uns gut zwei Stunden und einige Nerven gekostet. Von Kopf bis Fuß waren wir voller Staub und das Auto sah nicht besser aus...
Aber von so etwas lassen wir uns nicht kleinkriegen. Trotzdem wären wir ohne die Hilfe von Gino und unser aller Improvisation, jedoch ziemlich aufgeschmissen gewesen.
Videos und detailierte Bilder gibt es leider nicht, daran denkt man in solch einer Situation dann doch nicht wirklich. Anschließend konnten wir es uns aber nicht nehmen lassen. neben dem Austausch von Kontaktdaten, auch ein gemeinsames Foto zu machen.
Gino zeigte uns dann auch den "richtigen" Weg zur Hauptstraße. Wir hätten an seinem Haus einfach nur abbiegen müssen.
¡Muchas Gracias Gino!
Da einer der Vorderreifen bei der Aktion ziemlich in Mitleidenschaft gezogen worden war, steuerten wir nach erreichen der Hauptstraße den nächsten ebenerdigen Parkplatz an und wechselten mal eben das Rad. Dabei kam der Schaden am Reifen dann auch sehr deutlich zur Geltung.
Nach diesem wirklich anstrengenden Nachmittag hatten wir auch nicht mehr allzu viel Kraft geschweige denn Lust, um uns noch die Gegend weiter anzuschauen. Also fuhren wir auf dem kürzesten Wege ab nach Hause...Read more